Ludger Weß ist seit seiner Jugend ein Fan der Molekularbiologie, was sich bis heute in vielen Bereichen seines Lebens widerspiegelt. So hat er an der Universität geforscht, als Wissenschaftshistoriker über ihre frühen Verstrickungen mit Nationalsozialismus und Leninismus gearbeitet, Greenpeace, den Bundestag und die Biotechnologieindustrie beraten und als Wissenschaftsjournalist über die Errungenschaften und Abgründe der Molekularbiologie geschrieben (u.a. für den Stern, die Financial Times Deutschland und internationale Fachmagazine). Derzeit ist Weß Mitinhaber der Kommunikationsagentur akampion. In seiner Freizeit schreibt er Thriller, in denen natürlich die Molekularbiologie eine tragende Rolle spielt.
Vorwort
Wer steckt hinter dem tödlichen Virus?
Autorentext
Ludger Weß ist seit seiner Jugend ein Fan der Molekularbiologie, was sich bis heute in vielen Bereichen seines Lebens widerspiegelt. So hat er an der Universität geforscht, als Wissenschaftshistoriker über ihre frühen Verstrickungen mit Nationalsozialismus und Leninismus gearbeitet, Greenpeace, den Bundestag und die Biotechnologieindustrie beraten und als Wissenschaftsjournalist über die Errungenschaften und Abgründe der Molekularbiologie geschrieben (u.a. für den Stern, die Financial Times Deutschland und internationale Fachmagazine). Derzeit ist Weß Mitinhaber der Kommunikationsagentur akampion. In seiner Freizeit schreibt er Thriller, in denen natürlich die Molekularbiologie eine tragende Rolle spielt.
Leseprobe
Carlsbad, CA, 8:15 Uhr Ortszeit
Wer sich in Carlsbad, Kalifornien, dem Zentrum des Reichtums in den Vereinigten Staaten, zur Ruhe setzte, hatte es geschafft. Hier wohnten Legenden wie Howard Birnsteen, ein milliardenschwerer Unternehmer, um dessen Urteilsvermögen sich Legenden rankten. Wenn er in ein Unternehmen einstieg, sahen Investoren das als Erfolgsgarantie. Heute ließ sein Instinkt ihn im Stich.
Am Vorabend hatte er in einem letzten klaren Moment seine Sekretärin telefonisch gebeten, einen Arzttermin für ihn zu vereinbaren. Drei Tage zuvor war er auf einer Konferenz aufgetreten, auf der alle erkältet zu sein schienen. Nun hatte es ihn wohl auch erwischt. Es hatte wie eine übliche Grippe begonnen: Das Abendessen hatte nicht geschmeckt, die Gelenke schmerzten, er hatte Schweißausbrüche und leichtes Fieber. Dann waren Sehstörungen hinzugekommen wie bei der Migräne, unter der er ab und zu litt. Im Bett, im abgedunkelten Zimmer, hatte ihn eine Unruhe ergriffen, die ihm Angst gemacht hatte. Es war ihm nicht gelungen, sich zu entspannen.
Seine Gedanken waren gerast, immer im Kreis, wie die Symbole auf den Rädern der einarmigen Banditen in Las Vegas. Da war er mit Lucie gewesen, seiner ersten Frau; er dachte an die Hochzeit, schon fielen ihm Fotografen ein, digitale Kameras, Computer, ihre Verwendung in der synthetischen Biologie, die Rolle der Moleküle, ihre Kleinheit, die Nanotechnologie, Oberflächen von Pflanzen, der Garten, Frösche, die Evolutionslehre, Darwin, Schiffe, Yachten, das Meer. Keinen Gedanken hatte er länger als eine Sekunde festhalten können, bevor der nächste kam, und dann noch einer und noch einer. Sie teilten sich, flogen in verschiedene Richtungen und stießen überall neue Assoziationen an wie Neutronen eine atomare Kettenreaktion anfachen. Sie hinterließen Spuren und Bilder, die nicht verblassen wollten. Er war in einem albtraumhaften Labyrinth gefangen, den Wimmelbüchern seiner Enkelkinder nicht unähnlich, aber in drei Dimensionen, bewegt und ohne Begrenzung. Sein Hirn war kurz vor der Kernschmelze gewesen und als der Wecker geklingelt hatte, fühlte er sich, als hätte er keine Minute geschlafen.
Erst nach dem Duschen hatte er sich ein wenig besser gefühlt. Das Croissant mit der bitteren Orangenmarmelade hatte sogar außergewöhnlich gut geschmeckt. Dann hatte der Chauffeur geklingelt, und er hatte sich in den Wagen gesetzt, unsicher das Fahrziel betreffend.
»Wohin fahren wir?«, hatte er den Chauffeur gefragt.
»Zum Golfclub, Sir. Sie haben eine Verabredung.«
Ah ja. Er schaute im Kalender nach: Dean Rearden. Wer war das nochmal? Während er überlegte, kehrte das Chaos in seinen Kopf zurück. Jedes Schild, jede Reklametafel, ihre Zahlen, Farben und Buchstaben sprangen ihn an und bohrten sich in sein Hirn. Er schloss die Augen, aber das war noch schlimmer. Jetzt drangen Licht und Schatten wie Morsesignale durch seine Augenlider, hell, dunkel, hell, kurz kurz kurz lang, kurz kurz, kurz lang kurz, kurz kurz lang, kurz kurz kurz. Er kniff die Augen zusammen, schlug die Hände vor das Gesicht und war sicher, dass von allen Seiten Lanzen auf ihn gerichtet waren, spitze Stangen, die in seine Augen zu stechen drohten. Schweißperlen standen auf seiner Stirn, er konnte kaum noch atmen. Ein stechender Schmerz breitete sich entlang der Wirbelsäule aus. Ihm wurde übel. Wo war er? Was geschah mit ihm?
»Wir sind da, Mr. Birnsteen.«
Wer sprach da? Er schlug die Augen auf. Ein Mann stand neben dem Wagen und öffnete die Tür. Die Sonne stach Howard in die Augen. Als er nach unten blickte, veränderten sich die Farben und die Umgebung sah aus wie auf einem rotstichigen Farbfoto. Er quälte sich aus dem Wagen. Seine Glieder waren steif und schmerzten. Fühlte man sich immer so, wenn man alt war? Würde er bald sterben?
Wieder drehte sein Gehirn auf. Er war doch nicht alt! Er war doch gerade noch ein Kind gewesen - oder Student? Bilder von einem Marathon un