Autorentext
Ich bin 1974 geboren und lebe mit meinem Mann und meinen beiden (fast immer) zauberhaften Töchtern in einem winzigen Dorf im... hohen Norden Deutschlands, in der Nähe von Lübeck. Außen an unserem Haus sieht man roten Backstein, innen in (mindestens) zwei Zimmern rosa Barbie-Höllen. Außerdem gehört zu meiner Familie (als männliche Verstärkung), ein leicht übergewichtiger graugetigerter Kater, der regelmäßig gegen vier Uhr nachts unser stoffbezogenes Bett zum Kratzbaum umfunktioniert. Schon als Kind ging die Fantasie häufig mit mir durch, nicht immer zur Freude meiner Umwelt ... Als Jugendliche schrieb ich meine erste richtige Geschichte, es war ein Pferdeabenteuer. Vor einiger Zeit fand ich dann eines Morgens in der Zeitung einen guten Ratschlag: "Frönen Sie einer Leidenschaft. Diesen Monat schreiben Sie einen Roman." Obwohl sich das als nicht ganz so einfach wie gedacht entpuppte, war das Ergebnis der Liebesroman "Sang- & klanglos", gefolgt von der "vierten Braut".
Zusammenfassung
In Wahrheit war die Sache mit Cinderella ganz anders . Auf Wondringham Castle findet eine riesige Brautschau mit vielen Prüfungen statt. Unzählige junge Damen aus allen Teilen des Landes kommen zum Schloss, um die Gunst eines der vier Prinzen zu erlangen. Aber die junge Gouvernante Mayrin Barnaby, die durch unglückliche Umstände ebenfalls dorthin gerät, will gar keinen Königssohn heiraten, sondern nur schnellstmöglich zurück nach Hause. Dort warten ihre beiden jüngeren Geschwister auf sie, für die sie verantwortlich ist. Als jedoch der charismatische Hauptmann dafür sorgt, dass Mayrin bleiben kann, beginnt ein aufregendes Abenteuer voll Leidenschaft und Intrigen.
Leseprobe
Mitgefangen, mitgehangen Name: Mayrin Barnaby, 19 Jahre Besondere Fähigkeiten: - Grund, weshalb die Prinzen mich auswählen sollten: Es gibt keinen! Ich möchte mich nicht bewerben. Das war ein Missverständnis. Ich bitte um Entschuldigung! Hochachtungsvoll Mayrin Barnaby Schwungvoll setzte ich meine Unterschrift auf das Blatt. Das sollte ja wohl deutlich genug sein! Die anderen Mädchen schrieben alle noch eifrig. Außer dem Kratzen der Federkiele auf den Bewerbungsbögen war kein Laut zu hören. Ich schob meinen Bogen von mir weg und lehnte mich zurück. Hinter mir ging gerade einer der Uniformierten vorbei. Eingeschüchtert zog ich die Schultern hoch. Wie war ich bloß in diese unangenehme Situation geraten? Ein paar Stunden zuvor ... Ein Flüstern weckte mich, und ich schlug die Augen auf. Die beiden Betten neben meinem waren leer. Auf meinen Ellenbogen gestützt, blickte ich suchend durch die Kammer. Im blassen Licht des Morgens, das durch das kleine Dachfenster fiel, entdeckte ich meine beiden jüngeren Geschwister Neela und Leo. Sie standen in ihren Nachthemden am Fenster und schauten hinaus, die roten Haarschöpfe dicht beieinander. Wir alle drei hatten nahezu die gleiche Haarfarbe von unserem Vater geerbt. Leo hüpfte aufgeregt auf und ab, was er immer tat, wenn er sich freute. Noch müde schlug ich die Bettdecke beiseite und trat zu ihnen. Die alten Holzdielen der Dachkammer waren eisig kalt unter meinen nackten Füßen, sodass ich zusammenzuckte. "Was ist denn los, ihr zwei Schlafräuber?", fragte ich gähnend und zerzauste beiden das Haar. "Guck doch, Mayrin, die vielen Fahnen!", rief Leo aufgeregt und deutete aus dem teils zugefrorenen Fenster. Sein breites Grinsen enthüllte seine doppelte Zahnlücke. "Oh, Mann, ist das toll!" Tatsächlich. An sämtlichen Masten des kleinen Städtchens Talebridge, und sogar aus einigen Fenstern, wehten blaue Fahnen mit dem königlichen Wappen darauf. Natürlich. Heute war der Tag der Brautschau. Aber damit konnte ich mich jetzt nicht befassen. "Auf, auf, waschen und anziehen, bevor ihr festfriert! Neela, hol bitte das Wasser von unten!" Mit fast elf Jahren konnte man meiner Meinung nach so etwas von ihr erwarten. Ich erntete einen missmutigen Blick. "Immer ich! Leo muss nie helfen!" "Jetzt stell dich nicht so an!", schimpfte ich ungehalten und schob sie aus dem Zimmer. Dann schlüpfte ich in meine langen Strümpfe, deren grober Stoff an den Beinen kratzte, flocht meine Haare mit geübten Bewegungen zu einem festen Zopf und steckte sie hoch. Offene Haare geziemten sich in meiner jetzigen Position nicht. Schlimm genug, dass sich trotz aller Mühen ständig störrische Strähnen aus meiner Frisur lösten. Neela kam kurz darauf mit einem Eimer voll lauwarmem Wasser zurück und knallte ihn, heftiger als nötig, auf den abgenutzten Tisch. Ihre grünen Augen funkelten rebellisch. Ich atmete tief durch, um angesichts ihrer schlechten Laune nicht die Beherrschung zu verlieren. Mit zusammengebissenen Zähnen kontrollierte ich, dass beide sich gründlich reinigten, und anschließend wusch ich mich selbst. Mittlerweile war das Wasser kalt geworden. Na wunderbar. "Machst du mir die Hose zu, May?", bat Leo, dessen vollständiger Name eigentlich Leopold war. Aber niemand nannte den kleinen Wirbelwind so. "Dürfen wir nachher mit zum Rathaus?", plapperte er aufgeregt weiter. "Vielleicht sehen wir ja einen der Prinzen!" Es war nicht leicht, einem zappelnden Sechsjährigen die Hose zuzuknöpfen. "Das erlaubt sie bestimmt auch wieder nicht", maulte Neela, während sie sich ein Kittelkleidchen über den Kopf zog. "Das ist echt fies!" "Neela, es reicht!", sagte ich drohend. Vermutlich sollte ich mich freuen, dass sie selbstbewusster wurde, und stolz auf sie sein. "May, ich hab dich lieb, soooo lieb!", versuchte Leo, die Situation zu retten, legte seine kleinen Ärmchen um meinen Hals und machte damit alles nur noch schlimmer. "Pah!", keifte Neela und feuerte ihr Nachthemd wütend in eine Ecke, wo es