Nach dem Tod ihres Verlobten entschließt sich die Therapeutin Sophia Barrett zu einem Tapetenwechsel. Im malerischen Cornwall mietet sie eine Wohnung über einem alten Buchladen fern der Heimat und inmitten großartiger Literatur, wo ihre Seele endlich aufatmen kann. Als ihr das über 150 Jahre alte Notizbuch der Gouvernante Emily in die Hände fällt, wird Sophia neugierig. Gemeinsam mit ihrer Vermieterin Ginny Rose die so verzweifelt um den Erhalt ihres entzückenden kleinen Buchladens kämpft, als könnte sie dadurch nicht nur ihn, sondern auch ihre Ehe retten begibt sich Sophia auf Spurensuche. Die beiden Frauen ahnen nicht, dass diese sie für immer verändern wird.
Autorentext
Lindsay Harrel hat Journalismus und Englische Literatur studiert. Zusammen mit ihrem Mann, ihren zwei kleinen Kindern und zwei Golden Retrievern lebt sie in Arizona. Es ist ihr ein Herzensanliegen, mit ihren Romanen all denen neue Hoffnung zu geben, denen diese irgendwie abhanden gekommen ist, und darauf hinzuweisen, dass Gott in einem ganz gewöhnlichen Leben Außerordentliches zu vollbringen vermag.
Leseprobe
1. Kapitel Sophia Wenn im Leben viel los war, rasten drei Monate nur so vorbei. Aber Sophia Barretts letzte zweiundneunzig Tage waren ein Tröpfeln stetiger Monotonie gewesen. Sie hatte diese Tage damit verbracht, zusammengerollt auf ihrem Ledersofa zu liegen und zu schlafen, zerfledderte Romane zu lesen und in einer Menge Therapiestunden zu sitzen. Zum Glück war heute der dreiundneunzigste Tag und endlich stand sie vor ihrem Büro. Sie strich über ihren frisch gebügelten Blazer, zog den Riemen ihrer Laptoptasche auf der Schulter ein bisschen höher und atmete hörbar aus. Endlich konnte sie zur Normalität zurückkehren. Mit zitternder Hand zog sie die große schwarze Tür zur Bürosuite 608 auf. Sophia trat durch die Tür und bemühte sich, so zu tun, als wäre sie immer noch die starke, selbstsichere Frau, deren Lebensaufgabe es war, anderen beim Überwinden ihres Kummers zu helfen. Das Wartezimmer roch wie immer nach Lavendel, der Ausblick auf die Innenstadt von Phoenix, den man vom Fenster hinter dem Schreibtisch der Sekretärin hatte, war unverändert und der Springbrunnen an der Wand zu ihrer Rechten plätscherte immer noch beruhigend vor sich hin. Aber trotzdem war es ein anderes Gefühl, hier zu ein. Vielleicht war es auch nur sie selbst, die sich verändert hatte. Kristin blickte von dem großen Eichenschreibtisch auf. »Du bist wieder da!« Die Praktikantin riss sich das Headset vom Kopf und kam hinter dem Tisch hervorgeeilt, um Sophia zu umarmen. »Wir haben dich alle vermisst.« »Und ich habe es vermisst, hier zu sein.« Sophia stieß die Luft aus, die sie unbewusst angehalten hatte. »Du hast dir die Haare abschneiden lassen!« Kristin neigte den Kopf seitwärts und kaute auf ihrem Kaugummi, während sie Sophia musterte. »Sieht super aus.« »Danke.« Sophia hob die Hand und berührte die kürzeren Strähnen, die kaum bis auf ihre Schultern reichten. David hatte ihre langen Haare immer gemocht. »Es war Zeit für etwas Neues.« Kristins Lächeln wurde mitfühlend. Sie drückte Sophias Schulter. »Gut, dass wir dich wiederhaben. Ich weiß, dass Dr. Beckman ohne dich verrückt geworden ist.« »Ich bin sicher, Joy überlebt auch ohne mich.« »Nein, tut sie nicht. Aber darum geht es nicht.« Sophia drehte sich um und sah ihre beste Freundin hinter sich im Flur stehen, die Hände in die Hüfte gestemmt. Joy Beckman war kaum eins sechzig groß, aber was ihr an Körpergröße fehlte, machte sie mit ihrer Persönlichkeit wett. Mit der blonden Strubbelfrisur, dem ausgefallenen Schmuck und der leuchtend bunten Kleidung strahlte Joy pures Selbstbewusstsein aus. Sophia hingegen fühlte sich in schwarzen Hosen und cremefarbenen Blusen viel wohler. Es war ihr nur recht, wenn sie nicht so auffiel. Aber trotz ihrer Unterschiede und der beinahe zehn Jahre Altersunterschied war Joy für Sophia eher eine Vertraute und große Schwester als eine Chefin. »Hi.« Sophia beugte sich vor, um Joy zu umarmen. »Es war ja nicht meine Idee, die letzten drei Monate zu Hause rumzusitzen. Du bist diejenige, die mich verbannt hat.« Joy verdrehte die Augen. »Komm, ich zeige dir deinen Plan für heute.