Für die Verschwörer drängt die Zeit. Sie sehen nur eine Möglichkeit, um ihre Haut zu retten: Alles auf eine Karte zu setzen und ihren geplanten Putsch sofort durchzuführen, der unter anderem die Ermordung der gronthischen Matriarchin Ashshannak vorsieht. Inzwischen gelingt es der Sureyini Lal, den sureyinischen Verräter zu identifizieren. Aber das stellt sie vor ein Problem, das sie nicht vorausgesehen hat. Und die Piratin Mrreyna will unter allen Umständen die finale Abrechnung: die Vernichtung Meloris und der PHOENIX. Melori nutzt diesen Umstand, um ihr eine tödliche Falle zu stellen. Doch damit löst sie etwas aus, mit dessen Folgen sie nicht im Entferntesten gerechnet hat.

Leseprobe
Desert Port, Hauptquartier der Terranischen Raumflotte 05.10.2546 Terrazeit 36.04.351 ISA-Zeit Commodore Nyoko Svensson betrat das kleinste Restaurant im Freizeitbereich von Block D. Um diese Zeit war es ziemlich voll, denn viele Menschen aßen um ein Uhr herum zu Mittag. Deshalb wunderte sie nicht, dass nur noch wenige Plätze frei waren. Sie sah sich um. Eines der Separees im Außenbezirk, das einen Blick auf eine palmenbewachsene Grünanlage mit farbenprächtigen Blumen und einem See erlaubte, auf dessen Oberfläche sich die Sonne glitzernd spiegelte, hatte über der Tür zwar das Schild Reserviert aufgeblendet, aber ein paar Plätze waren dort noch frei. Nachdem sie herumgegangen war und vergeblich nach anderen Sitzplätzen Ausschau gehalten hatte, kehrte sie zu diesem Separee zurück. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setze?, fragte sie die drei Männer und zwei Frauen, die darin saßen. Oder ist das ein geschlossenes Treffen? Durchaus nicht, antworte eine Frau mit dem Emblem der Versorgungsabteilung auf der Uniform. Setzen Sie sich zu uns. Nyoko kam der Aufforderung nach und setzte sich auf einen freien Platz. Sie tippte ihre Essenswünsche in das Display in der Armlehne ihres Sessels ein. Minuten später kam ein Roboter und brachte das Bestellte. Nachdem er davongeschwebt war, drückte einer der Männer auf einen Knopf, und die Tür glitt zu. Ihnen ist doch klar, was für ein immenses Risiko wir damit eingehen, uns hier zu treffen, warf Nyoko ihm vor. Wenn man uns zusammen sieht... Dann wird man nichts anderes denken als das, was wir vorgegeben haben, unterbrach die Frau sie, die sie hereingebeten hatte. Eine Gruppe von Menschen verschiedener Abteilungen hat sich zufällig hier zusammengefunden, weil alle anderen Plätze mehr oder weniger belegt waren. Schließlich haben wir das genau so geplant und extra dieses kleine Restaurant zur Stoßzeit ausgesucht. Außerdem ist das jetzt sowieso egal, sagte der Mann, der die Tür geschlossen hatte. Entweder wir schaffen es, das Ruder noch herumzureißen, oder wir sind erledigt. Es war nicht geplant, dass Ashshannak die neue Matriarchin der Grontheh wird. Darrashann war dafür vorgesehen. Sie hätte die Pläne der alten Matriarchin fortgeführt und damit auch unsere. Niemand konnte ahnen, dass irgendwelche Unbekannten aus der ISA IsteND-Agenten, darauf wette ich Ashshannak auf den Thron helfen und sie dann auch noch überzeugen, dass die ISA ihr Volk nicht mit dem Gronth-Virus angegriffen hat. Das war so nicht geplant. Anklagend sah er Nyoko an. Wieso haben Sie uns nichts davon gesagt, dass IsteND-Agenten offen in der Gronthagu Liga operieren? Nyoko presste verärgert die Lippen zusammen. Weil ich erstens zwar beim IsteND bin, aber nicht über alle Einsätze von Agentinnen und Agenten informiert bin, wie Sie sehr wohl wissen, Admiral Patrakos. Zweitens hat der IsteND noch nie offen in der Liga operiert, weshalb ich überzeugt bin, dass diese Leute Privatpersonen sind, die wahrscheinlich auf irgendeinem Weg über die Nagdanische Planetenunion ins Gebiet der Liga gelangt sind. Alle unsere in der Liga eingesetzten Leute stammen auch von dort, weil jedes Wesen aus der ISA sofort als Spion gefangen genommen worden wäre. Sie schüttelte den Kopf. Ich habe keine Ahnung, wer diese Leute sein könnten. Haben Sie das nicht überprüft?, wollte Commodore Li Wang von der Handelsflotte wissen. Selbstverständlich!, zischte Nyoko, empört darüber, dass