Der Verfasser des Lukasevangeliums und der Apostelgeschichte gilt häufig als 'Historiker' und 'Theologe der Heilsgeschichte'. Beide Bezeichnungen werfen allerdings mehr Fragen auf, als sie lösen. Anhand einer Analyse der Erkenntnismotivik im lukanischen Werk versucht Bauspieß eine präzisere Verhältnisbestimmung von Theologie und Geschichte vorzunehmen. Im Zentrum stehen exegetische Analysen zentraler Texte des Doppelwerkes, die für die Frage nach Geschichte und Erkenntnis relevant sind. Es zeigt sich, dass Lukas seine Theologie nicht einfach 'als Geschichtsschreibung' entwickelt, sondern eine deutliche Unterscheidung zwischen historisch beschreibbarer Wirklichkeit und der dem Glauben eigenen Erkenntnis voraussetzt. Gleichzeitig entwickelt er ein Konzept, das verstehbar macht, wie das vergangene Heilsgeschehen in der Gegenwart präsent ist. Luzide zeichnet er diese spezifisch christliche Perspektive auf Geschichte nach und zeigt deren Konsequenzen für die gegenwärtige geschichtshermeneutische Diskussion.

Autorentext

Martin Bauspieß, Dr. theol., Jahrgang 1977, studierte Evangelische Theologie in Tübingen und Leipzig, war von 2005 bis 2011 wissenschaftlicher Mitarbeiter in Mainz und Tübingen und ist seit 2011 Vikar an der Stadtkirche in Nürtingen.



Zusammenfassung
Der Verfasser des Lukasevangeliums und der Apostelgeschichte gilt haufig als 'Historiker' und 'Theologe der Heilsgeschichte'. Beide Bezeichnungen werfen allerdings mehr Fragen auf, als sie losen. Anhand einer Analyse der Erkenntnismotivik im lukanischen Werk versucht Bauspie eine prazisere Verhaltnisbestimmung von Theologie und Geschichte vorzunehmen. Im Zentrum stehen exegetische Analysen zentraler Texte des Doppelwerkes, die fr die Frage nach Geschichte und Erkenntnis relevant sind. Es zeigt sich, dass Lukas seine Theologie nicht einfach 'als Geschichtsschreibung' entwickelt, sondern eine deutliche Unterscheidung zwischen historisch beschreibbarer Wirklichkeit und der dem Glauben eigenen Erkenntnis voraussetzt. Gleichzeitig entwickelt er ein Konzept, das verstehbar macht, wie das vergangene Heilsgeschehen in der Gegenwart prsent ist. Luzide zeichnet er diese spezifisch christliche Perspektive auf Geschichte nach und zeigt deren Konsequenzen fr die gegenwrtige geschichtshermeneutische Diskussion.

