Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Universitt des Saarlandes (Germanistisches Institut), Veranstaltung: Proseminar "Theodor Fontane: Berliner Frauenromane", Sprache: Deutsch, Abstract: Theodor Fontanes Roman "Frau Jenny Treibel oder Wo sich Herz zum Herzen find`t" erschien 1892. Er gilt als der erheiterndste und humorvollste unter Fontanes Berliner Frauenromanen und soll nach den Worten seines Autors "[...] das Hohle, Phrasenhafte, Lgnerische, Hochmtige, Hartherzige des Bourgeoisiestandpunktes [zeigen], der von Schiller spricht und Gerson meint."1 Die schon zu Beginn des Romans als "ein Musterstck von einer Bourgeoise"2 bezeichnete Berliner Kommerzienrtin Jenny Treibel verkrpert diesen Standpunkt. Gerson ist der Name eines luxurisen Modesalons im Berlin der Wilhelminischen Zeit; der Name steht fr den Prestigekonsum, den sich Neureiche wie Jenny Treibel leisten konnten. Schiller hingegen steht fr das klassische Bildungs- und Kunstideal, welches die Kommerzienrtin fr sich in Anspruch nimmt. Fontanes Gesellschaftsroman ist darauf angelegt, Jennys Schwrmereien fr Poesie und Kunst als verlogene Kulturbeflissenheit zu entlarven und zu zeigen, dass es ihr in Wahrheit nur um Geld, Ansehen und Besitz geht. Doch auch im Bildungsbrgertum ist fr Theodor Fontane keineswegs alles Gold, was glnzt. Das Kunst- und Kulturverstndnis von Jenny Treibels Jugendfreund Professor Wilibald Schmidt muss ebenfalls kritisch beleuchtet werden. Der so sympathisch gezeichnete Schmidt ist auch geprgt von Egozentrik und Standesdnkel. 1 Brief Fontanes an seinen Sohn am 9. Mai 1888, zitiert nach Brinkmann: Fontanes Briefe, S. 425. 2 Fontane: Jenny Treibel, S. 13