er sie offenbar für eine inkompetente Anfängerin hielt. Ich konnte keinen von ihnen identifizieren. Was doch wohl ein Beweis ist, dass sie zum IsteND gehören, war Luzius Patrakos überzeugt. Oder sie stammen zwar von ISA-Völkern ab, sind aber nicht hier registriert, weil sie außerhalb der ISA geboren wurden und leben, und die Matriarchin hat sie nur für ISA-Bürger gehalten, weil sie wie solche aussehen, widersprach Nyoko. Das würde vollkommen logisch erklären, warum sie in der ISA nicht registriert sind. Möglicherweise sind sie auch Ruaneh, von denen etliche ebenfalls nicht als ISA-Bürger registriert sind, weil sie keine sein wollen. Aber das ist im Moment völlig egal. Das meine ich nicht, widersprach Patrakos. Könnten das Leute von der PHOENIX gewesen sein? Immerhin war das Schiff zu genau der Zeit verschwunden, als in der Liga die Revolution ausgebrochen ist. Und Captain Melori traue ich durchaus zu, dabei ihre Finger im Spiel gehabt zu haben. Nyoko winkte ab und schüttelte den Kopf. Die PHOENIX war nachweislich bei den Ikamareh und hat ihre Kultur erforscht. Und ja, das habe ich akribisch nachgeprüft, kam sie Patrakos' nächstem Protest zuvor. Dass sie sich tot gestellt haben, halte nicht nur ich für ein Manöver, mit dem Melori und ihre Leute der Raumflotte und allen ihren früheren Vorgesetzten demonstrieren wollten, dass wir sie alle am Arsch lecken können. Sozusagen als Retourkutsche dafür, dass die gesamte Bande zur Forschungsflotte strafversetzt wurde. Was ihnen niemand verdenken kann, warf die Frau von der Versorgungsabteilung ein und schüttelte den Kopf. Vielleicht sollten sich manche Leute mal ernsthafte Gedanken darüber machen, wie es sein kann, dass solche brillanten Köpfe wie die PHOENIX-Crew andernorts in Ungnade gefallen sind und erst eine unbedeutende Frelsini kommen musste, um deren Potenzial zu erkennen und sie zu Höchstleistungen anzuspornen. Wenn ich bedenke, wie wir dieses Potenzial hätten nutzen können! Bestimmt wären einige von denen besonders die, die nicht von Terra stammen nur zu gern bereit gewesen, unsere Ziele zu unterstützen, um dadurch den Vertretenden der etablierten Strukturen eins auszuwischen. Nyoko ignorierte sie. Ich habe schon von ihrem Vorgesetzten, Admiral Makuma, gehört, dass er sie alle am liebsten aus der Flotte werfen würde. Aber nach dem, was die Leute nicht nur dadurch geleistet haben, dass sie aus einem Schrottschiff das leistungsfähigste Schiff der Flotte gemacht haben, sie blickte Patrakos bezeichnend an, der Meloris Crew das Schrottschiff zugeteilt hatte, geht das nicht mehr so einfach. Das würde nicht nur innerhalb der Flotte, sondern auch ISA-weit auf Unverständnis stoßen, was dem Renommee der TRF und damit auch ganz Terra schaden würde. Sie schüttelte den Kopf. Patrakos blickte Nyoko an. Wieso wurde die PHOENIX eigentlich zum IsteND befohlen? Weil auch beim IsteND der Verdacht im Raum stand, dass sie die Leute waren, die die Revolution in der Gronthagu Liga ausgelöst haben. Der IsteND hat sie alle verhört und das Schiff überprüft, ob sich dafür Beweise finden lassen. Aber wie ich schon sagte, kam dabei nur heraus, dass die PHOENIX in der fraglichen Zeit tatsächlich bei den Ikamareh geforscht hat. Das wurde nicht nur durch die Aufzeichnungen und Flugdaten des Schiffes bestätigt, sondern auch durch an jedem einzelnen Besatzungsmitglied vorgenommenen telepathischen Bewusstseinssondierungen. Was immer sich in der Liga abgespielt hat, die PHOENIX hatte damit nichts zu tun. Sie winkte ab. Aber wir haben ein anderes Problem. Nur eins? Patrakos schnaubte. Unser ganzer Plan alle unsere Pläne gehen den Bach runter, wenn wir das Ruder nicht noch herumreißen können. Einige unserer Leute sind bereits abgesprungen und suchen unter dem Vorwand von Urlaubsreise und Auszeiten ihr Heil in der Flucht. Was? Die Frau von der Versorgungsflotte schüttelte den Kopf.…
Titel
Götterurteil
Untertitel
MISSION PHOENIX - Band 6
EAN
9783961272754
Format
E-Book (pdf)
Altersempfehlung
ab 14 Jahre
Hersteller
Veröffentlichung
08.03.2022
Digitaler Kopierschutz
frei
Dateigrösse
2.91 MB
Anzahl Seiten
266
Auflage
1. Auflage
Lesemotiv