Matthias Bürgel, Jahrgang 1970, studierte an der Fachhochschule der Polizei Rechts- und Verwaltungswissenschaften. Als Kriminalhauptkommissar arbeitet er beim Kriminaldauerdienst des Polizeipräsidiums Konstanz. Trotz der menschlichen Abgründe, die er in seiner täglichen Arbeit erfährt, liebt er seit 28 Jahren seinen Beruf. Seine langjährigen Erfahrungen inspirierten ihn zu seinem Psychothriller 'IMAGO - Dunkler Hass'. Imago ist nach 'Projekt Goliath' und 'Akte Kronos' sein dritter Roman.
Autorentext
Matthias Bürgel, Jahrgang 1970, studierte an der Fachhochschule der Polizei Rechts- und Verwaltungswissenschaften. Seit 1992 im Polizeidienst, versah er seinen Dienst als Kriminalhauptkommissar in unterschiedlichen Bereichen der Kriminalpolizei, zuletzt beim Kriminaldauerdienst. Aktuell ermittelt er als Sachbearbeiter beim Polizeirevier Donaueschingen. Trotz der menschlichen Abgründe, die er in seiner täglichen Arbeit erfährt, liebt er seinen Beruf. Seine langjährigen Erfahrungen inspirierten ihn zu seiner Reihe rund um den Fallanalytiker Falk Hagedorn. Matthias Bürgel ist Mitglied im Syndikat (Verein deutschsprachiger Krimiautoren).
Leseprobe
27. Kapitel
Konstanz - Polizeipräsidium
Der Staatsanwalt hat mir deine Beratertätigkeit heute Morgen via Mail genehmigt«, eröffnete Bannert das Gespräch, als er mit Hagedorn ungestört war.
»Deine Kosten gehen zu Lasten der Staatsanwaltschaft, wenngleich die nicht sonderlich begeistert war, dass ich dich eigenmächtig ins Boot geholt habe.«
»Gut! Sehr gut!«, brummte Hagedorn. »Somit hat Burger nichts mehr zu meckern. Bist du erleichtert?«
»Natürlich bin ich erleichtert! Was denkst du denn? Aber wir müssen endlich vorankommen. Ich habe das Gefühl, mich ständig im Kreis zu drehen und Phantomspuren nachzujagen, die uns keinen Schritt weiterbringen. Gib mir einen Anhalt. Mit wem haben wir es hier zu tun, was für einen abscheulichen Menschen jagen wir hier eigentlich?«
Hagedorn fuhr sich mit gespreizten Fingern durch die langen Haare, während er kurz nachdachte.
»Ich habe euer Material gründlich gesichtet. Die objektive Spurenlage ist wirklich dünn.«
»Glaubst du, das weiß ich nicht?«, schnaubte Bannert wütend.
»Hey, Marius, beruhige dich wieder! Ich wollte dich und dein Team nicht angreifen. Egal, was Burger sagt, ihr habt bisher hervorragend gearbeitet. Ihr habt euch nichts vorzuwerfen, und du schon gar nicht, weil du einen super Job machst. Obwohl ich gemerkt habe, dass es dir zuweilen Mühe bereitet. Habe ich recht?« Hagedorn sah ihn mit geneigtem Kopf durchdringend an.
Bannert wich seinem Blick aus und drehte sich im Bürosessel zum Fenster.
»Das ist die Untertreibung des Jahres, Falk«, fuhr er leiser fort. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie frustrierend es ist, ständig gegen Windmühlen zu kämpfen. Burger macht mir seit vier Jahren das Leben zur Hölle. Egal, was ich tue, egal, wie gut ein Fall bearbeitet und erfolgreich zum Abschluss gebracht wurde, Burger ist nichts recht. Und glaub mir, ich war nicht scharf darauf, die Soko-Leitung zu übernehmen. Er hat es quasi befohlen und mir mit disziplinarrechtlichen Konsequenzen gedroht, sollte ich seiner Anordnung nicht Folge leisten.«
»Er will dich scheitern sehen. Burger wartet nur darauf, dir eins reinzuwürgen. Du hättest genauso gut ablehnen können, die Folgen wären dieselben gewesen.«
»Beim Verfassungsschutz habe ich mir den Arsch aufgerissen, wochenlang, ach was, monatelang ohne freie Tage durchgeackert, Einsätze koordiniert und geleitet«, fuhr Banner fort. »Ich bin dort gegangen, weil ich genau das nicht mehr wollte. Mein Versetzungswunsch nach Konstanz war eine bewusste Entscheidung, weil hier, zumindest war das bis vor ein paar Monaten so, die Welt noch in Ordnung schien. Ich wollte nur ein einfacher Sachbearbeiter sein, meinen Job machen und einigermaßen geregelten Arbeitszeiten nachgehen.«
Hagedorn stieß ein kehliges Lachen aus. »Du und ein einfacher Sachbearbeiter? Marius, du hast das Zeug zum Führen.«
»Mag schon sein«, bemerkte Bannert achselzuckend. »Trotzdem will ich es nicht. Das reibt mich zu sehr auf. Leider habe ich das erst spät erkannt, aber es gibt Wichtigeres als immer nur zu arbeiten.«
Er schob das Scheitern seiner Ehe den unregelmäßigen Arbeitszeiten und den vielen Überstunden seines Jobs zu. Selten konnte er mit einem freien Wochenende rechnen und wichtige Ereignisse, wie Familienfeiern oder Einladungen, verpasste er ständig. Irgendwie hatte er sich vor dem Alleinsein gefürchtet, als seine Frau ausgezogen war. Es hatte einige Wochen gedauert, sich daran zu gewöhnen, dass nicht nur ihre Bettseite leer war, sondern auch sein Kühlschrank, wenn er wieder einmal vergessen hatte einzukaufen.
Bannert scheuchte die Gedanken beiseite. »Zurück zum Fall. Erzähl mir was, Falk!«
»Nun gut, wo fange ich an? Für ein umfassendes Täterprofil ist es noch etwas zu früh, aber wir sind uns sicher einig darüber, dass unser Täter ein Mann sein muss und dazu noch ein sehr kräftiger. Es kostet einige Kraftanstrengung,