Marie Meimberg will sich nicht festlegen. Sie singt, schreibt, produziert, organisiert, managed, illustriert und beschränkt sich dabei nicht auf ein Medium: TV, Print, twitter, Radio, Youtube - so lange es nur, wie sie sagt, 'geiler Scheiß' ist. Ihr YouTube-Kanal mariemeimberg bildet eine verspielte Schnittmenge aus Musik, Text und animierten Illustrationen, die auch gesellschaftskritische Themen wie Feminismus oder Rassismus nicht ausspart. Meimberg geht es um die Ideen. Und darum, Räume für diese zu schaffen - nicht nur für sich selbst. So vertritt sie als Vorsitzende des Vereins 301+ viele bekannte YouTuber, die sich für Alternativen in der deutschen YouTube-Szene einsetzen und ist seit 2014 die erste Präsidentin der Academy des Deutschen Webvideopreises (WVP).
Autorentext
Marie Meimberg will sich nicht festlegen. Sie singt, schreibt, produziert, organisiert, managed, illustriert und beschränkt sich dabei nicht auf ein Medium: TV, Print, twitter, Radio, Youtube - so lange es nur, wie sie sagt, "geiler Scheiß" ist. Ihr YouTube-Kanal mariemeimberg bildet eine verspielte Schnittmenge aus Musik, Text und animierten Illustrationen, die auch gesellschaftskritische Themen wie Feminismus oder Rassismus nicht ausspart. Meimberg geht es um die Ideen. Und darum, Räume für diese zu schaffen - nicht nur für sich selbst. So vertritt sie als Vorsitzende des Vereins 301+ viele bekannte YouTuber, die sich für Alternativen in der deutschen YouTube-Szene einsetzen und ist seit 2014 die erste Präsidentin der Academy des Deutschen Webvideopreises (WVP).
Leseprobe
Ich war eine gar nicht mehr so kleine Marie - zumindest fand ich das, mein Vater sah das anders -, da erlebte ich den mit Abstand schlimmsten Tag meines Lebens. Ever. Eigentlich fing er gar nicht übel an. Er fing sogar richtig schön an: Wohlig umkuschelt im Bett meines damaligen Freundes: Hanno Hase. So hieß der zwar nicht wirklich, aber ich nenne ihn hier einfach mal Hanno Hase, weil ich ihn seit sehr langer Zeit nicht mehr gesehen habe, woran ich zu großen Teilen selbst schuld bin. Aber das ist eine andere Geschichte.
Der schlimmste Tag meines Lebens begann auf jeden Fall in seinen Armen. Die Sonne strahlte aufs Bett, und ich war glücklich. Ich hatte noch nicht oft mit jemandem im Bett übernachtet, der nicht meine Schwester oder sonst irgendein Mitglied meiner Familie war. Und erst recht nicht mit meinem Freund.
Das wiederum lag zum einen daran, dass sich in meinem noch recht kurzen Leben einfach nicht allzu viele Möglichkeiten ergeben hatten, einen Freund zu haben. Und zum anderen wollte es mein Papa so gar nicht einsehen - der Tatsache zum Trotz, dass meine Periode mich jeden Monat krampfen ließ und meine Brüste zwar klein, aber durchaus erkennbar herangewachsen waren -, dass aus seiner kleinen Marie so langsam eine größere geworden war. Kurz: Ich hatte absolutes Bei-Hanno-Übernachtungs-VERBOT.
Dazu muss man vielleicht wissen, dass meine Eltern eigentlich sehr entspannte Eltern waren. Alle meine Freunde nannten sie Amy und Klaus, das Du war völlig normal, ich durfte alleine die Welt entdecken, mit meiner Freundin Michi auf dem Tandem durch Deutschland fahren ... aber bei Hanno übernachten??! No fucking way! Es gab eigentlich ohnehin nur drei Dinge, die absolut no-fucking-way klargingen: Schlechte Noten. Rauchen. Und eben bei Hanno übernachten.
Nun hab ich mich ja quasi selbst gespoilert. Denn irgendwas musste ja passiert sein, zwischen dem absoluten »Hanno-Übernachtungs-Verbot« und morgens in seinen Armen aufwachen. Und das, was da passierte, ist wahrscheinlich schon in Hunderttausenden anderen Familien passiert und wird auch noch Hunderttausende Male passieren: Ich hatte gelogen.
Denn: Wenn man unbedingt bei seinem Freund schlafen möchte, das aber auf gar keinen Fall ever denkbar ist, dann schläft man halt bei seiner Freundin. In meinem Fall bei der Michi. Und während man sich auf den Weg zur Beste-Freundin-Sleep-over-Schlafanzug-Party macht, biegt man einmal falsch ab und landet - huch - an der Bushaltestelle und steigt aus Versehen in den nächsten Bus ein, der ganz zufällig in Richtung Hanno fährt.
Das klingt jetzt hier ziemlich einfach. Aber wenn man in einem Dorf wohnt, in dem die Mama und der Papa als Dorfärzte quasi eine Art Berühmtheit sind, die - ob man das will oder nicht - automatisch auf einen abfärbt, und all die Omas, die nicht wissen, wohin mit ihrer Oma-Zeit, weil ihr Mann schon gestorben ist und ihnen auf dem Dorf genauso langweilig ist wie all den saufenden oder kiffenden Jugendlichen, was aber wohl leider beides für Omas keine Zeit-Totschlag-Option ist und sie anstatt einfach gemütlich auf der Parkbank einen zu kiffen, sehr viel Zeit in der Sprechstunde meiner Mama verbringen.
Die Sache ist nur die: Wenn man zum Arzt geht, um seine Zeit zu vertreiben. Und nicht, weil man wirklich krank ist, dann muss man da ja irgendwas erzählen können. Einmal habe ich mir zum Beispiel meine Haare knallrot gefärbt - für meine Eltern eine völlig okaye Sache - aber für die nicht-kiffenden Dorf-Omas ein ziemlicher Skandal.
Und so wusste meine Mama schon einfach alles über meine neue Frisur, bevor sie mich überhaupt gesehen hatte, weil es ihr den ganzen Tag in der Sprechstunde berichtet wurde. Und genau deswegen war auch höchste Vorsicht geboten, wenn man ganz aus Versehen in den Bus gen Hanno einstieg. Denn wenn auch nur eine der Spitzel-Omas einen sichtete, konnte es trotz nicht mehr ro