« Das Telefon klingelte. »Kannst du bitte rangehen, Kristin?« »Natürlich.« Kristin eilte an ihren Schreibtisch und setzte ihr Headset wieder auf. »LifeSong Beratung für Frauen. Was kann ich für Sie tun?« Sophia folgte Joy den kurzen Gang hinunter. In Joys Büro nahm sie ein Foto vom überfüllten Schreibtisch ihrer Freundin. »Du hast neue Bilder machen lassen.« Auf dem Foto war eine strahlende Joy zu sehen, umgeben von fünf Hunden. »Ich konnte doch nicht nur Fotos ohne Lion haben. Da wäre er zu Recht beleidigt.« Joy nahm Sophia die gerahmte Fotografie aus der Hand, warf einen kurzen Blick auf den winzigen einäugigen Hund ganz links und lächelte verschmitzt. »Der Gute hat schon neun Jahre auf dem Buckel und du hast ihn in diesem hohen Alter gerettet. Ich glaube, es bräuchte einiges mehr, um ihn zu beleidigen.« Sophia ließ sich Joy gegenüber auf den Sessel fallen, während diese auf ihrem Schreibtischdrehstuhl Platz nahm. »Also, hast du für heute irgendwelche Termine für mich gemacht? Ich war nicht sicher, ob du beschlossen hast, dass meine ehemaligen Klientinnen wieder zu mir kommen, oder ob sie bei Veronica bleiben sollen.« Obwohl sie sich mehrmals die Woche außerhalb des Büros gesehen hatten, hatte Joy sich immer geweigert, über die Arbeit zu sprechen, weil sie der Meinung war, es würde Sophia nur stressen, wenn sie wüsste, was sie verpasste. Joy suchte in den Papierstapeln auf ihrem Schreibtisch und zog schließlich ein Blatt heraus. »Hier. Das habe ich dir auch per E-Mail geschickt, aber ich dachte, wir könnten kurz darüber reden, bevor du dich in die Arbeit stürzt.« Sophia nahm das Blatt aus Joys Hand entgegen und betrachtete es. Dann zog sie eine Augenbraue hoch. »Da steht nur ein Name auf der Liste.« »Du solltest langsam anfangen.« Ihre Freundin biss sich auf die Unterlippe. »Ich bin noch immer nicht sicher, ob du überhaupt hier sein solltest. Drei Monate sind keine sehr lange Zeit.« »Drei Monate sind eine Ewigkeit. Ich bin auf dem Sofa fast verrückt geworden und das weißt du auch.« Sophia versuchte, nicht vorwurfsvoll zu klingen, aber es gelang ihr nicht ganz. »Niemand hat gesagt, dass du drei Monate Däumchen drehen sollst.« »Das habe ich auch nicht.« Als Joy sie fragend ansah, schnaubte Sophia. »Na gut, wahrscheinlich schon. Ein wenig.« Zuerst war es schwierig gewesen, mit der Tatsache fertigzuwerden, dass sie an Davids erstem Todestag einen Nervenzusammenbruch gehabt hatte ausgerechnet im Supermarkt. Irgendwie war es ihr ein Jahr lang gelungen, den Schein zu wahren. Leugnung hatte viele Gesichter. Doch als sie das teure Proteinpulver auf dem Regal gesehen hatte, das er so gemocht hatte, war das der vielzitierte Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Sie schämte sich immer wieder aufs Neue, wenn sie daran zurückdachte, wie sie jede einzelne Dose genommen, den Deckel abgeschraubt und den Inhalt auf den Boden geleert hatte, um schließlich schluchzend in einem Berg aus Pulver und leeren Behältern zu enden. Natürlich war sie seitdem nicht mehr in diesem Supermarkt gewesen, obwohl sie sich tausendmal entschuldigt hatte und selbstverständlich für den Schaden aufgekommen war. Danach hatte sie es nicht mehr über sich gebracht, irgendjemand anderem gegenüberzutreten als Mom, Joy und Cindy der Therapeutin, die Sophia durch die schlimmsten Stunden begleitet hatte. Es war ihr einfacher erschienen, die Nase in ihre Lieblingsbücher zu stecken und ihre Strafe in der Hoffnung abzusitzen, dass sie sie so schnell wie möglich hinter sich haben würde: drei Monate bezahlten Urlaub von der Arbeit. Die meisten Menschen hätten ein solches Urteil mit Handkuss entgegengenommen. Aber die meisten Menschen versuchten auch nicht, einen toten Verlobten zu vergessen und mit dermaßen komplizierten Gefühlen klarzukommen wie dene…
Autorentext
Lindsay Harrel hat Journalismus und Englische Literatur studiert. Zusammen mit ihrem Mann, ihren zwei kleinen Kindern und zwei Golden Retrievern lebt sie in Arizona. Es ist ihr ein Herzensanliegen, mit ihren Romanen all denen neue Hoffnung zu geben, denen diese irgendwie abhanden gekommen ist, und darauf hinzuweisen, dass Gott in einem ganz gewöhnlichen Leben Außerordentliches zu vollbringen vermag.
