Juliet Blackwell wuchs in Kalifornien auf. Nach ihrem Studium der Anthropologie arbeitete sie als Sozialarbeiterin, Englischlehrerin sowie als freischaffende Künstlerin und Autorin, unter anderem in New York, Kuba und Frankreich. Sie hat zahlreiche Romane veröffentlicht, die es auf die New York Times Bestsellerliste geschafft haben. Heute lebt und schreibt sie in einem hundertjährigen Haus in ihrer Heimat, dem Sonnenstaat Kalifornien.
Autorentext
Juliet Blackwell wuchs in Kalifornien auf. Nach ihrem Studium der Anthropologie arbeitete sie als Sozialarbeiterin, Englischlehrerin sowie als freischaffende Künstlerin und Autorin, unter anderem in New York, Kuba und Frankreich. Sie hat zahlreiche Romane veröffentlicht, die es auf die New York Times Bestsellerliste geschafft haben. Heute lebt und schreibt sie in einem hundertjährigen Haus in ihrer Heimat, dem Sonnenstaat Kalifornien.
Leseprobe
1
Das war wahrscheinlich ein Fehler, dachte Claire, als sie ihren Gepäckwagen durch den Ausgang des Flughafens von New Orleans bugsierte. Warum musste sie auch ausgerechnet immer den erwischen, bei dem ein Rad klemmte? Die Glastür glitt hinter ihr zu und schnitt sie von der unnatürlichen Kälte im Terminal ab. Mit einem Mal stand sie knietief in der drückenden Juli-Schwüle Louisianas.
Louisiana. Claire kam in den Sinn, dass sie noch mit verbundenen Augen und zugehaltenen Ohren genau wüsste, wo sie war. Sie konnte es fühlen, es lag eine schmerzhaft vertraute Note in der Luft. Die Hitze streckte die feuchten Finger nach ihr aus und umschlang sie. Die Schwüle wisperte auf ihrer Haut, begrüßte sie wie ein vertrauter Liebhaber.
Ein Liebhaber, den sie vor Jahren mit einer Mischung aus Bedauern und Erleichterung verlassen hatte, einer abstrakten Zuneigung, gepaart mit dem fieberhaften Wunsch weiterzuziehen.
Claire atmete die heiße, feuchte Luft tief ein und blies sie langsam wieder aus, während sie die Autos absuchte, die draußen vor der Gepäckausgabe um Parkplätze in der ersten Reihe konkurrierten. Als sie das Darlehen für den neuesten Wagen ihres Cousins Ty mitunterzeichnet hatte, hatte er gesagt, dass der »riesig, schwarz und glänzend« sei. Das war ein Vorteil, dass sie in Plaquemines Parish mehr Cousins hatte, als sie zählen konnte: Es gab immer jemanden, der sie vom Flughafen abholen konnte.
Eine kleine Gruppe angetrunkener Touristen Mitte zwanzig rempelte Claire auf dem feuchtfröhlichen Gang zum Taxistand zur Seite. Anscheinend waren sie auf der Suche nach den berühmten Mardi-Gras-Feiern - außerhalb der Saison. Sie schaffte es gerade noch, ihre Laptoptasche aufzufangen, die ihr von der Schulter rutschte. Ein Schweißtropfen lief ihr den Rücken herunter. Da stand sie nun, mit einer Hand am Gepäck. Die zwei großen Koffer, der Seesack und die Handtasche waren alles, was sie auf der Welt besaß, abgesehen von den wenigen Kartons mit Büchern und Erinnerungen, die sie mit der Post vorausgeschickt hatte. Die restlichen Dinge hatte sie weggegeben, bevor sie Chicago verlassen hatte.
Das war wahrscheinlich ein Fehler, dachte Claire wieder. Der Satz war so etwas wie ein Mantra geworden, seit ihre Cousine Jessica sie letzte Woche angerufen hatte, um ihr zu sagen, dass ihre Großmutter wohl bald sterben würde.
»Mammaw braucht dich jetzt, Chance«, hatte Jessica gesagt. Claires Verwandte nannten sie Chance; ihre Großmutter war Mammaw. »Sie redet Cajun. Niemand versteht sie außer Onkel Remy. Und du weißt ja, wie er ist.«
Als Claire den Anruf erhalten hatte, saß sie gerade in ihrem klimatisierten Büro in Chicago und fragte sich, was sie in die Oper anziehen sollte. War ihr normales schwarzes Bürokostüm gut genug für den Abend? Vielleicht wenn sie es ein bisschen aufhübschte, mit einer auffälligen Ethnokette oder einem bunten Tuch. Oder verlangte der Anlass eher nach Glitzer und Seide? Von ihrem Schreibtisch aus sah sie auf endlose Flure hinab, mit beigem Teppichboden, ein Gewirr aus kleinen Bürowaben und alten Fabrikmauern aus Ziegelsteinen, die für ihren Arbeitgeber No-Miss Systems, ein Softwareunternehmen, aufwendig renoviert und mit Oberlichtern und Trennwänden aus Stahl und Glas ausgestattet worden waren. Sie ließ ihren Blick über die stumme Bürolandschaft gleiten, stellte sich Mammaws Haus vor und dachte: Wenn Jessica eine Stimme aus der Vergangenheit ist, was ist dann meine Zukunft? Ein Abend in der Oper? Wirklich?
Du bist deinen kurzen Hosen wohl allmählich entwachsen, Chance Broussard.
Wie ihr frischgebackener Exfreund Sean sagen würde: »Da ist Claire mal wieder ein klitzekleines bisschen indifferent.«
Dann entdeckte Claire Tys Wagen, der sich riesig und neu seinen Weg durch ein Meer von kleineren Autos und verbeulten Pick-ups bahnte. Er ignorierte das Hupen, parkte in zweiter Reihe, sprang aus dem Auto un