Der Ort des Lebens wird zum Ort der Behandlung »Eine Psychiatrie ohne Betten realisiert sich auf doppelte Weise: Zum einen leiht sich die Psychiatrie über Hometreatment Betten von den Patient*innen bzw. den Familien. Oder einfacher ausgedrückt: Die Patient*innen werden in den Betten, die sie zu Hause haben, behandelt und begleitet. Zum anderen entwickelt die Psychiatrie Praktiken, die Behandlungen im Lebensfeld ohne Krankenhausbett ermöglichen: Immobilientherapie, Supported Employment, Zuverdienstmöglichkeiten und Wohngruppen mit 24-Stunden-Präsenz, mit und ohne StäB oder Hometreatment. Dadurch erübrigen sich psychiatrische Betten in einem Krankenhaus oder Heim.« Matthias Heißler »Ein Weckruf, ein Aufruf, das eigene Denken und Handeln im psychiatrischen Kontext zu verändern. Überhört Heißlers Mahnungen nicht.« Christoph Müller, amazon
Autorentext
Dr. Matthias Heißler ist Facharzt für Psychiatrie, Neurologie und Psychotherapie und war bis 2020 Chefarzt der Psychiatrischen Abteilung im Johanniter-Krankenhaus in Geesthacht.
Klappentext
Ein leidenschaftliches Plädoyer für die Versorgung psychisch erkrankter Menschen zu Hause als Alternative zur stationären Behandlung. Der Autor diskutiert Theorie und Praxis einer psychosozialen Versorgung, die sich an der Lebens- und Beziehungswelt von Menschen in existenziellen Krisen orientiert. Neue Wege - Aufsuchende Psychiatrie Home Treatment, StäB und aufsuchende Psychiatrie werden breit diskutiert, denn die Defizite der psychiatrischen Versorgung sind offensichtlich. Das größte Manko: Die Hilfen bewegen sich oft nicht zu den Menschen, sie erwarten, dass die Menschen zu ihnen kommen - in die Klinik. Der Autor ist als ehemaliger Chefarzt einer psychiatrischen Abteilung einen anderen Weg gegangen: Bettenabbau zugunsten einer ambulanten und aufsuchenden Behandlung, mobile, multiprofessionelle Kriseninterventionsteams und Interventionen, die an Ressourcen in der Lebenswelt von Betroffenen anknüpfen, sind sein Erfolgsrezept. In seinem Buch beschreibt er seine theoretischen Überlegungen und seine praktischen Erfahrungen und ermutigt damit alle, die neue Wege in der Psychiatrie gehen wollen. Ideensammlung zur Verbesserung der psychiatrischen Versorgung Im Sinne der Psychiatriereform: ambulant vor stationär Home Treatment und multiprofessionelle Teams
Inhalt
Vorwort 8 Liebe Mitbürger*innen, Patient*innen, Angehörige und psychiatrisch Tätige, 11 Warum wir eine neue Psychiatrie brauchen 12 Beispiele einer neuen Psychiatrie 14 Grenzen der traditionellen Psychiatrie 17 Diagnosen versprechen mehr, als sie halten 18 Psychopharmaka werden überschätzt 22 Es gibt zu viele stationäre Betten 23 Mobile Kriseninterventionsteams fehlen 26 Abenteuer Hometreatment 28 Wechselwirkungen zwischen Person und Umwelt 32 Leben und Erleben 34 Leben und Bedeutung 37 Kommunikation und Interaktion 39 Synchronie und Beziehung 40 Beziehungen und Resonanzen 42 Sozialraumorientierung als Bedingung für Veränderungen 46 Umwelt als Mitwelt 46 Von der Anstalt zur Autonomie 49 Sehnsucht nach Solidarität 52 Erkundung, Erschließung und Ermöglichung des Sozialraumes 56 Verborgene Potenziale 61 Gedächtnis und Gewohnheit 62 Träume 64 Übergangssituationen und Nischen 65 Die Entdeckung von Hometreatment 75 Entwicklungslinien und Erfahrungen 75 Setting und Team 79 Neuland Hausbesuch 84 Hilfreiche Fragen 86 Fokus Familie 88 Offener Dialog und die Vielfalt der Stimmen 91 Wenn sich Geschichtenerzähler*innen treffen 94 Reframing: Ungewohntes in neuem Zusammenhang 96 Den roten Faden finden 96 Medikamentöse Interventionen 101 Den Kontakt zum Lebensfeld suchen 103 Der Moment der Krise 105 Harmonie und Dissonanzen in Beziehungen 107 Das Symptom der Angst 110 Durch Disharmonien zu neuer Resonanz 112 Veränderung, Wandel, Metamorphosen 116 Warum Symptome bleiben oder gehen 117 Passende Herausforderungen 119 Gelegenheiten zur Veränderung nutzen 125 Hoffnung stärken durch Peers 133 Von der Krisenhilfe zur Assistenz 135 Vom Hometreatment zur Gemeinwesenarbeit 139 Sozialraumorientierung als Stadtteilarbeit 140 Immobilientherapie: Psychiatrisch Tätige als Makler*innen 142 Nicht jede Wohnung passt zu jedem Menschen 144 Eine neue Wohnung als therapeutische Chance 144 Psychiatrisch Tätige als Unternehmer*innen 145 Zuverdienst- und Inklusionsbetriebe 147 Unterstützte Beschäftigung 151 Vom Hometreatment für psychisch Kranke zur psychosozialen Versorgung aller Bürger*innen 153 Alte Menschen 153 Mobile Teams: Was jungen Menschen hilft, hilft auch alten 155 Einweisung als existenzielles Risiko 157 Ambulante Wohnpflegegruppen als Haushaltsgemeinschaften 159 Von der Wohnpflegegruppe zum stadtteilbezogenen Reha-Zentrum 163 Demenzfreundliche Kommunen 165 Abhängige Menschen 167 Entzugs- und Motivationsbehandlung durch mobile Teams 168 Entlassung »auf der Kippe«, am Tipping Point 171 Lernendes System 174 Coaching und Peersupport 175 Organisation der Hilfen und Steuerung 179 Regionale Verankerung und experimenteller Pragmatismus 179 Das Geesthachter Modell 182 Wandel durch Kollaboration 197 Zusammenarbeit mit verschiedenen Diensten 198 StäB und Co: Akutbehandlung zu Hause 201 Kollaboration mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst 203 Heimalternativen 204 Recoveryorientierung und Recovery Colleges 206 Gemeindepsychiatrische Zentren als gemeinsames Projekt 207 Wandel der stationären Angebote 209 Psychiatrie ohne Betten 212 Betten in der Somatik 212 Die soziale Frage 215 Imagine ... 216 Literatur 220