Klappentext
Die Philosophie insbesondere der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts weist eine gewisse Angleichung der Grundgedanken ihrer relevanten Vertreter auf, weil sie eine Welt vorfindet, die an das Denken deutliche und unmißverständliche Forderungen stellt. Nur wenige Denker haben nicht auf ihre Weise den Wandel und die Vorherrschaft der modernen Naturwissenschaft thematisiert; kaum möglich, sich nicht mit ihren Folgen denkend auseinanderzusetzen - mit der Eventualität von Dingen, von denen noch in der frühen Neuzeit niemand geglaubt hätte, dass sie möglich, geschweige denn problematisch werden könnten. Die Gefahr der Weltzerstörung ist in jeder erdenklichen Form zum Thema geworden. Zwei Fragen stellen sich damit dem Denken der Moderne: Wie ist es geschehen, dass diese Entwicklung zustande kam, in welcher Weise müssen Menschen gedacht haben, so dass sie diese Welt erleben? Und: Gibt es eine Möglichkeit, die scheinbar unbegrenzte Macht über die Natur, über die wir verfügen, zu beherrschen und zu regeln, oder werden wir bereits von ihr beherrscht? Die zentrale Frage, an der das Denken der Neuzeit nicht vorbeikommt, wird meist lapidar mit "Technikkritik" bezeichnet und steht in Verbindung mit den Ansprüchen und dem Wirken der modernen Naturwissenschaft. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war es die Physik, die Heidegger, Wittgenstein und Adorno neben vielen anderen für ein Musterbeispiel und einen Motor des naturwissenschaftlichen Paradigmas hielten. Mittlerweile kommt die Biologie zu ihrem Recht. Wenn das Prinzip der Naturbeherrschung auch das selbe geblieben ist, scheint sich nun der Vorgang seinem Ende zu nähern: mit der Gentechnik wird die Naturbeherrschung und alles, was mit ihr einhergeht, vollständig sein. Denn sie wird einen Abgrund überwinden, der bisher selbstverständlich war: die Kluft zwischen Beherrscher und Beherrschtem, Mensch und Natur, Subjekt und Objekt. Oder ist das eine Sichtweise, die zu kurz greift? "Der Bruch zwischen Mensch und totalem Sein ist am Grunde des Nihilismus." diagnostiziert Hans Jonas. Unter den Denkern der Moderne ist er einer derjenigen, die sich am meisten mit den oben beschriebenen Fragen auseinandergesetzt hat, der seine Arbeit entschieden, explizit und engagiert dem Umgang des Menschen mit sich und der Welt in der Neuzeit widmet.