Von Nietzsche stammt die Bemerkung, all unser sogenanntes Bewusstsein sei womöglich nichts anderes als ein mehr oder weniger phantastischer Commentar über einen ungewussten, vielleicht unwissbaren, aber gefühlten Text1. Diesen Text hat er bekanntlich mit dem Leib bzw. dem Leiblichen zusammengebracht als der großen Vernunft, der gegenüber all das, was uns ins Bewusstsein tritt und damit anschaulich und sagbar wird, nur eine kleine, nachträgliche und notwendig mit ungeheuren Verkürzungen ein- hergehende Vernunft darstellt. Groß soll die leibliche Vernunft sein nicht nur im Hinblick auf ihre Unausschreitbarkeit in quantitativer Hinsicht groß ist sie vor allem hinsichtlich ihrer Primordialität, ihrer Konkretheit und Intimität, die sie zu einem Anathema im strengen Sinne des Wortes werden lassen, das heißt zu etwas, das wir nur bedingt zum Gegenstand philosophischer und wissenschaftlicher Theorien machen können, weil wir es selbst sind. Die große Vernunft des Leibes fungiert als ein nicht dingfest zu machender Geburtsort des Bewusstseins und damit auch all dessen, was der Begriff der Subjektivität umfasst als einer notwendig leiblich verfassten ersten Person', wie Nietzsches Zarathustra es den Verächtern des Leibes' entgegenschleudert: Leib bin ich ganz und gar, und nichts außerdem; und Seele ist nur ein Wort für ein Etwas am Leibe.2 Danach wäre all das, was als Phänomen, als Bild, als Wort, ja selbst als Regung und Bewegung in Erschei- nung tritt einschließlich der Verachtung der Leibesverächter selbst ein Etwas am Leibe. Mit Fotografien aus der Serie Earthscape von Chan-Fai Cheung • Leib im Kontext von Ethik Anthropologie Metaphysik • Leib, Zeit und Generativität • Leib und Medialität • Leib und Sozialität • Leib und Umwelt

Klappentext

Von Nietzsche stammt die Bemerkung, "all unser sogenanntes Bewusstsein" sei womöglich nichts anderes als ein "mehr oder weniger phantastischer Commentar über einen ungewussten, vielleicht unwissbaren, aber gefühlten Text"1. Diesen Text hat er bekanntlich mit dem Leib bzw. dem Leiblichen zusammengebracht als der "großen Vernunft", der gegenüber all das, was uns ins Bewusstsein tritt und damit anschaulich und sagbar wird, nur eine "kleine", nachträgliche und notwendig mit ungeheuren Verkürzungen ein- hergehende Vernunft darstellt. "Groß" soll die leibliche Vernunft sein nicht nur im Hinblick auf ihre Unausschreitbarkeit in quantitativer Hinsicht - "groß" ist sie vor allem hinsichtlich ihrer Primordialität, ihrer Konkretheit und Intimität, die sie zu einem Anathema im strengen Sinne des Wortes werden lassen, das heißt zu etwas, das wir nur bedingt zum Gegenstand philosophischer und wissenschaftlicher Theorien machen können, weil wir es selbst sind. Die große Vernunft des Leibes fungiert als ein nicht dingfest zu machender Geburtsort des Bewusstseins und damit auch all dessen, was der Begriff der Subjektivität umfasst als einer notwendig leiblich verfassten 'ersten Person', wie Nietzsches Zarathustra es den 'Verächtern des Leibes' entgegenschleudert: "Leib bin ich ganz und gar, und nichts außerdem; und Seele ist nur ein Wort für ein Etwas am Leibe."2 Danach wäre all das, was als Phänomen, als Bild, als Wort, ja selbst als Regung und Bewegung in Erschei- nung tritt - einschließlich der Verachtung der Leibesverächter selbst - ein "Etwas" am Leibe. Mit Fotografien aus der Serie Earthscape von Chan-Fai Cheung Leib im Kontext von Ethik - Anthropologie - Metaphysik Leib, Zeit und Generativität Leib und Medialität Leib und Sozialität Leib und Umwelt



Inhalt
Vorwort I. LEIB IM KONTEXT VON ETHIK - ANTHROPOLOGIE - METAPHYSIK Javier San Martín Transzendentale Phänomenologie und philosophische Anthropologie Roberto Walton Leib und Ethik. Die vitalen Werte, das "Ich kann" und das Opfer Kiyoshi Sakai Eine monadologische Begegnung zwischen Ost und West. Die Leibniz-Rezeption des japanischen Heimatdichters Kenji Miyazawa Karel Novotný Der Leib-Körper als Kern und Grenze der Subjektivität Wei Zhang "Geist und Leben" als fundamentale Frage der philosophischen Anthropologie bei Scheler und Cassirer Elise Coquereau Otherness and Values in Daya Krishna's Philosophy Nam-In Lee Ethik der Erneuerung bei Husserl und Konfuzius II. LEIB, ZEIT UND GENERATIVITÄT Cathrin Nielsen Archiv und Kindheit. Ricoeurs Metapher der vertikalen Tiefe Dean Komel Hermeneutischer Eros Tatiana Shchyttsova Intergenerative Asymmetrie und Gabe. Zur Heuristik und Poetik des Verhältnisses zwischen Erwachsenen und Kindern Alice Koubová Embodiment, Oikos and Sharing Life in the Pregnant Body III. LEIB UND MEDIALITÄT Toru Tani Leib als Medium Georg Stenger Verkörpertes Bilddenken, oder: Vom Aufstand der Körper Seongha Hong Phenomenological Analysis of Jeong in Relation to Caring in Nursing Science Ivan Blecha Francastel und die Phänomenologie Jürgen Trinks Leiblichkeit in der Poesie. Sprachphänomenologische Deutung zweier Gedichte aus Paul Celans Atemwende Maria Fürst "der rhythmus des malens soll sein wie atemstöße, wenn uns das leben würgt" (1951). Leibkörperlichkeit in den Bildern Maria Lassnigs IV. LEIB UND SOZIALITÄT Liangkang Ni "Appräsentation" - Ein Versuch nach Husserl Thomas Nenon Particularity as a Demand of Universal Reason Chung-Chi Yu Phenomenological Psychology, Experiential World and the Foundation of Socio-cultural Sciences Kwok-ying Lau Différance, Lack and Écart: Elements of the Logic of Heterogeneity V. LEIB UND UMWELT Petr Urban Phenomenology and Interdisciplinarity James Mensch Rethinking Subjectivity as an Environmental Concept Michael Stadler "Auch Steine können Blumen sein". Stein, Pflanze, Tier und das Menschliche als konkreative Weltursprünge bei Heinrich Rombach Benjamin Kaiser Befremdliche Monumentalität. Eine phänomenologische Analyse des Leipziger Völkerschlachtdenkmals Jan Puc Wenn Husserl meditiert hätte Die phänomenologische und die buddhistische Einstellung zum Bewusstsein Chan-Fai Cheung 30,000 Feet from Above Schriftenverzeichnis Hans Rainer Sepp Zu den Autorinnen und Autoren
Titel
Kontexte des Leiblichen
EAN
9783869459264
ISBN
978-3-86945-926-4
Format
E-Book (pdf)
Hersteller
Herausgeber
Veröffentlichung
18.07.2016
Digitaler Kopierschutz
frei
Dateigrösse
4.31 MB
Anzahl Seiten
597
Jahr
2016
Untertitel
Deutsch
Lesemotiv