In den 1970er Jahren, dem »roten Jahrzehnt«, sollte der Radikalenbeschluss dafür sorgen, »Verfassungsfeinde« aus dem öffentlichen Dienst fernzuhalten. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft lehnte ihn ab - und grenzte doch selbst linksradikale Mitglieder aus. 1974 verabschiedete sie einen Unvereinbarkeitsbeschluss gegen Angehörige der maoistischen K-Gruppen, von dem mindestens 300 Personen direkt betroffen waren. Ihnen verweigerte die GEW den Rechtsschutz, schloss sie aus oder nahm sie gar nicht erst auf. Marcel Bois zeichnet die Etablierung des Beschlusses nach, untersucht die daraus resultierende Praxis und liefert so einen Beitrag zur Konfliktgeschichte dieser Dekade.
Autorentext
Dr. Marcel Bois hat Geschichte, Soziologie und Kunstgeschichte an den Universitäten Konstanz und Hamburg studiert. Er promovierte am Zentrum für Antisemitismus der TU Berlin und ist derzeit assoziierter Wissenschaftler an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg. Zu seinen Arbeitsschwerpunkte gehören die Historische Kommunismusforschung sowie die Geschichte der Arbeiter*innenbewegung und anderer sozialer Bewegungen.