Jürgen Seibold, geboren 1960 in Stuttgart, arbeitete als Redakteur und freier Journalist für Tageszeitungen, Zeitschriften und Radiostationen und veröffentlichte 1989 seine erste Musikerbiografie. Es folgten weitere Sachbücher mit einer Gesamtauflage von rund 1,2 Millionen Exemplaren. Außerdem schreibt er Theaterstücke, Thriller und seine erfolgreiche Allgäu-Krimi-Reihe um den Hauptkommissar Eike Hansen. Mit seiner Familie lebt Jürgen Seibold im Rems-Murr-Kreis.
Autorentext
Jürgen Seibold, geboren 1960 in Stuttgart, arbeitete als Redakteur und freier Journalist für Tageszeitungen, Zeitschriften und Radiostationen und veröffentlichte 1989 seine erste Musikerbiografie. Es folgten weitere Sachbücher mit einer Gesamtauflage von rund 1,2 Millionen Exemplaren. Außerdem schreibt er Theaterstücke, Thriller und seine erfolgreiche Allgäu-Krimi-Reihe um den Hauptkommissar Eike Hansen. Mit seiner Familie lebt Jürgen Seibold im Rems-Murr-Kreis.
Leseprobe
1
Drei Tage zuvor
Es war ein schöner Spätsommernachmittag. München lag unter einem sattblauen, wolkenlosen Himmel. Die Sonne hatte noch viel Kraft, sie spiegelte sich in den Dachziegeln der Frauenkirche, verfing sich spielerisch im stiebenden Wasser des Stachus-Brunnens und brachte auf der Terrasse des Kaufhauses Oberpollinger die Kaffeegäste zum Schwitzen, die keinen Platz mehr unter einem der Sonnenschirme ergattert hatten.
Ein paar Kilometer weiter westlich herrschte im klimatisierten Verkaufsraum der Laimer Dachstein-Apotheke unaufgeregte Betriebsamkeit. Eine Mutter trat an den Tresen, ihre kleine, hustende Tochter fest an der Hand, gab ihr Rezept ab und bekam das Medikament, dazu ein freundliches Lächeln und einen Traubenzucker für die Kleine. Beim Gehen stieß die junge Mutter beinahe mit zwei Männern zusammen, die direkt hinter ihr gewartet hatten. Sie murmelte eine Entschuldigung und zog ihr Kind zur Tür.
Die Apothekerin Maja Ursinus seufzte. Einen der Männer kannte sie bereits, also war wohl auch der andere von der Kriminalpolizei.
»Ich nehme an, Sie brauchen nichts gegen Kopfschmerzen?«, sagte sie und gab ihrer Kollegin mit einem schnellen Blick zu verstehen, dass sie sich in den nächsten Minuten um keine neuen Kunden würde kümmern können.
»Wie man's nimmt«, erwiderte Schnell, den sie schon kannte. »Aber Sie wissen ja: Uns helfen umfassende und ehrliche Aussagen mehr als Tabletten.«
Er verzog sein feistes Gesicht zu einem bemühten Grinsen. Maja taxierte seinen Begleiter. Ende dreißig, schlank, müde. Er sah aus, als könnte er doch eine Tablette brauchen.
»Mein neuer Kollege«, stellte Schnell ihn vor. »Kriminalhauptkommissar Brodtbeck.«
»Angenehm«, sagte Brodtbeck.
»Na ja«, brummte Maja. Sie ging am Verkaufstresen entlang außer Hörweite der Kollegin und wartete, bis die Kommissare ihr gefolgt waren. Dann wandte sich wieder an Schnell. »Was gibt es denn noch zu bereden? Sie haben mich doch schon ausgefragt. Reicht Ihnen mein Alibi nicht?« Sie beugte sich über den Tresen und zischte ihm zu: »Sie wissen doch, dass ich mit Sören Reeb zusammen war. Warum hätte ich ihn vergiften sollen?«
»Vielleicht weil er mit Ihnen Schluss gemacht hat? Weil er Sie betrogen hat?«
»Jeder normale Mensch würde einem sein Beileid aussprechen in einer solchen Situation, anstatt einem einen Mord zu unterstellen.«
Schnell zuckte mit den Schultern. »Mitgefühl ist nicht mein Metier«, erklärte er.
»Wohl wahr. Also, was wollen Sie noch wissen wegen Reebs Tod?«
»Nichts«, sagte Schnell und lächelte dünn.
»Aha? Dann vielleicht doch was gegen Kopfschmerzen? Und Sie, Herr ...?«
»Brodtbeck.«
»Sie sehen leidend aus. Was fehlt Ihnen?«
Er lächelte und schwieg.
»Frau Ursinus«, sagte Schnell. »Wir ermitteln in einem neuen Mordfall. Es gibt Parallelen zum Tod Ihres früheren Freundes.«
»Ach, wirklich?« Maja schnaubte. »Lassen Sie mich raten. Sie dürfen mir nicht sagen, wer gestorben ist, und auch nicht, woran er gestorben ist.«
»Erst einmal nicht, das stimmt. Nur so viel: Auch diesmal war Gift im Spiel.«
Majas Miene verfinsterte sich.
»Und wieso kommen Sie damit wieder zu mir?«
Schnell reagierte nicht auf ihre Frage.
»Wir würden gern wissen, wo Sie gestern waren, zwischen acht und zwölf Uhr.«
Ein spöttisches Lächeln legte sich auf ihr Gesicht.
»Also bitte, Herr Kommissar! Wo werde ich um diese Zeit wohl gewesen sein?«
Sie machte eine Geste, die die ganze Apotheke einschloss.
»Und dafür haben Sie Zeugen, nehme ich an.«
»Natürlich! Alle Kunden, die in dieser Zeit hier waren.«
Schnell zückte einen Notizblock.
»Und meine Kollegin natürlich«, fügte Maja hinzu. »Wir haben fast immer gleichzeitig Dienst.«
Brodtbeck sagte nichts, ging aber die paar Schritte zu Majas Kollegin und wartete, bis sie ihre Kunden bedient hatt