Nachdem Cyfimiad die Schwarzen Schlangen mit der Macht des Marders umgebracht hat, muss der junge irische Student durch die Pforte der Neugierigen schreiten, auf deren anderer Seite das Unbekannte auf ihn wartet. Doch dann geht so ziemlich alles schief, was schief gehen kann, und ob James ein zukünftiges Leben in der Gemeinschaft hat oder nicht, steht in den Sternen. Aber in der Gemeinschaft selbst stehen ebenfalls Veränderungen an: Eileen hat eine Begegnung mit ihrer wahren Aufgabe, welche sie bis ins Innerste erschüttert; Jason Albright muss seinen ganz eigenen Kampf durchstehen, und ein neuer Dozent, der als Ersatz für Sara kommt, führt die Studenten an ihre intellektuellen Grenzen. Band 6 zeigt jedoch auch auf, wie schnell der Gemeinschafts-Traum vorbei sein könnte. Als die Gemeinschaft mit einer neuartigen Waffe angegriffen wird, scheint alles aus den Fugen zu geraten. Das Abenteuer geht weiter: scharf, mächtig und etwas 'tiefer'

Leseprobe
1 Der Hüter der Pforte

1

Der Hüter der Pforte

"Wenn die Kraft da ist, bist du im Lot. Die Gewebe sind geschmeidig und gehen ihrer Aufgabe nach; die Intelligenz fügt sich dem Plan der Pobol; der Rhythmus des Lebens ist ohne Hetze und die Zeit plötzlich dein Freund. Die Kraft soll deswegen der Verbündete des Gemeinschafters sein."

Callineb Elwedig, Adnod 508

Die Wachen führten mich durch einen Hinterausgang ins Freie, wo ruhig ein Bächlein an dem Gerichtsgebäude vorbei floss. Birken standen mit tief hängenden Ästen am Ufer, und zwischen den Bäumen wuchs Moos, was einen idyllischen Eindruck machte. Mein Blick tastete die Umgebung ab, während ich den Wachen hinterher ging.

Bjechtra war vielleicht ein Dorf von zwanzigtausend Seelen, schätzte ich. Die Grösse des Ortes war gut auszumachen, weil er in einem Talkessel lag und ringsum Berge imposant in die Höhe ragten. Auf manchen Bergen lag Schnee, andere leuchteten bläulich im Sonnenlicht. Bjechtra selbst war fast nur aus Riegelbauten gebaut und wurde von schmalen Gassen durchzogen.

Man führte mich durch einige dunkle Gassen, wobei ich von den Zwergen auf der Strasse angeschaut wurde, als sei ich eine Touristenattraktion. Dann hielten die Wachen vor einem unscheinbaren Haus mit schwerer dunkelbrauner Holztür an. Sie stiessen sie auf und sie gab mit einem singenden Knarren den Weg ins Innere frei. Ich betrat das Gebäude und zuerst umfing mich Dunkelheit, weil von der schmalen Gasse her kaum Licht ins Haus drang. Dann wurde ich weiter ins Dunkle voran gestossen, bis ich mir die Nase an einer weiteren Tür anschlug.

"Öffne diese Türe, sobald wir das Haus verlassen haben. Dahinter findest du die Pforte der Neugierigen.", sagte eine der Wachen hinter mir.

"Wir wünschen dir Glück und Erdbeeren, Erstklässler!", sagte die andere Stimme.

"Ja, Erdbeeren wirst du wohl brauchen ...", wiederum die erste.

Danach hörte ich, wie sich die Wachen mit ihren rasselnden Rüstungen von mir weg bewegten. Wenig später fiel die Eingangstür ins Schloss.

Dunkelheit. Stille.

Was würde mich jenseits dieser Schwelle erwarten? Was war die Pforte der Neugierigen? Wieso wünschten mir die Wachen Erdbeeren? Waren die genau so fengi wie Cyfimiad? War es ein schlechter Witz? Eigentlich verfügten Zwerge über guten Humor, aber vielleicht waren die Erdbeeren nur kümmerliche Vertreter ihres Humors.

Ich nahm die Klinke in die Hand. Sie fühlte sich kalt an.

Obwohl ich wusste, dass es nur ein Vorwärts gab, stand ich eine kleine Ewigkeit lang mit der Türfalle in der Hand dort. Ich stand in einem Haus in einer Stadt, die von Zwergen erbaut worden war, in einer Welt von der die meisten Menschen nicht einmal wussten, dass es sie gab. Ich war - noch - ein Mitglied einer Gemeinschaft von Heilern, deren Existenz jeder nüchtern denkende Mensch heftig verleugnen würde.

Und hier stand ich; hatte keine Ahnung, was mich auf der anderen Seite dieser Tür ereilen würde; musste ehrlicherweise einsehen, dass es mit mir und der Gemeinschaft vielleicht bald vorbei sein würde, und dass ich vielleicht bloss noch eine trostlose Zukunft vor mir hatte.

Tausend Dinge gingen mir durch den Kopf. Die Türklinke wurde von der Wärme meiner Hand aufgeheizt und fühlte sich irgendwie freundlich an. Und doch verkörperte sie alles, was ich nicht wusste.

Schliesslich drückte ich sie hinab und stiess die Türe auf.

Zunächst blendete es mich und ich konnte nicht viel erkennen, aber dann gewöhnten sich meine Augen an das grelle Licht im nächsten Raum und ich begann Umrisse zu erkennen.

Ich stand in einem Zimmer, wo es - abgesehen von der Pforte, welche mehr als offensichtlich war - nur einen Tisch gab, auf welchem eine go

Titel
Die Tieferen 6
Untertitel
Presto
EAN
9783748751878
Format
E-Book (epub)
Hersteller
Herausgeber
Veröffentlichung
29.07.2020
Digitaler Kopierschutz
frei
Dateigrösse
1.13 MB
Anzahl Seiten
293
Features
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet