Studienarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,3, Universitt Augsburg (Lehrstuhl Neuere Deutsche Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Hauptseminar: Das Tagebuch zwischen Arbeitsbuch und Homepage, Sprache: Deutsch, Abstract: m Mai 1992 beginnt Helmut Krausser jeweils einen Monat pro Jahr Tagebuch zu fhren. "Anla der Niederschrift war, wie man hrt, eine momentane Eingebung, die Lust so etwas zu versuchen." Dieses "Experiment" beabsichtigt er bis 2003 weiterzufhren. Jhrlich soll ein neuer Tagebuchband erscheinen, der an den Monat des vorhergehenden Bandes unmittelbar angrenzt, bis die Reihe schlielich alle zwlf Monate umfat und insgesamt eine zwlfjhrige Periode gleichsam zu einem "Kunstjahr" amalgamiert ist. Tagebuchschreiben - fr viele eine Notwendigkeit, eine Art Ventil ihrer Impulsivitt, das Beruhigung herbeifhrt, oder ein "grausamer Partner", den man nicht belgen kann, da man letztendlich nur sich selbst gegenber untreu werden wrde. Tagebcher haben viele Rollen: sie sind zumeist eine Art Selbstgesprch und dienen ihren Schreibern zur Auseinandersetzungen mit sich selbst und mit anderen, zur Gewissenserforschung und zur Reflexion, knnen also Orte der Bekenntnis, Spiegel der eigenen Seele oder der Welt sein. Nicht selten besitzen Tagebcher die Funktion eines Erlebnisreservoirs oder werden zum bungsfeld schriftstellerischer Versuche. "Im Ansehen des breiten Publikums, aber auch bei einigen seiner Interpreten, gilt das Tagebuch als eine ausgesprochen intime Form literarischer Gestaltung. Vielfach wird der Wert eines einzelnen Tagebuchs sogar ausdrcklich nach seinem mehr oder weniger ,privaten' Charakter beurteilt." Kraussers Tagebcher berschreiten die Grenze vom Privaten zum ffentlichen, denn sie sind von vornherein auf ihre Verffentlichung hin konzipiert. Schreiben wird zur beabsichtigten literarischen Produktion und tritt in Kontrast zum eher spontan-beilufigen, zuflligen und v.a. auch intimen Charakter eines privaten Tagebuchs. Krausser schreibt somit im Hinblick auf eine implizite, mglicherweise auch bewut intendierte Leserschaft. Indem er Gefhle, Einstellungen und Privates preisgibt, betreibt er eine Form von Exhibitionismus und setzt sich dadurch freiwillig der Kritik aus.