Ob die Türkei zu Europa gehört oder nicht ist eine Frage, welche kaum je - schließend zu beantworten sein wird. Zu zentral ist die Auseinandersetzung über genau dieses Thema in der Konstruktion jeweils spezifischer Vorstell- gen dessen, was Europa ist. Es erstaunt dabei, dass sich trotz der umfangr- chen Diskussion um einen möglichen EU-Beitritt der Türkei und trotz eines umfangreichen Literaturkorpus sowohl zu den Beziehungen zwischen der EU und der Türkei auf der einen Seite sowie den vielfältigen Facetten der K- struktion einer europäischen Identität auf der anderen Seite bislang kaum - stematische Auseinandersetzungen mit der Frage finden, wie sich der Diskurs über die Zugehörigkeit der Türkei zu Europa im Laufe der Zeit wandelt. Genau an dieser Stelle hat Jochen Walter ein Buch vorgelegt, welches hier eine - merkenswerte Lücke in der Forschung schließt. Ein zentrales Ergebnis der auf einem anspruchsvollen konzeptionellen Fundament aufruhenden Analyse ist dabei, dass der Status der Türkei als dem Dazwischen offensichtlich kaum aufzuheben ist die Türkei bleibt Das Ding Dazwischen bzw. Das Ding auf der Schwelle. In diesem Sinne erlauben die Ergebnisse des vorliegenden Buches keine Vorhersagen darüber, ob und wann die Türkei der EU beitreten wird oder b- treten könnte. Es zeigt aber überzeugend auf, dass dies zu einem nicht geringen Teil davon abhängen wird, welche Diskursformationen andere überlagern und welche Selbstbeschreibungen Europas dadurch plausibler und welche weniger plausibel werden.

Die Türkei und die Grenzen Europas

Vorwort
Die Türkei und die Grenzen Europas

Autorentext
Jochen Walter ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld sowie Mitglied des Bielefelder 'Instituts für Weltgesellschaft'.

Klappentext
Die Arbeit analysiert die sich um den (bisher nicht erfolgten) türkischen Beitritt zu den europäischen Gemeinschaften entspannenden Diskurse über die Grenzen und das Wesen Europas - mit oder ohne der Türkei - in historischer Perspektive. In der Kombination grundlegender theoretisch-methodologischer Überlegungen zur Analyse Europas als "essentially contested concept" mit einer empirisch durchgeführten Diskursanalyse, die mehr als 40 Jahre deutscher und britischer Presseberichterstattung umfasst (1960-2004), kann ein komplexes Bild europäischer (De-)Konstruktionsprozesse vorgelegt werden. Bemerkenswert erscheint dabei insbesondere der Befund, dass die Türkei nicht einfach "das Andere" Europas darstellt, sondern vielmehr als ein "Dazwischen" wahrgenommen wird.

Inhalt
Einleitung: Auf Europas Karten dazwischen Die Türkei und die schwierige Frage nach der Gestalt und den Grenzen Europas.- Europäische (Identitats-) (De-) Konstruktionen, oder: Europa in Diskursen (er-) finden.- Europa und die Türkei.- Europa als essentially contested concept und die Herausforderung durch die Tiirkei (beobachten) Theoretisch-methodologischer Entwurf einer Forschungsstrategie.- Die Türkei, Europa und die europäischen Gemeinschaften in der Beobachtung der britischen und deutschen Massenmedien (beobachten): 19602004.- Schlussbetrachtung und Ausblick.- Literatur.- Anhang Titel der im empirischen Teil zitierten Zeitungsartikel.
Titel
Die Türkei - 'Das Ding auf der Schwelle'
Untertitel
(De-)Konstruktionen der Grenzen Europas
EAN
9783531910260
ISBN
978-3-531-91026-0
Format
E-Book (pdf)
Herausgeber
Veröffentlichung
29.08.2008
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Anzahl Seiten
248
Jahr
2008
Untertitel
Deutsch
Lesemotiv