Im Internetzeitalter scheinen wir in einer postpassionierten Gesellschaft zu leben. Statt in das Klagen darüber einzustimmen, empfiehlt Martin Scherer ein wirksames Gegenmittel: Hingabe.

Immer wieder hören wir heute, dass Leidenschaft, Eros und Intimität im Verschwinden begriffen seien und wir in völlig entromantisierten Zeiten lebten. Der Wunsch nach unverbindlichem Matching habe die Suche nach dem Glück im und mit dem Anderen verdrängt. Martin Scherer lässt sich von solchen Befunden nicht beeindrucken. Stattdessen sucht er nach einem Gegengewicht zur Beliebigkeit unseres spätmodernen Zeitgeistes. Ein fast schon in Vergessenheit geratener Begriff, der für pure Anti-Ökonomie steht, soll ihn dabei leiten: Hingabe. Im Zustand der Hingabe verwandelt der Mensch sich in einen Liebhaber, der sich in einem Anderen verliert, um sich zugleich im bedingungslosen Erleben zurückzugewinnen. Auch wenn wir hier meist vor allem an Erotik denken, lässt sich Hingabe als tätige Verschwendung von Aufmerksamkeit, Zeit und Energie auch anderswo finden. Kunst und Wissenschaft etwa, aber auch die Sammelleidenschaft sind Paradebeispiele dafür. Es bedarf nur dieser einen paradoxen Stärke: für etwas schwach werden zu können.

Autorentext
Martin Scherer, 1966 in München geboren, studierte Philosophie, Psychologie und Alte Geschichte. Nach der Promotion arbeitete er im Journalismus, unter anderem als Kulturredakteur. Er ist als Verlagsmanager tätig und hat in München »Impetus«, ein Büro für Beredsamkeit, gegründet. Im zu Klampen Verlag erschienen bisher »Hingabe. Versuch über die Verschwendung« (2021) und »Takt. Über Nähe und Distanz im menschlichen Umgang« (2024).
Titel
Hingabe
Untertitel
Versuch über die Verschwendung
EAN
9783866748927
Format
E-Book (epub)
Veröffentlichung
25.01.2021
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Anzahl Seiten
104