Jennifer Ashley lebt im Südwesten der USA. Als Autorin von Romantic und Urban Fantasy sowie historischer Liebesromane hat sie eine große Fangemeinde gewonnen. Sie wurde mit mehreren Genrepreisen ausgezeichnet, und ihre Romane wurden in zwölf Sprachen übersetzt.
Autorentext
Jennifer Ashley lebt im Südwesten der USA. Als Autorin von Romantic und Urban Fantasy sowie historischer Liebesromane hat sie eine große Fangemeinde gewonnen. Sie wurde mit mehreren Genrepreisen ausgezeichnet, und ihre Romane wurden in zwölf Sprachen übersetzt.
Leseprobe
1
London, 1890
Er hat kein Ass.
Daniel MacKenzie hatte vier Achten auf der Hand und eine Stange Geld auf sein Blatt gesetzt.
Er fixierte Mortimer, der zehn Jahre älter war als er und ein Gesicht hatte wie ein Wiesel. Mortimer tat, als habe er von der jungen Kartengeberin am Kopf des Tisches soeben ein Ass bekommen und damit seinen Straight vollgemacht. Doch Daniel wusste es besser.
Sie spielten Poker in der Spielhölle The Nines, die in St. James lag. Poker war Fenton Mortimers bevorzugtes Kartenspiel, und die anderen teilnehmenden Gentlemen waren bereits aus der Runde ausgestiegen. Inzwischen hatte sich der ganze Club versammelt, um Zeuge des geistigen Wettstreits zu sein, der zwischen dem fünfundzwanzigjährigen Daniel MacKenzie und Mortimer, einem ausgebufften Spieler, entbrannte. Es hing so viel Zigarrenrauch in der Luft, dass jeder Schwindsüchtige, der es wagte, den Raum zu betreten, auf der Stelle tot umgefallen wäre.
Das Spiel der Wahl in diesem Etablissement war Whist, aber Mortimer hatte vor Kurzem das aus Amerika stammende Pokern eingeführt, das er während seines jahrelangen Aufenthalts dort erlernt hatte. Mortimer war gut darin, und er hatte Mayfairs Aristokraten rasch um Tausende von Pfund erleichtert. Nichtsdestotrotz forderten sie ihn immer wieder zu einer Partie auf, voller Ehrgeiz, das Spiel ebenfalls zu beherrschen. Elf Gentlemen waren es zu Beginn dieser Runde gewesen, doch einer nach dem anderen war aus dem Spiel ausgestiegen, bis nur noch Daniel und Mortimer übrig geblieben waren.
Daniel legte seine Karten verdeckt auf den Tisch, damit niemand der Umstehenden sein Blatt sehen und Mortimer einen Hinweis geben konnte. Er nahm noch einige Geldscheine und legte sie vor seinen Karten auf den Tisch. »Ich erhöhe auf zweihundert.«
Mortimers Gesichtsfarbe bekam einen leichten Grünstich, nichtsdestotrotz schob er einen Stapel Banknoten neben den von Daniel.
»Ich erhöhe noch einmal«, sagte Daniel, nahm weitere Geldscheine von seinem Stapel und fügte sie dem ohnehin schon beträchtlichen Einsatz hinzu. »Können Sie mithalten?«
»Kann ich.« Mortimer machte keine Anstalten, in seine Taschen zu greifen, um noch mehr Scheine oder Münzen herauszuholen, offensichtlich hoffte er darauf, es nicht tun zu müssen.
»Sicher?«
Mortimer musterte ihn aus schmalen Augen. »Was erlauben Sie sich, MacKenzie? Wenn Sie meine Ehre infrage stellen wollen, bin ich durchaus bereit, Ihnen darauf entsprechend zu antworten.«
Daniel verzichtete darauf, die Augen zu verdrehen. »Immer mit der Ruhe, Mann.« Er nahm die Zigarre aus dem Halter, der vor ihm auf dem Tisch stand, und sog Rauch in seinen Mund. »Ich glaube Ihnen ja. Was haben Sie auf der Hand?«
»Zuerst zeigen Sie Ihr Blatt.«
Daniel nahm seine Karten auf und schnippte sie mit einer lässigen Geste zu Mortimer hinüber. Vier Achten, ein Ass.
Die umstehenden Gentlemen ließen ein kollektives Aufstöhnen vernehmen, die Kartengeberin lächelte Daniel an, und Mortimer wurde kalkweiß im Gesicht.
»Verdammte Hölle. Ich dachte nicht, dass Sie es haben.« Mortimer deckte seine Karten auf - die Zehn, Bube, Dame, die Sieben und die Drei.
Daniel strich sein Geld ein und zwinkerte der Kartengeberin zu. Sie war wirklich sehr hübsch. »Für den Rest können Sie mir einen Schuldschein ausschreiben«, sagte er zu Mortimer.
Mortimer befeuchtete sich die Lippen. »Hören Sie ...«
Er konnte nicht zahlen. Welcher Idiot setzte sein letztes Bargeld, wenn er ein Blatt ohne jede Gewinnchance auf der Hand hatte? Mortimer hätte schon mehrere Runden zuvor seine Niederlage akzeptieren und gehen sollen.
Doch Mortimer war von sich überzeugt und hielt sich für einen Experten im Bluffen. Er war überzeugt gewesen, dass er den naiven jungen Schotten, der heute Abend im Kilt hier hereinspaziert war, wie eine Weihnachtsga