Linea Harris ist seit 2012 als Werbetexterin und Grafikdesignerin tätig. Nach dem Abitur und einer Ausbildung zur Bürokauffrau veröffentlichte die junge Mutter 2014 ihren ersten Fantasyroman 'Bitter & Sweet. Mystische Mächte' im Selfpublishing und landete damit einen großartigen Erfolg. Kurz darauf folgten zwei weitere Bände, die ebenfalls zu Bestsellern wurden. Die Thüringerin wohnt heute mit ihrer Familie in einem idyllischen Ort mitten im grünen Herzen Deutschlands.
Autorentext
Linea Harris ist seit 2012 als Werbetexterin und Grafikdesignerin tätig. Nach dem Abitur und einer Ausbildung zur Bürokauffrau veröffentlichte die junge Mutter 2014 ihren ersten Fantasyroman "Bitter & Sweet. Mystische Mächte" im Selfpublishing und landete damit einen großartigen Erfolg. Kurz darauf folgten zwei weitere Bände, die ebenfalls zu Bestsellern wurden. Die Thüringerin wohnt heute mit ihrer Familie in einem idyllischen Ort mitten im grünen Herzen Deutschlands.
Leseprobe
Kapitel 1
Der Eisregen fühlte sich an wie kleine Nadelstiche auf der Haut. Ich zog die Kapuze meines Mantels tiefer ins Gesicht und verschränkte die Arme, während ich an der Hausmauer gegenüber einer heruntergekommenen Bar lehnte und den Blick zu dem nachtschwarzen Himmel wandern ließ. Irgendwo unter dieser undurchdringlichen, grauen Wolkendecke musste der Mond aufgegangen sein.
Ich hasste den Vollmond. Er bedeutete nichts als Ärger. Vor nicht einmal zehn Minuten hatte mich mein Chef, Henry Cole, angerufen und zu diesem Auftrag geschickt. Seufzend ignorierte ich die Kälte, die in meine Knochen fuhr, und wartete schweigend. Außer dem entfernten Geräusch von Motoren und dem Prasseln der Regentropfen auf meiner Haut war nicht viel zu hören. Die Straße war abgelegen und nur eine Laterne spendete sanftes Licht. Zu viele Schatten. Es war keine gute Gegend, um sich nachts allein aufzuhalten. Doch ich wusste mich zu wehren und spürte nicht den geringsten Anflug von Nervosität.
Jeden Moment musste eine Gruppe Werwölfe um die Ecke kommen, die gerade erst die Kneipe hinter sich ließ, in der sie randaliert hatte. Ein Gast hatte gehört, in welche Bar sie als Nächstes ziehen wollte, und prompt hatte man mich dazu genötigt, sie dort festzunehmen. Vor genau dieser Bar stand ich nun, müde und frierend. Aus der heruntergekommenen Spilunke ertönte gedämpfte Musik, doch durch die verhangenen Fenster ließ sich nicht viel erkennen.
Je schneller die Werwölfe auftauchten, damit ich sie festnehmen konnte, umso besser war es. Ich wollte endlich nach Hause und meinen Feierabend genießen.
Wieder warf ich dem versteckten Vollmond einen grimmigen Blick zu. Es war jedes Mal dasselbe. Die runde Scheibe strahlte am Himmel und schon spielten alle verrückt. Werwölfe wurden aggressiv und unruhig, Vampire durstiger und Hexen mächtiger. Keine gute Grundlage, unsere Existenz weiterhin vor den Normalsterblichen zu verbergen.
Wir Übernatürlichen lebten wie normale Menschen, gingen anständiger Arbeit nach und integrierten uns in die Gesellschaft. Meistens jedenfalls. Wie auch bei den Normalsterblichen gab es unter den Verborgenen einige, die aus der Reihe tanzten und es schwer machten, unsere Existenz geheim zu halten. Für solche Fälle war die Verborgenenorganisation, die Polizei der Übernatürlichen, unter der Leitung von Henry Cole zuständig. Und hier kam ich ins Spiel, denn seit drei Jahren arbeitete ich für ihn, wenn auch normalerweise mit aufregenderen Aufträgen als diesem.
Dass ich ausgerechnet eine Dämonenjägerin geworden war, hatte einen nicht unerheblichen Hauch von Ironie. Eine Zeit lang hatte ich mich zu den Hexen gezählt. Mittlerweile wusste ich jedoch, dass ich gar keine Hexe war, sondern ein Halbdämon. Meine Mutter war eine Hexe gewesen, mein Vater einer der einflussreichsten Dämonenfürsten der Unterwelt.
Dämonen waren Gott sei Dank in der Unterwelt gefangen, mein dämonischer Vater eingeschlossen, auch wenn ich ihn tatsächlich ins Herz geschlossen hatte. Das hieß aber nicht, dass ich in meinem Job als Dämonenjägerin nichts zu tun hatte. Denn obwohl die Realität für die Bewohner der Unterwelt verschlossen war, hatten sie einen Weg gefunden, uns das Leben schwer zu machen.
Umso mehr ärgerte es mich, dass man mich mal wieder zu einem dieser ungeliebten Aufträge gerufen hatte. Ich hätte irgendwo dort draußen in den Wäldern sein müssen, um Mairas zu jagen. Sie waren todbringende, Albtraum verursachende Kreaturen, die sich von Blut und Angst ernährten. Die Jagd auf Mairas war eine ehrenvolle und gefährliche Sache, der ich mein Leben verschrieben hatte. Doch stattdessen wurde ich in Londons Straßen vom Eisregen durchnässt und musste ein paar halbstarke Werwölfe festnehmen, die einen über den Durst getrunken hatten. Was für ein Sprung in meiner Karriere.
Ein Kälteschauer durchzog meinen Körper und ich verlagerte das Gewicht. Wenn ich noch länger hier stehen mus