Die Ueckermünder Einrichtung im Kontext der psychiatrischen Landschaft Pommerns steht im Mittelpunkt der breit angelegten Studie. Die humane, im 19. Jahrhundert entwickelte Idee, psychisch Kranke in eine medizinische Umgebung einzubetten, stieß in Krisenzeiten alsbald an ihre Grenzen. In einem gefährlichen ideologischen Geflecht, bei dem der einzelne Mensch kaum mehr von Bedeutung war, rückten Maßnahmen zur Aussonderung von Schwachen, Unnützen und Kranken zunehmend in den Fokus. Unter dem Bedingungsrahmen von Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg wurden diese Menschen zunächst aus der Fortpflanzungsgemeinschaft ausgeschlossen und schließlich getötet. Pommern beschritt dabei schon frühzeitig einen Sonderweg. Betroffen waren Langzeitpatienten, Umsiedler, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Das Buch sucht nach deren individuellen Spuren, erinnert an das Leid der Vergessenen. Zugleich wird die Bedeutung regionaler Akteure als einerseits ausführende Glieder im NS-Gesamtsystem als auch anderseits als autonom Handelnde bei der Durchsetzung der Gesundheits- und Rassenpolitik herausgearbeitet.



Autorentext

Dr. Kathleen Haack ist Medizinhistorikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsbereich Geschichte der Medizin der Universitätsmedizin Rostock. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Psychiatriegeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus sowie der DDR. Sie ist im Wissenschaftlichen Beirat der Erinnerungs-, Bildungs- und Begegnungsstätte Alt Rehse e. V.

Titel
Vom 'Anstaltsboom' zum NS-Krankenmord
Untertitel
Psychiatrie in Ueckermnde und Pommern im 19. und 20. Jahrhundert
EAN
9783412532475
Format
E-Book (pdf)
Hersteller
Veröffentlichung
12.05.2025
Digitaler Kopierschutz
frei
Dateigrösse
35.55 MB
Anzahl Seiten
437