Katrin Jäger, geboren 1970 in Münster, studierte Publizistik, volontierte an der Berliner Journalisten-Schule und arbeitete danach als Reporterin, Redakteurin und stellvertretende Ressortleiterin bei Berlins größter Zeitung. Heute lebt sie mit ihrer Familie in der Nähe von Münster. Mehr Informationen über Katrin Jäger finden sich auf ihrer Website: www.katrinjaeger.net Bei dotbooks veröffentlichte Katrin Jäger ihre drei Kriminalromane rund um die Journalistin Viktoria Latell - »Schützenfest«, »Fuchsbeute« und »Jagdgrund« - sowie den bewegenden Jugendroman »Inselmelodie«
Autorentext
Katrin Jäger, geboren 1970 in Münster, studierte Publizistik, volontierte an der Berliner Journalisten-Schule und arbeitete danach als Reporterin, Redakteurin und stellvertretende Ressortleiterin bei Berlins größter Zeitung. Heute lebt sie mit ihrer Familie in der Nähe von Münster. Mehr Informationen über Katrin Jäger finden sich auf ihrer Website: www.katrinjaeger.net Bei dotbooks veröffentlichte Katrin Jäger ihre drei Kriminalromane rund um die Journalistin Viktoria Latell - »Schützenfest«, »Fuchsbeute« und »Jagdgrund«, auch erhältlich als Sammelband mit dem Titel »Todeslied« - sowie den bewegenden Jugendroman »Inselmelodie«.
Leseprobe
Kapitel 2
Am nächsten Morgen wartete Mario Siewers schon an der Theke des Gasthofs König, als Viktoria mit Halsschmerzen, dem pinkfarbenen Pulli, der schwarzen Leinenhose und müden Augen die Treppe herunterkam. Er war der beste Fotograf, den der Express hatte. Vielleicht auch einfach nur der skrupelloseste.
»Morgen, Victory! Du siehst ja vielleicht fertig aus. Schlecht geschlafen?«
Ihr war nicht nach Morgenstund' hat Gold im Mund. »Ja, ich hab schlecht geschlafen«, knurrte sie.
Im gleichen Moment kam aus einer Schwingtür hinter der Theke eine Frau. Mitte fünfzig, rotes Gesicht, breiter Hintern und eine Kittelschürze mit rosa Blumenmuster am Leib, die bestenfalls in den Sechzigerjahren frei zum Verkauf stand.
»War was nicht in Ordnung mit dem Zimmer?!«, fragte die Frau ohne Regung im Gesicht, dafür aber mit leicht schnippischem Unterton.
»Nee, nee. Alles klar. Lag an mir selbst. Schlafe eben schlecht.« Viktoria nuschelte in Richtung rosa Kittelschürze.
»Ach, junge Frau, das ist übel. Mein Harry kann auch immer so schlecht einschlafen. Und wenn dann doch mal, dann schnarcht er ganz furchtbar, manchmal hört er sogar ganz auf zu atmen. Die Hölle ist das. Dabei liegt es oft nur an einer schlechten Verdauung. Passen Sie bloß auf, dass das nicht chronisch wird bei Ihnen. Und essen Sie nie zu viele Zwiebeln.«
»Ja, danke. Tu ich nicht.« Na prima, Viktoria war genervt. Blähungen am frühen Morgen. Muss das denn sein?
»Es geht mich ja eigentlich nichts an, aber was machen Sie eigentlich hier? Ich meine, dass so eine moderne, junge Dame aus Berlin ausgerechnet in unser Gasthaus kommt, ist ja schon was Besonderes. Aber mein Harry hat Sie wohl gestern Abend nicht gefragt, er traut sich immer nicht so recht. Sagte nur, dass Sie mit dem Zug angereist sind. Und dass Sie aus der Hauptstadt kommen. Ist ja eher so ein ruhiger Typ, mein Harry.«
»Ja, das ist er. Der Harry.« Schade, dass Harry nicht da ist und mich anschweigt, dachte Viktoria.
Mario verdrehte die Augen, er saß mit dem Rücken zur Rosa-Kittel-Frau. Doch auch vor ihm machte sie nicht halt.
»Ja, und jetzt sind Sie auch noch aus Berlin angekommen«, sagte sie und deutete mit ihrem Zeigefinger auf seinen Rücken. »Habe ich am Kennzeichen erkannt. Was ist das eigentlich da draußen, ein Porsche?«
»Das ist ein Fiat Barchetta«, murrte Mario, ohne sich umzudrehen.
Die Frau gab nicht auf. »Mit dem ist man ja schnell von Berlin hier bei uns. Wie lange fährt man da eigentlich?«
»Eine knappe halbe Stunde!«, sagte Mario, der genau vier Stunden und dreizehn Minuten gebraucht hatte. Viktoria blickte vorsichtig Richtung Kittelschürze. Ob sie jetzt sauer werden würde, weil Mario sie so offensichtlich aufzog?
Doch sie blieb ganz ruhig. »Ja, stimmt. Ist ja nicht weit«, sagte sie und putzte Biergläser. Sie grübelt bestimmt darüber nach, ob der Typ mit dem schnellen Auto ein Angeber, ein Dummkopf oder einfach nur ein arroganter Großstädter ist, dachte Viktoria und zog Mario am Ellbogen vom Barhocker zu dem derben Eichentisch, der in einer der von noch derberen Eichenbalken abgetrennten Nischen stand.
»Willkommen auf dem Lande«, sagte sie.
»Wohl eher in der Hölle«, erwiderte Mario und blinzelte Richtung Wirtin, die mit gesenktem Blick immer noch die Gläser putzte. »Haben die hier alle so rote Köpfe?«
»Mario!«
»Richtig trendy sind sie hier. Guck mal, der Kittel hat dieselbe Farbe wie dein Pulli. Okay, das Blumenmuster ist ein bisschen gewagter als dein lahmes Ding - aber rosa ist rosa - und das ist en vogue.«
»Eben nicht, du Penner. Mein Pulli ist pink, die Kittelfrau ist eindeutig rosa.«
»Ja, das stimmt. Sogar Ganzkörper-Rosa! Ob die Farbe in ihrem Gesicht von Douglas ist? Rosé de Province pour la Landpommeranzé.«
Viktoria lächelte mild. Mit Mario konnte man herrlich lästern.
»Aber jetzt mal ernsthaft, Vi