Im Wechselbad der Gefühle: Endlich hat Bailey mit Cody ihren Traummann gefunden, doch alle Hoffnungen auf eine Karriere als Musicaldarstellerin platzen jäh. Als sich in Hollywood neue Türen öffnen, ist Bailey unsicher: Soll sie den Weg in die Schauspielerei wagen? Was würde das für sie und Cody bedeuten? Für Baileys Freundin Andi wachsen langsam neue Träume aus dem Scherbenhaufen ihres Lebens. Trotz der Schwangerschaft schöpft sie aus ihrem neu gefundenen Glauben wieder Hoffnung für die Zukunft. Wird es eine Zukunft mit oder ohne ihr Baby sein? Kann sie es wirklich zur Adoption freigeben?

Autorentext
Karen Kingsbury war Journalistin bei der Los Angeles Times. Seit einiger Zeit widmet sie sich ganz dem Schreiben christlicher Romane. Sie lebt mit ihrem Mann, drei eigenen und drei adoptierten Kindern in Washington.

Leseprobe
Kapitel 1 Bailey Flanigans Beine zitterten und ihre Arme fühlten sich wie weich gekochte Nudeln an. Im Herzen von New York City waren die Hitze und Luftfeuchtigkeit so erdrückend, wie Bailey sie im ganzen Sommer noch nicht erlebt hatte. Falls das Tanzstudio eine Klimaanlage hatte, war sie nicht eingeschaltet. Das Gemisch aus schweißtriefenden Körpern und abgestandener Luft machte es Bailey und den anderen Tänzern fast unmöglich, genügend Sauerstoff zu bekommen. Und noch einmal!, rief Sebastian, der Castingdirektor der West Side Story. Fünf, sechs, sieben, acht Die Musik setzte ein und Bailey holte schnell Luft. Beweg dich weiter!, trieb sie sich selbst an. Gib nicht auf! Sie konnte nicht aufhören, obwohl ihr der Castingdirektor alles abverlangte. Das war ihr Traum: ein Vortanzen in einem New Yorker Studio am Broadway. Sie würde alles geben, selbst wenn sie zusammenbräche. Sie hatte mit Katy Hart Matthews an ihrer Schauspiel- und Bühnenpräsenz gearbeitet; falls sie das Casting bestand, kämen ihr diese Stunden sehr zugute. Aber das Vortanzen brachte sie an ihre Grenzen. Wenn sie gewusst hätte, wie viele Stunden sie tanzen mussten und dass von ihnen erwartet wurde zu singen, ohne eine Spur von Erschöpfung zu zeigen, hätte sie mehr geübt. Sie war nicht sicher, ob es ihrem Ex-Freund, Tim Reed, genauso ging wie ihr. Er hatte fast den ganzen Sommer mit einem privaten Tanz- und Sprachlehrer gearbeitet und soweit Bailey sehen konnte, zahlten sich seine Bemühungen aus. Eines war sicher: Sebastian hatte nicht übertrieben. Er hatte ihnen gesagt, dass Hunderte talentierte Tänzer versuchen würden, eine der wenigen freien Stellen im Ensemble zu ergattern. Bailey erinnerte sich an die Szene vor einigen Stunden. Mindestens tausend Tänzer hatten auf der Straße angestanden, um eine Chance zum Vortanzen zu bekommen. Die einzige, winzige Hoffnung war, dass bei dem Vortanzen nicht nur Talente für die West Side Story, sondern auch für Wicked und Mary Poppins gesucht wurden. In jeder Show gab es mindestens zwei Stellen, die besetzt werden sollten. Bailey hatte Blasen an den Füßen und konnte die Arme kaum noch heben, als sie den Tanz noch einmal vorführte. Aber sie achtete nicht darauf. Sie wäre von einer Rolle in jeder dieser Shows begeistert. Okay, fünf Minuten Pause! Der Castingdirektor winkte mit der Hand. Danach geht es weiter. Bailey trat an die Seite und wischte sich mit einem Handtuch die Stirn ab. Jede Aufführung des christlichen Kindertheaters, jede Tanz- und Stimmprobe, das viele Üben, Beten und Träumen das alles hatte zu diesem Moment geführt. Ihre Lunge brannte, als sie eine Wasserflasche aus ihrem Rucksack holte und sie mit drei großen Schlucken leerte. Ihre Mutter war mit ihr und Tim am Tag zuvor nach New York geflogen. Heute Morgen hatte sie beiden mehrere Wasserflaschen gegeben, wofür Bailey sehr dankbar war. Das Vortanzen dauerte schon fünf Stunden. Nach jeder Stunde wurden Bewerber nach Hause geschickt. Bis jetzt waren sie und Tim noch im Rennen. Im ganzen Studio verteilt standen die Tänzer zu zweit oder dritt zusammen, tranken Wasser und versuchten, wieder Luft zu bekommen. Bailey wollte mit Tim sprechen, aber sie musste ihrer Mutter Bescheid geben, wie es lief. Sie schaltete ihr Smartphone ein und trat auf den Flur hinaus. Ihre