Jane Smiley wurde 1949 in Los Angeles geboren und wuchs in einer Vorstadt von St. Louis, Missouri auf, wo sie bis zum Abschluss der High School lebte. 1971 zog sie für ein Jahr nach Europa und arbeitete dort als Archäologin und Touristenführerin. Danach studierte sie am Vassar College und der University of Iowa u. a. skandinavische Sprachen und Volkskunde. 1994 wurde sie in die American Academy of Arts and Sciences und 2001 in die American Academy of Arts and Letters gewählt. Für ihren Roman 'Tausend Morgen' wurde sie mit dem National Book Award und dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.
Autorentext
Jane Smiley wurde 1949 in Los Angeles geboren und wuchs in einer Vorstadt von St. Louis, Missouri auf, wo sie bis zum Abschluss der High School lebte. 1971 zog sie für ein Jahr nach Europa und arbeitete dort als Archäologin und Touristenführerin. Danach studierte sie am Vassar College und der University of Iowa u. a. skandinavische Sprachen und Volkskunde. 1994 wurde sie in die American Academy of Arts and Sciences und 2001 in die American Academy of Arts and Letters gewählt. Für ihren Roman "Tausend Morgen" wurde sie mit dem National Book Award und dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.
Leseprobe
2
Jess Clark war dreizehn Jahre fort. Er ging aus einem alltäglichen Grund - er wurde zum Militär einberufen -, aber innerhalb weniger Monate, nachdem Harold seinen Sohn zum Busbahnhof in Zebulon Zentrum begleitet hatte, rutschte Jess und alles, was mit ihm zu tun hatte, in die Kategorie des Unaussprechlichen, und niemand erwähnte ihn mehr bis zum Frühling 1979, als ich Loren Clark zufällig in der Bank von Pike traf und er mir erzählte, dass Harold zur Feier von Jess' Rückkehr ein Spanferkel rösten würde, ob wir alle kämen, mitzubringen brauchten wir nichts. Ich legte Loren meine Hand auf den Arm, so dass er sich nicht umwenden konnte und mir in die Augen sehen musste. Ich sagte: »Nun sag mal, wo ist er denn gewesen?«
»Ich schätze, das werden wir dann hören.«
»Ich dachte, er hätte keine Verbindung zu euch gehabt.«
»Hatte er auch nicht, bis Samstagabend.«
»Das ist alles?«
»Das ist alles.« Er sah mich lange an und lächelte langsam, dann sagte er: »Mir fällt auf, er hat abgewartet, bis wir mit der Aussaat fertig waren, bevor er seine Auferstehung inszeniert hat.«
Wir hatten wirklich hart gearbeitet, der Frühling war kalt und nass gewesen, und niemand hatte früher als Mitte März aufs Feld gekonnt. Dann war in weniger als zwei Wochen fast der ganze Mais im County gesät worden. Loren lächelte. Was auch immer er sagte, ich wusste, er kam sich ein bisschen wie ein Held vor, genau wie die Männer bei uns zu Hause.
Mir fiel etwas ein. »Weiß er das mit deiner Mutter?«
»Dad hat's ihm gesagt.«
»Bringt er 'ne Familie mit?«
»Keine Frau, keine Kinder. Keine Pläne, dahin zurückzugehen, wo er herkommt. Na ja, wir werden sehen.« Loren Clark war ein großer, gutmütiger Kerl. Wenn er von Jess sprach, dann mit einem zwanglosen amüsierten Unterton, so wie er über alles sprach. Ihn zu treffen, war immer ein Vergnügen, wie ein Glas Wasser zu trinken. Harold machte wunderbare Spanferkel-Essen - während das Ferkel röstete, spritzte er ihm Zitronen- und Paprikasaft unter die Haut. Dennoch erstaunte es mich, dass Harold für einen Tag mit der Bohnensaat aussetzen wollte. Loren zuckte die Schultern. »Das kann warten«, sagte er. »Das Wetter hält sich jetzt. Du kennst Harold. Er schwimmt immer gerne gegen den Strom.«
Worauf ich mich aber wirklich freute, war, Jess Clark durch die Oberfläche all dessen hindurch brechen zu sehen, was die ganzen Jahre nicht über ihn gesagt worden war, Ich spürte mein Interesse wachsen, eine kleine Neugierde, die mir wie ein glückliches Omen vorkam. Als ich eine Weile später den Scenic Highway entlang nach Cabot fuhr, dachte ich, wie hübsch der Fluss aussah - Weiden und Silberahorn standen in vollem Laub, das Schilfrohr war grün und saftig, die wilden Lilien standen in lila Büscheln, und ich hielt an und machte einen schönen kleinen Spaziergang am Ufer entlang.
Am Valentinstag hatte meine Schwester Rose ihre Diagnose, Brustkrebs, bekommen. Sie war vierunddreißig. Die Operation und die darauf folgende Chemotherapie hatten sie schwach und nervös gemacht. Es war der trübsinnigste März und April seit Jahren, und ich kochte die ganze Zeit für drei Haushalte - für meinen Vater, der darauf bestand, alleine in unserem alten Haus zu leben, für Rose und ihren Mann Pete in ihrem Haus gegenüber von Daddy, und dazu für meinen Mann Tyler und mich. Wir wohnten nun wirklich da, wo früher die Ericsons gewohnt hatten. Es war mir gelungen, das Mittagessen zusammenzulegen, und manchmal auch das Abendessen, je nachdem, wie Rose sich fühlte, das Frühstück aber musste ich in jeder der drei Küchen einzeln machen. Meine Arbeit am Herd begann vor fünf und endete nicht vor halb neun abends.
Es machte die Sache nicht besser, dass die Männer herumsaßen und sich übe