Leseprobe
1. Kapitel Sophia Wenn im Leben viel los war, rasten drei Monate nur so vorbei. Aber Sophia Barretts letzte zweiundneunzig Tage waren ein Tröpfeln stetiger Monotonie gewesen. Sie hatte diese Tage damit verbracht, zusammengerollt auf ihrem Ledersofa zu liegen und zu schlafen, zerfledderte Romane zu lesen und in einer Menge Therapiestunden zu sitzen. Zum Glück war heute der dreiundneunzigste Tag und endlich stand sie vor ihrem Büro. Sie strich über ihren frisch gebügelten Blazer, zog den Riemen ihrer Laptoptasche auf der Schulter ein bisschen höher und atmete hörbar aus. Endlich konnte sie zur Normalität zurückkehren. Mit zitternder Hand zog sie die große schwarze Tür zur Bürosuite 608 auf. Sophia trat durch die Tür und bemühte sich, so zu tun, als wäre sie immer noch die starke, selbstsichere Frau, deren Lebensaufgabe es war, anderen beim Überwinden ihres Kummers zu helfen. Das Wartezimmer roch wie immer nach Lavendel, der Ausblick auf die Innenstadt von Phoenix, den man vom Fenster hinter dem Schreibtisch der Sekretärin hatte, war unverändert und der Springbrunnen an der Wand zu ihrer Rechten plätscherte immer noch beruhigend vor sich hin. Aber trotzdem war es ein anderes Gefühl, hier zu ein. Vielleicht war es auch nur sie selbst, die sich verändert hatte. Kristin blickte von dem großen Eichenschreibtisch auf. »Du bist wieder da!« Die Praktikantin riss sich das Headset vom Kopf und kam hinter dem Tisch hervorgeeilt, um Sophia zu umarmen. »Wir haben dich alle vermisst.« »Und ich habe es vermisst, hier zu sein.« Sophia stieß die Luft aus, die sie unbewusst angehalten hatte. »Du hast dir die Haare abschneiden lassen!« Kristin neigte den Kopf seitwärts und kaute auf ihrem Kaugummi, während sie Sophia musterte. »Sieht super aus.« »Danke.« Sophia hob die Hand und berührte die kürzeren Strähnen, die kaum bis auf ihre Schultern reichten. David hatte ihre langen Haare immer gemocht. »Es war Zeit für etwas Neues.« Kristins Lächeln wurde mitfühlend. Sie drückte Sophias Schulter. »Gut, dass wir dich wiederhaben. Ich weiß, dass Dr. Beckman ohne dich verrückt geworden ist.« »Ich bin sicher, Joy überlebt auch ohne mich.« »Nein, tut sie nicht. Aber darum geht es nicht.« Sophia drehte sich um und sah ihre beste Freundin hinter sich im Flur stehen, die Hände in die Hüfte gestemmt. Joy Beckman war kaum eins sechzig groß, aber was ihr an Körpergröße fehlte, machte sie mit ihrer Persönlichkeit wett. Mit der blonden Strubbelfrisur, dem ausgefallenen Schmuck und der leuchtend bunten Kleidung strahlte Joy pures Selbstbewusstsein aus. Sophia hingegen fühlte sich in schwarzen Hosen und cremefarbenen Blusen viel wohler. Es war ihr nur recht, wenn sie nicht so auffiel. Aber trotz ihrer Unterschiede und der beinahe zehn Jahre Altersunterschied war Joy für Sophia eher eine Vertraute und große Schwester als eine Chefin. »Hi.« Sophia beugte sich vor, um Joy zu umarmen. »Es war ja nicht meine Idee, die letzten drei Monate zu Hause rumzusitzen. Du bist diejenige, die mich verbannt hat.« Joy verdrehte die Augen. »Komm, ich zeige dir deinen Plan für heute.« Das Telefon klingelte. »Kannst du bitte rangehen, Kristin?« »Natürlich.« Kristin eilte an ihren Schreibtisch und setzte ihr Headset wieder auf. »LifeSong Beratung für Frauen. Was kann ich für Sie tun?« Sophia folgte Joy den kurzen Gang hinunter. In Joys Büro nahm sie ein Foto vom überfüllten Schreibtisch ihrer Freundin. »Du hast neue Bilder machen lassen.« Auf dem Foto war eine strahlende Joy zu sehen, umgeben von fünf Hunden. »Ich konnte doch nicht nur Fotos ohne Lion haben. Da wäre er zu Recht beleidigt.