Mutter meldete sich sofort. Schön, dass du dich meldest. Bist du noch dort? Es geht noch weiter. Sie bemühte sich, sich ihre Müdigkeit nicht anhören zu lassen, aber das war unmöglich. Sie hatte kaum noch Kraft, um sich das Smartphone ans Ohr zu halten. Es dauert noch mindestens eine Stunde. Wie läuft es? Die Castingdirektoren sind streng. Aber sie mögen uns. Glaube ich wenigstens. Die Konkurrenz ist so groß. Das ist unglaublich. Ihre Mutter hatte sich für diesen Tag ein Mietauto genommen. Nachdem sie Bailey und Tim früh am Morgen abgesetzt hatte, wollte sie einen Einkaufsbummel in der Fifth Avenue machen, um sich abzulenken, bis das Vortanzen vorbei wäre. Okay. Ihre Mutter klang aufgeregt und ihre Begeisterung war ansteckend. Gib dein Bestes, Schatz. Ich bete für dich. Baileys Herz schlug bei den Worten ihrer Mutter höher. In den letzten Jahren hatte ihre Mutter nur ganz selten angedeutet, dass es ihr schwerfallen würde, wenn Bailey vielleicht nach New York City zog. Bailey hatte auch mit Cody darüber gesprochen. Sie hatte ihm versprechen müssen, dass sie nicht an ihre Beziehung oder ihre Zukunft mit ihm denken würde. Wenigstens nicht an diesem Wochenende, da es im Moment um die Verwirklichung ihres Traums ging. Trotzdem kreisten ihre Gedanken ständig um Cody. Wenn sie eine Rolle bekäme, würden sie sich nur selten sehen. Wäre sie ein halbes Jahr oder ein ganzes Jahr in New York City? Vielleicht sogar länger? Sie hatte zu viele Fragen und zu wenige Antworten. Baileys Entschlossenheit wuchs. Zuerst musste sie die Rolle bekommen. Die Antworten kamen danach. Die Pause ging viel zu schnell zu Ende, ohne dass Bailey mit Tim sprechen konnte. Als Nächstes tanzten nur die Männer. Es waren ungefähr hundert Tänzer übrig und Sebastian stellte Tim in die vorderste Reihe. Folgen Sie mir und passen Sie gut auf. Ich sage es nicht zweimal. In ein paar Minuten gehe ich durch die Reihen. Wenn ich Ihnen auf die Schulter tippe, können Sie gehen. Danke für Ihr Kommen. Wenn ich Sie nicht antippe, bleiben Sie hier. Dann sind Sie in der nächsten Runde. Sebastian begann eine schwierige Folge aus acht Schritten, die alle in einem irrsinnig schnellen Tempo getanzt werden sollten. Bailey war nicht sicher, aus welcher Show dieser Tanz stammte, aber sie bezweifelte, dass er in dieser Geschwindigkeit aufgeführt wurde. Vielleicht war das nur eine weitere Möglichkeit für den Castingdirektor, seine Auswahl zu treffen. Tänzer, die nicht mithalten konnten, wurden nach Hause geschickt. Ganz einfach. Der Übungsteil dauerte nur zehn Minuten. Dann tanzten die Männer die Schrittfolge immer wieder, während Sebastian und drei seiner Assistenten zwischen den Reihen durchgingen und dem einen oder anderen auf die Schulter tippten. Als sie an allen Männern im Raum vorbeigegangen waren, blieben nur acht Tänzer übrig. Tim war einer von ihnen. Bailey wollte aufstehen und klatschen, aber dafür war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Sie hoffte, er konnte merken, wie stolz sie auf ihn war. Sein Traum wurde vor ihren Augen wahr. Seit sie Schluss gemacht hatten, war so viel Zeit vergangen, dass sie jetzt wieder gute Freunde sein konnten. Es war eine lockere Freundschaft ohne tiefere Gespräche oder Telefonanrufe oder den Wunsch nach mehr. Sie war sehr froh, dass es keine negativen Gefühle zwischen ihnen gab. Sebastian gab den Männern zehn Minuten Pause und forderte sie auf, danach zurückzukommen, um den Frauen zuzusehen. Dann erteilte er den Tänzerinnen Anweisungen und stellte sie ähnlich wie die Männer in Reihen auf. Bei Ihnen läuft es genauso, meine Damen. Ich zeige Ihnen den Tanz und Sie führen ihn dann so lange vor, bis ich an jeder von Ihnen vorbeigegangen bin. Das gleiche Verfahren wie bei den Männern: Wenn ich Ihnen auf die Schulter tippe, dann danke für Ihr Kommen. Wenn nicht, bleiben Sie bitte für die nächste Runde. B…
Titel
Der Traum vom Happy End
Übersetzer
EAN
9783868278118
ISBN
978-3-86827-811-8
Format
E-Book (epub)
Hersteller
Veröffentlichung
01.02.2016
Digitaler Kopierschutz
frei
Dateigrösse
0.43 MB
Anzahl Seiten
307
Jahr
2016
Untertitel
Deutsch
Auflage
1., Auflage
Lesemotiv