Leo Vangen ist ein durchschnittlicher Typ, aber auf Bærum, der Insel vor Oslo, auf der er im Haus seiner Eltern lebt, sind alle überdurchschnittlich - überdurchschnittlich reich, schön und korrupt. So lange er seine Ruhe hat, ist er trotzdem halbwegs zufrieden. Damit ist jedoch Schluss, als der krankgeschriebene Markisenhändler Trond Bast ein menschliches Ohr ausgerechnet aus dem Gewässer vor Leos Haus fischt. Das gehörte zu einem illegal eingereistem, polnischen Bauarbeiter, der Rest des Mannes weilt mit einbetonierten Füßen auf dem Grund des Oslofjords. Ein Lichtblick: Leos Jugendliebe Mariken ermittelt. Doch dann mischen militante Vogelschützer und ein eiskalter Immobilienspekulant sich ein, und Leo wird mitten in einen Kleinkrieg gezogen, in dem mit harten Bandagen gekämpft wird ...
Lars Lenth, Jahrgang 1966, ist ein Angel-Profi und hat sich damit sowohl auf dem skandinavischen Buchmarkt als auch im Fernsehen einen Namen gemacht. Er spielte in TV-Serien mit und brachte einige DVDs zum Thema Fliegenfischen heraus. Wenn er nicht gerade angelt oder schreibt, steht er mit einer seiner Rock-Bands auf der Bühne. Bei zahlreichen Besuchen in Deutschland begeisterte er mit seinen Lesungen, bei denen er oft auch selbst zur Gitarre greift.
Ein toter Vogel macht noch keinen Mordfall ein Bauarbeiter am Grund des Oslofjordes allerdings schon!
Leo Vangen ist ein durchschnittlicher Typ, aber auf Bærum, der Insel vor Oslo, auf der er im Haus seiner Eltern lebt, sind alle überdurchschnittlich überdurchschnittlich reich, schön und korrupt. So lange er seine Ruhe hat, ist er trotzdem halbwegs zufrieden. Damit ist jedoch Schluss, als der krankgeschriebene Markisenhändler Trond Bast ein menschliches Ohr ausgerechnet aus dem Gewässer vor Leos Haus fischt. Das gehörte zu einem illegal eingereistem, polnischen Bauarbeiter, der Rest des Mannes weilt mit einbetonierten Füßen auf dem Grund des Oslofjords. Ein Lichtblick: Leos Jugendliebe Mariken ermittelt. Doch dann mischen militante Vogelschützer und ein eiskalter Immobilienspekulant sich ein, und Leo wird mitten in einen Kleinkrieg gezogen, in dem mit harten Bandagen gekämpft wird ...
Sie mögen besondere skandinavische Spannung? Dann lesen Sie die unabhängig voneinander lesbaren Leo-Vangen-Romane von Lars Lenth!
1. Der Lärm der Fische beim Fliegen
2. Schräge Vögel singen nicht
3. Der böse Wolf von Østerdalen
Der dritte Roman von Lars Lenth um Naturschützer Rino Gulliksen und Anwalt Leo Vangen erscheint im Oktober 2021 bei Limes.
Autorentext
Lars Lenth, Jahrgang 1966, ist ein Angel-Profi und hat sich damit sowohl auf dem skandinavischen Buchmarkt als auch im Fernsehen einen Namen gemacht. Er spielte in TV-Serien mit und brachte einige DVDs zum Thema Fliegenfischen heraus. Wenn er nicht gerade angelt oder schreibt, steht er mit einer seiner Rock-Bands auf der Bühne. Bei zahlreichen Besuchen in Deutschland begeisterte er mit seinen Lesungen, bei denen er oft auch selbst zur Gitarre greift.
Leseprobe
1
Am frühen Morgen des 15. Mai stieg Trond Bast im Bootshafen von Sollerud an Bord seines roten Dingi. Bis auf zwei Lachmöwen, die unter einem aufgebockten Katamaran auf eine aufgeblähte Plastiktüte einhackten, war er allein im Hafen. Bast wollte Meerforelle angeln, wie er es seit zwanzig Jahren von April bis November jeden Tag tat.
