Besser leben! Welche Bilder verbinden sich mit diesem Titel, was kann er bedeuten? Geht es um eine Steigerung des Wohlstands, um über mehr Güter und Dienstleistungen zu verfügen? Sind höhere Einkommen, vielfältigeres Warenangebot, steigende Profite notwendige Voraussetzungen für ein besseres Leben? Lange Zeit galt ein hinreichendes ökonomisches Wachstum fraglos als Garantie für einen fortwährenden Zuwachs des Wohlstands der Bürger/-innen. Spätestens seit den 1970er Jahren begann mit dem Bericht des Club of Rome eine Debatte um die Grenzen des Wachstums. Zentrale Aspekte des Berichts waren, dass die natürlichen Ressourcen begrenzt sind und die Form des Wirtschaftens und der Lebensweise massive Auswirkungen auf die Umwelt haben. In Verbindung mit der aufkommenden Umwelt- und Ökologiebewegung nahm die politische Jugend- und Erwachsenenbildung diese Fragestellungen auf und entwickelte entsprechende Bildungskonzepte. Nach dem Höhepunkt dieser Entwicklung in den 1980er und Anfang der 1990er Jahren wurde das Thema in den Hintergrund gedrängt; vielleicht auch, da diese Konzepte teilweise normativ überladen waren. Mit der Frage nach den Bedingungen einer globalen nachhaltigen Entwicklung wurde die Umweltdebatte seit den 1990er Jahren substanziell und bezogen auf ihre Reichweite deutlich erweitert. Ökologische, ökonomische und soziale Aspekte galt es nun in die Umweltbildung zu integrieren und die globalen Dimensionen im Sinne einer weltweiten Gerechtigkeit zu berücksichtigen. In diesem Kontext stellte sich die Frage nach der Zukunftsfähigkeit des kapitalistischen Wirtschaftssystems und unserer Lebensweise. Gemeinsame Perspektive dieser Frage ist die Suche nach Vorstellungen eines besseren Lebens, das die natürlichen Ressourcen schont, eine Optionsvielfalt von Lebensentwürfen ermöglicht, demokratische Teilhabe erweitert und zur globalen Gerechtigkeit beiträgt. Dabei geht es um einen umfassenden Entwurf einer Postwachstumsgesellschaft jenseits der Illusion grenzenlosen Wachstums, also um eine Transformation der gegenwärtig dominierenden Lebensweisen und des Wirtschaftens, aber auch um lokale Initiativen zum Konsum regionaler Produkte oder neuer nachbarschaftlicher Netzwerke und Konzepten einer sharing economy. Der Debatte um die Vorstellungen eines besseren Lebens widmen sich die Beiträge dieses Heftes. Die Beiträge befassen sich mit der ökonomischen, sozialen und ökologischen Krise der Gegenwart und entwerfen das Bild einer anderen möglichen Gesellschaftsform. Die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung, Diskussionsstränge aus dem Globalen Süden und die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie werden ebenso wie Politische Pflanzen, die Idee der Utopiewerkstatt als Möglichkeit des Nachdenken-Dürfens sowie nachhaltiges Veranstaltungsmanagement in den Hauptbeiträgen thematisiert. Zudem rückt das Heft Berufsorientierung in den Mittelpunkt und fokussiert auf didaktische Konzepte der Kooperation zwischen Trägern der politischen Jugendbildung und Schulen. Abschließend geht es um einen möglichen Umgang der politischen Bildung mit dem Brexit; zudem wird der thematische Jahresschwerpunkt 2016 zum Beutelsbacher Konsens abgeschlossen.

