Dieses Buch bringt uns Weltsicht und Kosmologie der Kelten und Druiden näher und verbindet uns so mit unserem vorchristlichen Erbe, das uns in inniger Einheit mit der Erde und dem Flechtwerk der Natur sieht. Es ist das Anliegen des Autors, aus dem Wissen der Vergangenheit zu schöpfen und so Impulse für die Zukunft zu geben. Dabei nutzt er die Quellen, die historisch zur Verfügung stehen, ebenso wie jene Zugänge, die er in seinem metaphysischen Erinnern gefunden hat.

Autorentext
Manfred Böckl wurde 1948 in Landau/Isar (Niederbayern) geboren. Er war zunächst Redakteur bei einer großen bayerischen Tageszeitung; 1976 machte er sich als freier Schriftsteller selbständig. Er veröffentlichte bisher circa 90 Romane und Sachbücher mit einer Gesamtauflage von rund einer Millionen, die teilweise auch in andere Sprachen übersetzt wurden. Böckl schrieb zumeist über bayerische, deutsche und europäische Geschichte. Seine Romane "Mühlhiasl. Der Seher vom Rabenstein", "Agnes Bernauer", "Die Bischöfin von Rom", "Die Hexe soll brennen" und andere wurden zu Bestsellern. Manfred Böckl lebt heute in seinem einsamen Haus "Dinas Draig Goch" im Bayerischen Wald.

Leseprobe
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DAS VOLK, DAS AUS DEM KESSEL KAM

WEICHER MÄRZWIND PLUDERT über das unscheinbare Feld in der Nähe des niederbayerischen Marktfleckens Aufhausen. Ungefähr dreißig Kilometer nördlich dehnt sich unter verhangenem Horizont die Silhouette des Bayerischen Waldes. Langsam wandere ich über den Acker, suche meinen Weg zwischen den flachen Gruben der Ausgrabung, die hier seit Mitte der 90er Jahre von einem mit mir befreundeten Archäologen durchgeführt wird.

An einer bestimmten Stelle erinnere ich mich an einen brütend heißen Sommertag im Juni 1996, als auf diesem flachen Hang über dem Flüsschen Vils das erstaunlich gut erhaltene Skelett eines jungen Mannes der Glockenbecherperiode aus der Erde kam. Circa 4200 Jahre hatte der etwa Sechzehnjährige in seinem jungsteinzeitlichen, mit Getreidebeigaben in zwei Tonkrügen versehenen Grab geruht; ähnlich einem Embryo in Seitenlage zusammengekauert und mit nach Norden ausgerichtetem Kopf gen Osten blickend: der aufgehenden neuen Sonne entgegen. Weibliche Skelette in anderen Gräbern waren in der gleichen Körperhaltung gefunden worden, sie jedoch lagen mit dem Schädel nach Süden.

Instinktiv hatte ich damals die Zuordnung von Frauen oder Männern zur "warmen", beziehungsweise "kalten" Himmelsrichtung assoziiert. Ebenso hatte ich mich daran erinnert, dass auch im viel späteren keltischen Denken die Göttin Beltane für Frühling und Sommer stand, ihr sie ergänzender Gefährte Samhain aber für Herbst und Winter. Mein Freund, der Archäologe, hatte dazu geäußert, diese Gedankenverbindung von den Glockenbecherleuten zu den Menschen des La-Tène sei durchaus gerechtfertigt, denn die Metaphysik der Druiden sei ja letztendlich aus den vorangegangenen neolithischen und bronzezeitlichen Vorstellungen erwachsen. Dann hatte er mir eine andere Stelle auf dem Grabungsareal gezeigt, wo er über den genannten prähistorischen Schichten keltische Siedlungsspuren - unter anderem ein Ofenzentrum mit Eisenschlacke - entdeckt hatte.

Als ich im März 1998 wiederum dort stehe, wird mir erneut diese unglaubliche Kontinuität bewusst: Rund fünf vorchristliche Jahrtausende lang - vom Neolithikum bis zur Römerzeit, als die La-Tène-Kultur brutal zerschlagen wurde - lebten hier, eine um die andere, verschiedene Zivilisationen in friedlichem Einklang mit der Natur. Sie wurden geboren, blühten auf, kamen zur Reife und vergingen, um in anderer Form wieder neu zu entstehen. Der Kern ihres geistigen Erbes jedoch überdauerte alle diese Umwandlungen, bis er schließlich mit keltischem Denken verschmolz und von den Großen Wissenden in das Gedankengebäude ihrer allumfassenden Kosmologie eingearbeitet wurde.

Während mir dies durch den Kopf geht, kauere ich mich nieder; ich möchte die Erde berühren, über die hier einst bestimmt auch der eine oder andere Dru Wid schritt. Plötzlich weckt etwas im bröckeligen Lehm meine Aufmerksamkeit. Ich scharre ein wenig, im nächsten Moment halte ich eine Keramikscherbe in der Hand, die ich als la-tène-zeitliches Relikt erkenne. Der Krümmung nach zu urteilen, muss sie von einem ziemlich großen Gefäß stammen. Auffallend ist der hohe Graphitgehalt des Tons, und ich bin mir deshalb sehr sicher, dass der Krug etwa zwei Tagesmärsche weiter nördlich im Bayerischen Wald gebrannt wurde, wo das genannte Mineral im einzigen Graphitbergwerk Mitteleuropas noch bis zum Zweiten Weltkrieg abgebaut wurde.

Damit aber kam das Gefäß, das vor rund 2500 Jahren wahrscheinlich zur Aufbewahrung von Getreide diente, vom Rand jenes "Kessels", der als die Geburtsstätte des Keltentums gilt: der böhmischen Senke, die von den Gebirgszügen der Sudeten, des Erzgebirges und eben des Bayerischen- und Böhmerwaldes sowie des österreichischen Waldviertels begrenzt wird. Die dunkle Scherbe in meiner Hand stellt die Verbindung ganz unvermittelt schier greifbar her - und während ich sie nun sorgfältig vom anhaftenden Schmutz reinige, versuche ich mir vorzustellen, w

Inhalt
Einführung Das Volk, das aus dem Kessel kam Am Anfang standen Schamaninnen Das Kerngehäuse des Apfels Rhiannon, Taranis und andere Götter Am Grab des Taliesin Der Runde Tisch Myrddins Das schöne Antlitz der Hagazussa Die Bestiensäule und der Mönch Avalon - ein Tor zur Anderswelt Rettung durch das Große Wissen Ausgewählte Literatur
Titel
Die Botschaft der Druiden
Untertitel
Heimkehr ins Heidentum
EAN
9783890601762
ISBN
978-3-89060-176-2
Format
E-Book (epub)
Hersteller
Herausgeber
Veröffentlichung
04.12.2015
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Dateigrösse
1.09 MB
Anzahl Seiten
192
Jahr
2015
Untertitel
Deutsch
Auflage
2. Aufl.
Lesemotiv