Albrecht Müller, Urgestein der Sozialdemokratie, schrieb 2020 sein Buch "Die Revolution ist fällig". Der Neoliberalismus, der ab den 1980er Jahren nach der Regierungsübernahme Ronald Reagans und Maggie Thatchers (TINA) die Agenda setzte, habe zu einer Zerstörung der an sich gegebenen sozialstaatlichen Möglichkeiten und Hoffnungen geführt, weshalb nun, um diesen Entwicklungen Einhalt zu gebieten, eine "Revolution" nötig sei - doch sie sei verboten. Nachdem sich der Westen aber nun in einem "irreversiblen" Niedergang befindet, wie der Anthropologe und Historiker Emmanuel Todd schrieb, steht mehr auf dem Spiel als der Verlust des Sozialstaats: die Demokratien seien bedroht von morallosen, nihilistischen Oligarchien, denen es nur um den eigenen Machterhalt geht, und um die Vermehrung ihres obszön großen konzentrierten Reichtums. Und diese Kräfte bedrohen nicht nur die legitimen demokratischen Ordnungsprozesse, sondern sehr fundamental auch den Frieden in der Welt, in Nahost ebenso wie in der übrigen Welt. Um dem verhängnisvollen Wirken dieser Kräfte Einhalt zu gebieten, könnte nun eine - demokratische - Revolution tatsächlich notwendig werden.
Autorentext
Ludger Eversmann, geboren 1953 im Münsterland, war früh von den großen "utopischen" Fragestellungen der Philosophie angezogen, fand aber zuerst keinen festen akademischen Boden unter den Füßen. Er durchwanderte mehrere Stationen von Studien in Philosophie und Psychologie, unterbrochen von längeren Phasen als Jazzmusiker. Ein Studium der Wirtschaftsinformatik führte dann in die IT-Beratung, und mit der Promotion in diesem Fach fand er endlich zu dem gesuchten großen Thema "Zukunft der Arbeit". Er hat mehrere Bücher zu diesen Themen (Zukunft bzw. Ende der Arbeit, Postkapitalismus und Digitalisierung) geschrieben und dazu publiziert (unter anderem für Telepolis und der Freitag). Er hat über 30 Jahre als freier Berater in Hamburg gelebt.