Im Zentrum dieser Untersuchung steht die Frage, wie weltanschauliche Denkmodelle (Ökonomismus, Religionismus, Humanismus, Veganismus) anschlussfähig sind an die normativen Anforderungen, die sich aus dem Wissen über die Klimakrise ergeben. Ziel ist es, diese Anschlussfähigkeit nicht nur inhaltlich, sondern auch hinsichtlich ihrer handlungspraktischen und transformativen Potenziale vergleichend zu bewerten.

Hierzu wurde ein zweistufiges Bewertungsraster entwickelt: Zum einen basierend auf den strukturellen Anforderungen der Klimawissenschaft, zum anderen auf Kriterien normativer Wirksamkeit und Engagementfähigkeit. Die Analyse erfolgte theoriebasiert, qualitativ und textanalytisch anhand ausgewählter repräsentativer Texte, bezogen auf den deutschsprachigen Raum.

Die Untersuchung zeigt, dass weltanschauliche Denkmodelle die Wahrnehmung und Bewertung klimapolitischer Anforderungen in spezifischer Weise strukturieren. Während das ökonomistische Denkmodell in politischen Programmen dominiert, zeigen alternative normative Leitbilder (Humanismus, Veganismus) ein höheres Potenzial für systemische Reflexion und transformative Handlungsmotivation. Die exemplarische Anwendung des Rasters auf den Koalitionsvertrag der Bundesregierung 2025 macht deutlich, dass politische Programme implizite weltanschauliche Rahmungen aufweisen und wie diese Rahmungen maßgeblich die Ausrichtung und Tiefe klimapolitischer Maßnahmen beeinflussen.

Es wird erkennbar, dass die Analyse weltanschaulicher Modelle einen zentralen Beitrag zur Gestaltung und Kommunikation transformativer Klimapolitik leisten kann. Sie bietet Anknüpfungspunkte für die Praxis, insbesondere in den Bereichen Bildung, politische Kommunikation und zivilgesellschaftliche Allianzen. Weiterführende Forschung könnte das entwickelte Raster empirisch validieren, auf andere gesellschaftliche Dokumente anwenden oder international vergleichend erweitern.

Klimapolitische Transformation ist nicht nur eine technische oder wirtschaftliche Herausforderung, sondern findet ebenso kulturell, normativ und weltanschaulich statt. Die nun erarbeitete systematische Analyse weltanschaulicher Transformationsfähigkeit eröffnet somit neue Perspektiven für die Bewältigung der Klimakrise in Theorie, Praxis und Bildung.

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Autorentext

Martin Gertler promovierte 1999 an der Universität Nimwegen (Niederlande) mit einer interdisziplinären Dissertation zur Rezeption einer TV-Sendereihe. Er wurde 2002 Professor für Mediengestaltung, Medienproduktion, Medientheorien und Rezeptionsforschung in Köln und 2008 Gründungsrektor einer weiterbildenden Universität in Berlin. Seit 2011 betreut er berufsbegleitend Promovierende an internationalen Universitäten.

Titel
Klimakrise als Glaubenssache
Untertitel
Wie Denkwelten konsequentes Handeln ausbremsen oder untersttzen
EAN
9783819292613
Format
E-Book (epub)
Veröffentlichung
01.09.2025
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Dateigrösse
0.51 MB
Anzahl Seiten
286