« Joy nahm Sophia die gerahmte Fotografie aus der Hand, warf einen kurzen Blick auf den winzigen einäugigen Hund ganz links und lächelte verschmitzt. »Der Gute hat schon neun Jahre auf dem Buckel und du hast ihn in diesem hohen Alter gerettet. Ich glaube, es bräuchte einiges mehr, um ihn zu beleidigen.« Sophia ließ sich Joy gegenüber auf den Sessel fallen, während diese auf ihrem Schreibtischdrehstuhl Platz nahm. »Also, hast du für heute irgendwelche Termine für mich gemacht? Ich war nicht sicher, ob du beschlossen hast, dass meine ehemaligen Klientinnen wieder zu mir kommen, oder ob sie bei Veronica bleiben sollen.« Obwohl sie sich mehrmals die Woche außerhalb des Büros gesehen hatten, hatte Joy sich immer geweigert, über die Arbeit zu sprechen, weil sie der Meinung war, es würde Sophia nur stressen, wenn sie wüsste, was sie verpasste. Joy suchte in den Papierstapeln auf ihrem Schreibtisch und zog schließlich ein Blatt heraus. »Hier. Das habe ich dir auch per E-Mail geschickt, aber ich dachte, wir könnten kurz darüber reden, bevor du dich in die Arbeit stürzt.« Sophia nahm das Blatt aus Joys Hand entgegen und betrachtete es. Dann zog sie eine Augenbraue hoch. »Da steht nur ein Name auf der Liste.« »Du solltest langsam anfangen.« Ihre Freundin biss sich auf die Unterlippe. »Ich bin noch immer nicht sicher, ob du überhaupt hier sein solltest. Drei Monate sind keine sehr lange Zeit.« »Drei Monate sind eine Ewigkeit. Ich bin auf dem Sofa fast verrückt geworden und das weißt du auch.« Sophia versuchte, nicht vorwurfsvoll zu klingen, aber es gelang ihr nicht ganz. »Niemand hat gesagt, dass du drei Monate Däumchen drehen sollst.« »Das habe ich auch nicht.« Als Joy sie fragend ansah, schnaubte Sophia. »Na gut, wahrscheinlich schon. Ein wenig.« Zuerst war es schwierig gewesen, mit der Tatsache fertigzuwerden, dass sie an Davids erstem Todestag einen Nervenzusammenbruch gehabt hatte ausgerechnet im Supermarkt. Irgendwie war es ihr ein Jahr lang gelungen, den Schein zu wahren. Leugnung hatte viele Gesichter. Doch als sie das teure Proteinpulver auf dem Regal gesehen hatte, das er so gemocht hatte, war das der vielzitierte Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Sie schämte sich immer wieder aufs Neue, wenn sie daran zurückdachte, wie sie jede einzelne Dose genommen, den Deckel abgeschraubt und den Inhalt auf den Boden geleert hatte, um schließlich schluchzend in einem Berg aus Pulver und leeren Behältern zu enden. Natürlich war sie seitdem nicht mehr in diesem Supermarkt gewesen, obwohl sie sich tausendmal entschuldigt hatte und selbstverständlich für den Schaden aufgekommen war. Danach hatte sie es nicht mehr über sich gebracht, irgendjemand anderem gegenüberzutreten als Mom, Joy und Cindy der Therapeutin, die Sophia durch die schlimmsten Stunden begleitet hatte. Es war ihr einfacher erschienen, die Nase in ihre Lieblingsbücher zu stecken und ihre Strafe in der Hoffnung abzusitzen, dass sie sie so schnell wie möglich hinter sich haben würde: drei Monate bezahlten Urlaub von der Arbeit. Die meisten Menschen hätten ein solches Urteil mit Handkuss entgegengenommen. Aber die meisten Menschen versuchten auch nicht, einen toten Verlobten zu vergessen und mit dermaßen komplizierten Gefühlen klarzukommen wie dene…
Titel
Das Flüstern von Tinte auf Papier
Autor
Übersetzer
EAN
9783963629297
Format
E-Book (epub)
Hersteller
Genre
Veröffentlichung
28.01.2020
Digitaler Kopierschutz
frei
Dateigrösse
1.22 MB
Anzahl Seiten
365
Auflage
Auflage
Lesemotiv
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