Autorentext

Melanie Gehenzig, Theologin, seit 2008 in der Jugend- und Erwachsenenbildungsstätte Haus Wasserburg in Vallendar verantwortlich für den Bereich der Politischen Bildung, bei Germanwatch e. V. seit 2016 Referentin Bildung für nachhaltige Entwicklung. Thomas Gill ist Leiter der Berliner Landeszentrale für politische Bildung. Dr. phil. habil. Michael Hirsch ist Privatdozent für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Siegen. Sandra Mayer, Projektmanagerin und stv. Büroleitung Bonn der labconcepts GmbH, ist im Bereich Veranstaltungsplanung, Konzeption und Durchführung tätig. Ihre Themenschwerpunkte liegen in den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit, Internationale und EUPolitik, Nachhaltigkeitsdiskurse sowie (internationale) politische Bildung. Prof. Dr. Bernd Overwien ist Leiter des Fachgebiets Didaktik der politischen Bildung an der Universität Kassel. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Bildung für nachhaltige Entwicklung, Fragen der Kombination von formalem und informellem Lernen und der Kooperation von Schulen mit außerschulischen Organisationen. Kerstin Pettenkofer ist Geschäftsführende Gesellschafterin der labconcepts GmbH. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind neben Themen der politischen Bildung in Deutschland und Europa, Fragen der internationalen Entwicklungspolitik mit Schwerpunkt Afrika sowie internationale Nachhaltigkeitsdiskurse. Christine Reich ist Geschäftsführerin der Berliner Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein im brandenburgischen Werneuchen/Werftpfuhl. Stefan Rostock, Geograph und Theologe, Teamleiter Bildung für nachhaltige Entwicklung bei Germanwatch e. V., NRW-Fachpromotor und Bundeskoordinator Umwelt, Klima und Entwicklung bei der Arbeitsgemeinschaft der Eine WeltLandesnetzwerke in Deutschland e. V. Prof. Dr. Eckart D. Stratenschulte leitet die Europäische Akademie Berlin und lehrt Politische Wissenschaft an der FU Berlin. Dr. Jana Trumann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität DuisburgEssen, Fakultät für Bildungswissenschaften, Fachgebiet Erwachsenenbildung/Politische Bildung. Arbeitsschwerpunkte sind u. a. subjektwissenschaftliche Lernforschung, politische Partizipation und Bildungspolitik.



Zusammenfassung
"e;Besser leben!"e; Welche Bilder verbinden sich mit diesem Titel, was kann er bedeuten? Geht es um eine Steigerung des Wohlstands, um uber mehr Guter und Dienstleistungen zu verfugen? Sind hohere Einkommen, vielfaltigeres Warenangebot, steigende Profite notwendige Voraussetzungen fur ein besseres Leben? Lange Zeit galt ein hinreichendes okonomisches Wachstum fraglos als Garantie fur einen fortwahrenden Zuwachs des Wohlstands der Burger/-innen. Sptestens seit den 1970er Jahren begann mit dem Bericht des Club of Rome eine Debatte um die "e;Grenzen des Wachstums"e;. Zentrale Aspekte des Berichts waren, dass die natrlichen Ressourcen begrenzt sind und die Form des Wirtschaftens und der Lebensweise massive Auswirkungen auf die Umwelt haben. In Verbindung mit der aufkommenden Umwelt- und kologiebewegung nahm die politische Jugend- und Erwachsenenbildung diese Fragestellungen auf und entwickelte entsprechende Bildungskonzepte. Nach dem Hhepunkt dieser Entwicklung in den 1980er und Anfang der 1990er Jahren wurde das Thema in den Hintergrund gedrngt; vielleicht auch, da diese Konzepte teilweise normativ berladen waren. Mit der Frage nach den Bedingungen einer globalen nachhaltigen Entwicklung wurde die Umweltdebatte seit den 1990er Jahren substanziell und bezogen auf ihre Reichweite deutlich erweitert. kologische, konomische und soziale Aspekte galt es nun in die Umweltbildung zu integrieren und die globalen Dimensionen im Sinne einer weltweiten Gerechtigkeit zu bercksichtigen. In diesem Kontext stellte sich die Frage nach der Zukunftsfhigkeit des kapitalistischen Wirtschaftssystems und unserer Lebensweise. Gemeinsame Perspektive dieser Frage ist die Suche nach Vorstellungen eines besseren Lebens, das die natrlichen Ressourcen schont, eine Optionsvielfalt von Lebensentwrfen ermglicht, demokratische Teilhabe erweitert und zur globalen Gerechtigkeit beitrgt.

Inhalt
Editorial SchwerPunkt BESSER LEBEN Michael Hirsch Ein besseres Leben für alle Ein neuer Gesellschaftsvertrag von sozialer Gleichheit, Geschlechtergleichheit und ökologischer Genügsamkeit Melanie Gehenzig, Stefan Rostock Besser leben und Bildung für nachhaltige Entwicklung Mehr Anspruch an die Umsetzung der globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung Bernd Overwien Politische Pfl anzen im Globalen Lernen Jana Trumann Utopiewerkstätten welches Leben favorisieren wir? Sandra Mayer, Kerstin Pettenkofer Nachhaltigkeit im Veranstaltungsmanagement Eine Win-Win Situation MitDenken Thomas Gill, Christine Reich Lernziel Mündigkei…
Titel
Besser leben
Untertitel
Journal für politische Bildung 4/2016
EAN
9783734403705
ISBN
978-3-7344-0370-5
Format
E-Book (pdf)
Veröffentlichung
15.11.2016
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Dateigrösse
14.36 MB
Anzahl Seiten
104
Jahr
2016
Untertitel
Deutsch
Lesemotiv