Im Scheidungsantrag hatte seine Frau angegeben, das Fischen sei für ihn zur Besessenheit und wichtiger als sie geworden. In schwachen Augenblicken musste sich Trond Bast eingestehen, dass sie nicht unrecht hatte. Gedämpft durch das wuchtige Versicherungsgebäude zwischen Ufer und Schnellstraße, hörte man schon um halb sieben die erste Pendlerwelle Richtung Oslo fahren. Die Übermenschen aus Asker und Bærum waren auf dem Weg. Väter, die um halb sechs aufstanden und das Haus verließen, ehe die Kinder aufwachten und die meistbefahrene Straße Norwegens unpassierbar wurde.
»Streber«, murmelte Trond Bast und fasste sich an den Kopf, um sicherzugehen, dass sein Toupet richtig saß. Vor ein paar Jahren war er zu Kreuze gekrochen und hatte sich billiges Kunsthaar aus Bulgarien im Internet bestellt.
Trond führte gern Selbstgespräche, wenn er allein im Boot saß. Hier konnte er nach Herzenslust fluchen, ohne dass ihm jemand den Mund verbot. Er bückte sich, hob eine leere Bierflasche vom Boden des Bootes auf und warf sie mit voller Wucht nach den kreischenden Möwen, die aufstoben, als die Flasche an dem Katamaran zerschellte. Trond Bast summte und schaute sich um, als suche er Anerkennung für seinen Treffer. Er legte eine Prise Snus hinter die Lippe und zog am Starter des alten 6-PS-Außenborders, der erst beim zwölften Versuch ansprang.
Als Bast um die Mole herumfuhr, blendete ihn die Morgensonne, die sich in den Glasfassaden von Lysaker Brygge spiegelte. Ihre Strahlen tauten seinen Körper auf und kitzelten ihn unter dem Kunsthaar, das im Licht etwas dunkler als der spärliche Rest über den Schläfen aussah.
Bast kniff die Augen zusammen und sah, dass etliche Bewohner des riesigen Komplexes schon mit einer Kaffeetasse in der Hand auf den Balkonen saßen. Die armen reichen Frührentner hatten vermutlich zu spät realisiert, dass sie ihre Eigenheime in Bærum aufgegeben und Unsummen bezahlt hatten, um direkt neben der E18 in einem Block ohne Abendsonne zu wohnen.
»Strohköpfe!«, brüllte Bast, aber seine Stimme ging im Motorenlärm unter.
Bast packte die Angelrute aus. Die technischen Entwicklungen der letzten Jahre waren komplett an ihm vorbeigegangen. Er schwor nach wie vor auf die alte Spinnrute mit der antiquarischen Bremsrolle und einem einfachen Kunstköder, ein kupferfarbener 28-Gramm-Blinker, der 30 Meter hinter dem Boot im Wasser schwänzelte. So hatten es schon sein Großvater, der Advokat Børre Bast, und sein Vater, der Advokat Benny Bast, getan, und so wollte es auch der krankgeschriebene Markisenhändler Trond Bast tun. In seiner dreiundzwanzigjährigen Angelkarriere hatte Bast insgesamt zweiundzwanzig Meerforellen gefangen, knapp eine Forelle pro Jahr. Das verriet er niemandem, nicht einmal sich selbst, wenn er alleine im Doppelbett seines Reihenhauses in Høvik hinter der Lärmschutzwand lag und darüber nachdachte, wie das Leben hätte sein können.
Trond Bast hatte es seinen Eltern immer übel genommen, dass sein Vorname nicht mit B begann. Auf dem Sterbebett hatte seine Mutter ihm anvertraut, dass sie ihn eigentlich Birger nennen wollte, aber da hatte der Vater sein Veto eingelegt, weil der dem mickrigen Säugling nicht zutraute, die stolze Familientradition weiterzuführen. Seit der Grundschule träumte er von einem anderen Namen, aber erst auf dem Wirtschaftsgymnasium traute er sich, seinen Klassenkameraden vorzuschlagen, ihn Biff zu nennen, aber die angehenden BWL'er fanden, einen solchen Namen müsse man sich verdienen. Trond Basts Verdienst hielt sich in Grenzen, also blieb er