Inhalt
INHALT Vorwort 7 Inhalt 9 Geschichte und Erkenntnis im lukanischen Doppelwerk 15 1. Die Frage nach der Geschichte 15 2. Der Historiker Lukas 18 3. Geschichte und Erkenntnis 22 I. Vom Kanon zur Geschichte: Die historisch-kritische Forschung bis zur formgeschichtlichen Schule 33 1. Die Frage nach der Geschichte in der Forschung 33 2. Die lukanischen Schriften im Kanonisierungsprozess 36 3. Dekanonisierung als Herausforderung 39 3.1. Historische Erkenntnis und religiose Applikation: Johann Salomo Semler 39 3.2. Historische Authentizitat als theologische Normativitat: Johann David Michaelis 44 4. Von der historischen Apologetik zur Geschichtshermeneutik 51 4.1. Historische Herstellung der Glaubwurdigkeit: Johann Gottfried Eichhorn 51 4.2. Pneumatologische Vermittlung des Ursprungs: Friedrich Schleiermacher 57 4.3. Geschichte als objektive Realitat: Ferdinand Christian Baur 62 5. Die Verteidigung des Geschichtswertes der lukanischen Schriften 70 5.1. Geschichtskonstruktion als fraus pia und die Geschichtlichkeit der Apostelgeschichte: August Neander 71 5.2. Zweckbestimmte Geschichtlichkeit als Ausdruck der Inspiration: Michael Baumgarten 75 5.3. Die Apostelgeschichte als perspektivische Geschichtsdarstellung: Eduard Lekebusch 77 5.4. Die Vorstellung der Heilsgeschichte 78 6. Auf der Schwelle zum 20. Jahrhundert 81 6.1. Historischer Nachweis der Zuverlassigkeit: Theodor Zahn 81 6.2. Unterscheidung von Quellenkritik und Sachkritik: Adolf von Harnack 86 6.3. Unvereinbarkeit von Christentum und Geschichte: Franz Overbeck 91 6.4. Von den Geschichten zur Geschichte: Martin Dibelius 97 7. Weichenstellungen der Lukas-Forschung fur das 20. Jahrhundert 102 II. Das lukanische Werk zwischen Kerygma und Historie: Der Dibelius-Haenchen-Conzelmann point of view und seine Kritik 105 1. Die Geschichtsfrage in der Theologie des 20. Jahrhunderts 105 2. Hermeneutik und Geschichte: Das lukanische Werk in der Sicht der Bultmann-Schule 106 2.1. Bultmanns Geschichtsverstandnis als Hintergrund der kritischen Lukas-Sicht 107 2.2. Die Geschichte Jesu als die Mitte der Zeit: Hans Conzelmann 118 2.3. Die Leidenschaft zur Realitat und das Problem des Fruhkatholizismus: Ernst Kasemann 126 3. Die Neuentdeckung der historischen Dimension von Theologie und die Lukas-Forschung 134 3.1. Die Kritik am Dibelius-Haenchen-Conzelmann point of view 135 3.2. Die Heilsgeschichte als Zentrum der neutestamentlichen Theologie: Oscar Cullmann 137 3.3. Die Offenbarung Gottes in der Wirklichkeit der Geschichte: Wolfhart Pannenberg und Ulrich Wilckens 146 3.4. Infragestellungen der Heilsgeschichte als lukanisches Konzept 156 4. Diskussionsfelder der neueren Lukas-Forschung 165 4.1. Die lukanischen Schriften im Rahmen der antiken Historiographie 166 4.2. Das lukanische Geschichtswerk als Atiologie des Wissens: Karl Loning, Sylvia Hagene 169 5. Ausblick 172 III. Geschichtsdarstellung und Erkenntnis: Das Proomium des Lukasevangeliums (Lk 1,14) 173 1. Das Proomium und die Frage nach Geschichte und Erkenntnis 173 2. Das Proomium als Aufnahme einer antiken Konvention 179 3. Das Proomium im Rahmen der Gattung Evangelium 182 4. Beobachtungen zur Struktur von Lk 1,14 185 5. Geschichte und Erkenntnis nach Lk 1,14 188 5.1. Die Voraussetzungen (Lk 1,12) 188 5.2. Die Intention des Lukasevangeliums (Lk 1,34) 209 5.3. Der Historiker Lukas im Vergleich 223 6. Fazit 244 IV. Offenbarung und Erkenntnis: Die Erscheinung vor den Emmaus-Jungern (Lk 24,1335) 249 1. Die Erkenntnisfrage in der Emmauserzahlung 249 2. Die Emmauserzahlung im Kontext des lukanischen Osterkapitels 253 3. Beobachtungen zur Struktur der Emmauserzahlung 258 4. Geschichte und Erkenntnis in Lk 24,1335 263 4.1. Die Exposition (Lk 24,1316) 263 4.2. Das Weggesprach (Lk 24,1727) 266 4.3. Das Ereignis der Erkenntnis (Lk 24,2832) 286 4.4. Die Ruckkehr nach Jerusalem (Lk 24,3335) 290 4.5. Tradition und Interpretation: Die Funktion der Emmaus- Erzahlung fur die lukanische Theologie 292 5. Fazit 301 V. Geschichte und Erkenntnis im Lukasevangelium 305 1. Geschichte und Erkenntnis im Lukasevangelium 305 2. Zur Gliederung des Lukasevangeliums 308 3. Die hermeneutische Funktion von Lk 1+2 314 3.1. Geburtsankundigung und Thronverheißung 317 3.2. Die Erkenntnis des Simeon 321 3.3. Der zwolfjahrige Jesus im Tempel 323 4. Das Wirken Jesu als Epiphanie des Heils in der Geschichte 325 4.1. Die Verschrankung von Geschichte und Heilsgeschichte (Lk 3,2238) 329 4.2. Der Beginn der Wirksamkeit Jesu in Wort und Tat (Lk 4,1444) 330 4.3. Das sichtbare Anheben des Heils und die Aussonderung der Zeugen (Lk 5,16,16 334 4.4. Die Erkenntnisthematik im weiteren Verlauf der Erzahlung 338 5. Fazit 355 VI. Die Erkenntnis der Apostel: Die Erscheinungen der vierzig Tage (Apg 1,114) 357 1. Die Anknupfung der Apostelgeschichte an das Lukasevangelium 357 1.1. Das Proomium der Apostelgeschichte 359 1.2. Die inhaltliche Beschreibung des ersten Buches in Apg 1,1 362 1.3. Die motivische Verklammerung der Apostelgeschichte 366 2. Die Beauftragung der Apostel nach Apg 1,18 368 2.1. Die Beauftragung der Apostel (Apg 1,2) 368 2.2. Das Evangelium der vierzig Tage (Apg 1,38) 372 3. Die lukanische Apostel- und Zeugenvorstellung und ihre Bedeutung fur das lukanische Doppelwerk 397 3.1. Die lukanische Vorstellung der Apostel 400 3.2. Die Apostel und Paulus als Zeugen 404 4. Fazit 412 VII. Verkundigung und Erkenntnis: Die Pfingstpredigt als Schlussel zur Geschichtserkenntnis (Apg 2,14-41) 413 1. Die Bedeutung der Pfingstpredigt fur die Apostelgeschichte 413 2. Beobachtungen zur Struktur der Pfingstpredigt 416 3. Geistausgießung und Verkundigung bis zum Tag des Herrn (Apg 2,1421) 420 4. …
Titel
Geschichte und Erkenntnis im lukanischen Doppelwerk
Untertitel
Eine exegetische Untersuchung zu einer christlichen Perspektive auf Geschichte
EAN
9783374036714
ISBN
978-3-374-03671-4
Format
E-Book (pdf)
Veröffentlichung
26.06.2012
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Anzahl Seiten
608
Jahr
2012
Untertitel
Deutsch
Lesemotiv