Katharina Wolf wurde am 11. Oktober 1984 geboren. Damit ist sie eine Waage. Für manche Menschen ist diese Info ja wichtig, für Katharina eher nicht so, denn sie ist viel zu hektisch, laut und aufgedreht, um ausgewogen zu sein. Sie lebt mit ihrem Freund und ihren zwei Katzen in Ludwigshafen am Rhein und lässt es sich dort gutgehen. Katharina Wolf hat in Mannheim studiert (Germanistik und Kulturphilosophie - hört sich cooler an als es ist) und danach in Frankfurt in einer PR-Agentur ein Volontariat begonnen und abgeschlossen. Nach einigen Jährchen des täglichen Pendelns in die Bankenstadt, hat es sie jobtechnisch wieder zurück in die Heimat verschlagen. Dort ist sie nun Online-Redakteurin. Das Lesen und Schreiben gehört zu Katharina Wolf wie ihr nervöses Beinhibbeln und die Liebe zu Schokolade. Und da ihr Hirn - genau wie ihre Beine - selten stillstehen, arbeitet sie meist an mindestens vier Geschichten gleichzeitig.
Autorentext
Katharina Wolf wurde am 11. Oktober 1984 geboren. Damit ist sie eine Waage. Für manche Menschen ist diese Info ja wichtig, für Katharina eher nicht so, denn sie ist viel zu hektisch, laut und aufgedreht, um ausgewogen zu sein.
Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Katzen in Ludwigshafen am Rhein und lässt es sich dort gutgehen. Katharina Wolf hat in Mannheim studiert (Germanistik und Kulturphilosophie - hört sich cooler an als es ist) und danach in Frankfurt in einer PR-Agentur ein Volontariat begonnen und abgeschlossen. Nach einigen Jährchen des täglichen Pendelns in die Bankenstadt, hat es sie jobtechnisch wieder zurück in die Heimat verschlagen. Dort ist sie nun Online-Redakteurin.
Das Lesen und Schreiben gehört zu Katharina Wolf wie ihr nervöses Beinhibbeln und die Liebe zu Schokolade. Und da ihr Hirn - genau wie ihre Beine - selten stillstehen, arbeitet sie meist an mindestens vier Geschichten gleichzeitig.
Leseprobe
Schule ist durch
"Sag mal, was machen wir eigentlich noch hier?"
Mit müden Augen schaute ich meine Sitznachbarin Lina an und zuckte nur resignierend mit den Schultern. Es erforderte schon eine Menge Selbstbeherrschung, die Lider nicht einfach zu schließen. Jedes Zwinkern dauerte jetzt schon länger als normal. Wenn es nicht bald klingelte, würde ich dem Drang nachgeben müssen.
In den nächsten Wochen standen unsere Abiturarbeiten an. Die meisten Lehrer sahen es daher wohl nicht ein, den Unterricht noch auf irgendeine Art und Weise interessant zu gestalten. Oder, wie im Falle unseres Mathelehrers Herrn Jonas, überhaupt zu unterrichten. Der saß nämlich entspannt auf seinem Stuhl, hatte die Füße auf dem Pult geparkt, und las seit geschlagenen 20 Minuten die Lokalausgabe der hiesigen Zeitung. Stillarbeit nannte er das. Leider hatte er vergessen, uns die dazugehörige Aufgabe zu geben. Daher begnügten sich die meisten damit, ihren Facebookstatus zu checken, den Highscore eines Handyspielchens zu knacken oder sich einfach mit dem Tischnachbarn zu unterhalten. Lina kramte nun sogar ein Buch aus ihrem Rucksack. Nicht etwa ein Mathebuch. Nein. Ich schaute auf das Cover. Verstummt von Karin Slaughter.
"Ist das dein Ernst?", flüsterte ich ihr hinter vorgehaltener Hand zu. "Meinst du nicht, das wird er merken?" Ich zeigte auf Herrn Jonas, der gerade geräuschvoll umblätterte und einige Mitschüler durch das laute Rascheln aufschrecken ließ. Die waren dann wohl wieder wach.
"Nora, das ist dem scheißegal!", zischte Lina genervt. Wahrscheinlich hatte sie Recht. Ich legte den Kopf wieder auf meine verschränkten Arme und schloss die Augen. Was soll's. Nun beneidete ich Lina um ihren Krimi. Sie hatte dadurch wenigstens ein wenig Beschäftigung.
Die Sache hier war eindeutig durch.
Schule war durch.
Ich konnte es noch gar nicht so recht glauben. Nach knapp 13 Jahren sollte alles vorbei sein. Einfach so? Eigentlich ging mir das, wenn ich ehrlich sein sollte, etwas zu schnell. Ich wusste doch noch gar nicht, was ich danach machen wollte. Was die Zukunft bringen mochte? Einen richtigen Plan hatte ich nicht.
Plötzlich traf mich etwas am Hinterkopf. Ich schaute hinter mich und sah einen zerknüllten Papierklumpen auf dem Boden. Ich hob ihn auf, legte ihn vor mich auf den Tisch und faltete ihn auseinander. Dann fuhr ich den kleinen viereckigen Zettel mit den Fingern glatt und las die paar Zeilen.
"Abifeier-Komitee - bist du dabei?" stand in krakeliger Schrift mit Bleistift darauf geschrieben. Ich drehte mich um und sah in die hoffnungsvollen Augen von Pablo, der zwei Reihen hinter mir saß, und die Hände wie zum Gebet aneinandergelegt hatte. Er formte ein tonloses "Bitte" mit seinen Lippen.
"Meinetwegen", schrieb ich auf die Rückseite des Zettels, faltete ihn zu einem Flieger und warf ihn zurück. Er las den Brief und gab mir dann ein Daumen nach oben . Jeden Tag eine gute Tat. Das war wohl meine für heute.
Als es endlich klingelte, erhob ich mich und ließ dabei jeden Wirbel meiner Wirbelsäule knacken. Nur noch wenige Tage, dann wäre das hier alles vorbei. Würde ich es vermissen? Das sagt man doch immer. Nach der Schule würde alles schwieriger werden. Nie mehr wäre das Leben so einfach wie in diesem Alter, deshalb solle man die Schulzeit ja auch genießen. Ich für meinen Teil konnte sagen, dass es mir tatsächlich momentan gut ging. Alles war geregelt und ich war zufrieden. Das war in der Vergangenheit auch schon anders gewesen. Vielleicht konnte ich sogar zum ersten Mal in meinem Leben wirklich behaupten, glücklich zu sein.
Pablo kam zu mir nach vorne gerannt und boxte mir freundschaftlich gegen die Schulter.
"Cool, dass du mitmachst!"
"Soll ja auch gut werden"