950 nach Christus: Die Familie des jungen Kregin bereitet sich darauf vor, Norwegen den Rücken zu kehren und gen Island in See zu stechen. Dort locken zahlreiche Siedlungsgebiete und vor allem die Freiheit, vor keinem König das Knie beugen zu müssen. Doch kurz bevor die Langboote lossegeln, wird Kregin von seiner Freundin Helga gewarnt: Es ist eine Intrige geplant. Kein Familienmitglied soll Island lebend betreten. Kregin verschließt die Ohren vor Helgas Worten - eine Entscheidung, die er sein Leben lang bereuen wird.

Ken Hagans Interesse an der Wikingerzeit wurde durch isländische Sagen und zahlreiche Besuche von Wikingergräbern in Norwegen und Schweden geweckt. Aber auch sein Familienname könnte dabei eine Rolle gespielt haben, denn der Name 'Hagan' lässt sich vom altnordischen 'Hakon' herleiten. Vor dem Schreiben seines ersten Buches hat Ken Hagan im Bereich Unternehmensführung gearbeitet und einige Zeit im Nahen Osten verbracht. Heute lebt er in Lancashire.

Autorentext

Ken Hagans Interesse an der Wikingerzeit wurde durch isländische Sagen und zahlreiche Besuche von Wikingergräbern in Norwegen und Schweden geweckt. Aber auch sein Familienname könnte dabei eine Rolle gespielt haben, denn der Name "Hagan" lässt sich vom altnordischen "Hakon" herleiten. Vor dem Schreiben seines ersten Buches hat Ken Hagan im Bereich Unternehmensführung gearbeitet und einige Zeit im Nahen Osten verbracht. Heute lebt er in Lancashire.



Leseprobe

Unsere sechs Schiffe ankern im Fjord, seetüchtige Handelsboote der neuesten Bauweise. Voller Stolz betrachte ich sie. »Die besten Knorren, die sie jemals gebaut haben«, sagt mein Bruder Einar, und der muss es wissen.

Sie liegen weit genug vom Ufer entfernt an den Landungsstegen, auch nach dem Beladen wird es keine Grundberührung geben; eingeritzte Zeichen zeigen den Tiefgang an, jetzt noch gut oberhalb der Wasserlinie. Der Rumpf wird tiefer im Wasser liegen, wenn unser Vieh erst einmal an Bord ist, und noch tiefer, wenn sich alle Männer, Frauen und Kinder auf dem Deck drängen. Die Schiffe werden mit voller Ladung ablegen; nichts, das auch nur den geringsten Wert hat, wird zurückgelassen. Denn niemand rechnet damit, dass wir jemals von unserer Reise zu den Eislanden zurückkehren.

Mein Blick bleibt an der Vigtýr hängen, dem Schiff unserer Familie. Sie liegt küstenwärts, ihr graues Segel ist bis auf den letzten Fuß tipptopp eingerollt und beschlagen. Vorn und achtern befinden sich Wasserfässer, dazwischen Heuballen, die auf See an das Vieh verfüttert werden. Ich weiß, dass sich unter den Deckplanken das kostbare Saatgut und Getreide verbirgt. Wir bewahren es in Wollsäcken auf und schützen es vor Wind und Wellen mit großen Abdeckplanen.

Es herrscht Ebbe, der steinige Strand liegt trocken. Kein nennenswerter Wind, nicht einmal eine Brise weht von den kahlen Berghängen herab. Unsere Männer haben genug, alle sind ungeduldig, sogar Vater runzelt die Stirn. Das ruhige Wetter muss enden, bevor wir auch nur daran denken können, das Vieh auf die Schiffe zu treiben. Wir beten zu unserem Schutzgott Thor, der auf seinem Amboss die Stürme hervorhämmert, und zu Njörðr, dem Gott über See und Winde, dass er uns einen kräftigen Ostwind schicken möge, der unsere Schiffe auf das Meer hinausträgt. Seit Wochen lagern wir zusammen mit den anderen Familien auf dem trockenen Kiesstrand des Fjords, unterhalb von Thwartdale, und haben nur die wichtigsten Gerätschaften zur Hand - weswegen vor allem meine Mutter seit Wochen nörgelt -, denn alle Töpfe und Kochutensilien wurden längst an Bord verstaut, damit wir jederzeit Segel setzen können.

Sobald sich das Wetter dreht, wird es schnell gehen müssen. Die Männer haben große Flöße gebaut, an den Enden mit Weidenruten verbunden, die als einfache Verladerampen dienen, wenn die Tiere auf die Schiffe getrieben werden. Die Rampe liegt flach im seichten Wasser und dümpelt träge in den Wellen.

Drei Familien warten auf Wind und Flut, mehr als fünfzig Leute, schätze ich, Kinder und Sklaven nicht mitgezählt. Dass eine so große Gruppe gemeinsam auf Fahrt geht, ist ungewöhnlich. Deshalb fragte ich Vater: »Pa, wir sind so viele - sind wir nicht schon ein richtiger Stamm?« Vater nahm sich Zeit für die Antwort. »Solche Dinge, mein Junge, hängen nicht von der Zahl ab. Familien können nur dann einen Stamm bilden, wenn sie durch Bluts- und Familienbande verbunden sind.«

Seither versuche ich herauszufinden, was Pa damit meinte. Unsere Familie ist irgendwie mit den beiden anderen Familien verbunden, die von Jarl dem Alten und Skar dem Grauen angeführt werden. Wir gehören zwar zu ihnen, aber wir haben doch das Gefühl, anders zu sein. Aber eigentlich ist es egal, ob wir nun so etwas wie ein Stamm sind oder nicht: Jeder kann sehen, dass sich die drei Familien gegenseitig helfen und füreinander da sind - die Jarlsons, die Skarsons und wir, die Thralsons. Und deshalb ist es fast so, als wären wir ein Stamm. Treibholz für die Strandfeuer wird geteilt, Fisch, Hartkäse, Sauerbutter oder gepökeltes Schweinefleisch werden großzügig getauscht.

Am Ufer ist das Getreide für das tägliche Brot ausgegangen. Vorgestern wurden die letzten Säcke Hafer und Gerste auf die Ruderboote geladen und zu den Schiffen gebracht, und schon vor einer Woche wurden Flachssamen, Linsen und Roggen verladen. Während der Fahrt werden wir kein Getreide verbrauchen und uns nur von Pökelfleisch

Titel
Der Verrat des Wikingers
Untertitel
Historischer Roman
Übersetzer
EAN
9783492974974
ISBN
978-3-492-97497-4
Format
E-Book (epub)
Hersteller
Herausgeber
Veröffentlichung
01.12.2016
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Dateigrösse
2.46 MB
Anzahl Seiten
496
Jahr
2016
Untertitel
Deutsch
Features
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet