Martin Zinggl, geboren 1983 in Wien, Ethnologe, freiberuflicher Reporter und Filmemacher, reist und schreibt seit 2007 für österreichische und internationale Medien. Im Dienst von 'Ärzte ohne Grenzen' besuchte er diverse Krisenherde. 2013 erschien sein Erstlingswerk 'Warum nicht Mariazell? Als Ethnologe in Tuvalu', 2016 folgte 'Lesereise Nepal. Im Land der stillen Helden' und zuletzt 'Lesereise Lissabon. In der Wehmut liegt die Kraft'. Wenn er nicht unterwegs ist, lebt Zinggl in Wien.
Eine Reise in eine der angesagtesten Destinationen Europas. Martin Zinggl besuchte vor über 15 Jahren erstmals Lissabon und kehrt seitdem immer wieder in die Hauptstadt der Kachelkunst zurück. Er nimmt uns mit über den Tejo, zu den miradouros mit dem besten Ausblick und auf eine Fahrt mit der legendären Elektrotram 28E. Er lüftet das Geheimnis salzgetrockneten Kabeljaus, erzählt vom strengen Regiment der Kellner und beschwört die melancholischen Klänge des Fado herauf. Mit ihm besuchen wir Orte, die (noch) keine Touristenattraktionen sind, sowie das Lissabonner Umland: Wir surfen am Hausstrand, folgen James Bond nach Estoril und spazieren durch den Märchenwald von Sintra. Doch keine Sorge - egal, wohin es geht, das nächste pastel de nata ist nicht weit! »Der Autor ist kein Bewunderer Lissabons, sondern ein >ihrem Charme Verfallener, ein Freund<« Mare Magazin
Autorentext
Martin Zinggl, geboren 1983 in Wien, Ethnologe, freiberuflicher Reporter und Filmemacher, reist und schreibt seit 2007 für österreichische und internationale Medien. Im Dienst von "Ärzte ohne Grenzen" besuchte er diverse Krisenherde. 2013 erschien sein Erstlingswerk "Warum nicht Mariazell? Als Ethnologe in Tuvalu", 2016 folgte "Lesereise Nepal. Im Land der stillen Helden" und zuletzt "Lesereise Lissabon. In der Wehmut liegt die Kraft". Wenn er nicht unterwegs ist, lebt Zinggl in Wien.
Zusammenfassung
Eine Reise in eine der angesagtesten Destinationen Europas.Martin Zinggl besuchte vor über 15 Jahren erstmals Lissabon und kehrt seitdem immer wieder in die Hauptstadt der Kachelkunst zurück. Er nimmt uns mit über den Tejo, zu den miradouros mit dem besten Ausblick und auf eine Fahrt mit der legendären Elektrotram 28E. Er lüftet das Geheimnis salzgetrockneten Kabeljaus, erzählt vom strengen Regiment der Kellner und beschwört die melancholischen Klänge des Fado herauf. Mit ihm besuchen wir Orte, die (noch) keine Touristenattraktionen sind, sowie das Lissabonner Umland: Wir surfen am Hausstrand, folgen James Bond nach Estoril und spazieren durch den Märchenwald von Sintra. Doch keine Sorge egal, wohin es geht, das nächste pastel de nata ist nicht weit!»Der Autor ist kein Bewunderer Lissabons, sondern ein ihrem Charme Verfallener, ein Freund« Mare Magazin
Leseprobe
Ankommen
Sie haben den eindrucksvollen Landeanflug über den Atlantik am Fensterplatz miterlebt? Je nach Route sind Sie vielleicht über Lissabons Hausstrände geflogen, von Comporta bis Caparica, über die markant rote Brücke des 25. April, über den Hafen, aber in jedem Fall über die zerstreute Häusermasse. Einen besseren Panoramablick über Lissabon gibt es nicht, auch wenn man fürchtet, mitten in der Stadt zu landen - und das dann auch tatsächlich tut. Sie haben gesehen, wie sich die Windräder der Lüftungskamine auf den rotbraunen Ziegeldächern drehen; wie die Nachmittagssonne ein Glitzern auf die Wellen des Flusses Tejo zaubert; wie Fähren, Frachter und Segelschiffe Kielspuren im jadegrünen Wasser hinter sich herziehen. Sie konnten sogar den Sonnenuntergang über der portugiesischen Metropole genießen? Bravo, schätzen Sie sich glücklich!
Holen Sie Ihr Gepäck, wenn Sie welches haben. Wenn nicht, schätzen Sie sich noch glücklicher: Ihnen bleibt die Wartezeit am Fließband erspart. Außerdem verschulden Sie auch nicht das lästige Rattern, das in aller Ohren vibriert, wenn Sie einen Trolley durch Lissabons Straßen schleifen. Sollten Sie doch ein Gepäckstück mit Rollen mitführen, bemitleide ich Sie schon jetzt: Das Kopfsteinpflaster und die steil bergauf und bergab führenden Gassen der Stadt werden Ihnen keine Freude bereiten.
Gehen Sie durch den Flughafen hinab zur Metro, dieser Untergrundkonstruktion, von der Lissabon bereits 1888 träumte. Für portugiesische Verhältnisse typisch ist, dass es manchmal dauert, bis Dinge wirklich in Bewegung kommen oder gar umgesetzt werden. Bei der Metro waren es exakt 71 Jahre: 1959 rollte die erste Untergrundbahn über die Gleise. Seitdem wird das Schienennetz ständig erweitert, aber wie lange der Ausbau noch dauert, wann und ob er je abgeschlossen sein wird, kann niemand genau sagen. Und selbst wenn es die lisboetas nervt, können sie mit Großbaustellen umgehen. Bevor das Expo-Gelände 1998 eröffnete, hatte es sieben Jahre Bauzeit in Anspruch genommen. 2016 machte das MAAT, Museu de Arte, Arquitetura e Tecnologia, Schlagzeilen: Nachdem es drei Jahre und zwanzig Millionen Euro verschlungen hatte, fand die Eröffnung zwar im großen Rahmen statt, allerdings nur provisorisch. Da sich einige der rund 17 000 Kacheln von den Wänden lösten, musste die Schlamperei an der Fassade ausgebessert werden. Ein halbes Jahr später war Lissabons modernstes Gebäude in Form eines gestrandeten Rochens fertiggestellt und lockt seitdem jährlich bis zu 375 000 Kunstliebhaber aus aller Welt an das Tejoufer. Der seit 2008 geplante und ursprünglich zur Eröffnung 2017 vorgesehene Novo Aeroporto de Lisboa ist im Vergleich zur Metro demnach harmlos verspätet. Aufgrund fehlender Finanzmittel wurde der Zusatzflughafen auf unbestimmte Zeit verschoben. Politiker sprechen optimistisch von einer Inbetriebnahme im Jahr 2022. Tierschützer freuen sich über die Verzögerung, versuchen sie doch das Projekt zu verhindern, da die Einflugschneise das Mündungsgebiet des Tejo überqueren soll, ein Marschland, in dem Tausende Flamingos temporär leben und Hunderttausende Zugvögel haltmachen. Dennoch: Der Flughafen ist beschlossene Sache, auch wenn der Ausbau des derzeitigen Militärflughafens, auf dem der Novo Aeroporto entstehen soll, noch nicht begonnen hat. Wie wir wissen, ist das nicht Europas einziger Hauptstadtflughafen, der zeitlich hinterherhinkt. In Sachen Langsamkeit bei umstrittenen Bauvorhaben spielen sich Berlin und Lissabon gegenseitig den Ball zu. Irgendwann in den kommenden 71 Jahren wird der neue aeroporto schon eröffnen. Bis dahin bleibt der aktuelle Flughafen Humberto Delgado zwar hoffnungslos überlastet, aber dafür gibt es ja eine verlässliche Metro, in deren Wartebereichen ruhige Popmusik gespielt wird. Pois é! Was soll's!
Als ich vor drei Jahren zuletzt in Lissabon lebte, umgab die Ticketschalter in der Metro gähne