Über kaum etwas wird so viel diskutiert wie über den Klimawandel - leider ohne sinnvolle Ergebnisse. Für Mike Hulme ist er weit mehr als ein naturwissenschaftliches Phänomen; der Klimawandel ist ein Medienspektakel, ein Zankapfel verschiedener Regierungen und Lobbyisten, zu dem man je nach Wertekodex, Sozialstatus oder Konfession unterschiedlicher Meinung sein kann. Zu allererst ist er jedoch eine kulturelle Herausforderung - weshalb technische Ansätze zu seiner 'Lösung' zu kurz greifen und Konferenzen zur 'Rettung der Welt' reihenweise ins Leere laufen. Hulmes Buch hilft zu verstehen, was uns am erfolgreichen Handeln hindert und plädiert für eine Neubewertung des Phänomens Klimawandel.

Fu r Mike Hulme ist der Klimawandel nicht nur eine naturwissenschaftliche, sondern vor allem eine politische und soziale Herausforderung. Seit September 2013 ist er Professor fu r Geographie am King's College in London, davor war er u.a. Gru ndungsdirektor des Tyndall Centre for Climate Change Research.Mehr unter www.mikehulme.org.

Über kaum etwas wird so viel diskutiert wie über den Klimawandel leider ohne sinnvolle Ergebnisse. Für Mike Hulme ist er weit mehr als ein naturwissenschaftliches Phänomen; der Klimawandel ist ein Medienspektakel, ein Zankapfel verschiedener Regierungen und Lobbyisten, zu dem man je nach Wertekodex, Sozialstatus oder Konfession unterschiedlicher Meinung sein kann. Zu allererst ist er jedoch eine kulturelle Herausforderung weshalb technische Ansätze zu seiner 'Lösung' zu kurz greifen und Konferenzen zur 'Rettung der Welt' reihenweise ins Leere laufen. Hulmes Buch hilft zu verstehen, was uns am erfolgreichen Handeln hindert und plädiert für eine Neubewertung des Phänomens Klimawandel.

Autorentext
Für Mike Hulme ist der Klimawandel nicht nur eine naturwissenschaftliche, sondern vor allem eine politische und soziale Herausforderung. Seit September 2013 ist er Professor für Geographie am King's College in London, davor war er u.a. Gründungsdirektor des Tyndall Centre for Climate Change Research. Mehr unter www.mikehulme.org.

Leseprobe
Geleitwort zur deutschen Ausgabe von Ottmar Edenhofer Die Geschichte des Klimawandels kann man auf verschiedene Weise erzählen. Eine davon ist die Erzählung von der Titanic : Die ganze Menschheit fährt auf diesem Luxusliner auf einen Eisberg zu, eine Katastrophe gewaltigen Ausmaßes droht. Die champagnertrinkenden Mitglieder der 1. Klasse – mit schnellem Zugang zu den wenigen Rettungsbooten – haben vielleicht Chancen, die Katastrophe zu überstehen; doch die ärmeren Passagiere der unteren Decks sind wahrscheinlich verloren, wenn es zu einer Kollision kommt. Der Erzähler wird die Fragen beantworten müssen, ob die Menschheit den Kurs noch ändern kann und wer notfalls ein Anrecht auf einen lebenssichernden Platz im Rettungsboot hat. Viele Klimawissenschaftler und Vertreter der Zivilgesellschaft haben in der Vergangenheit die Metapher vom fatalen Zusteuern auf einen Eisberg bemüht, den die Politik nicht wahrhaben will. Sie sind der Überzeugung, dass es zu apokalyptischen Katastrophen kommen wird, wenn wir den Klimawandel nicht bremsen und eine Überschreitung der 2°C-Schwelle globaler Erwärmung nicht verhindern. Der gegenwärtige Kurs der Titanic dient hierbei als Metapher für das alte, auf fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl und Gas beruhende, klimaschädliche Wohlstandsmodell. Der Aufprall auf den Eisberg scheint unvermeidlich. Wenn nicht bald umgesteuert wird, so die Metapher, dann könnte man durch einen geschickt gesteuerten Aufprall – wie bei der Anpassungsstrategie an den Klimawandel – höchstens noch einige Menschenleben mehr retten; aber eine Katastrophe bleibt unvermeidlich. Die einzige Möglichkeit, einer solchen Katastrophe auszuweichen, ist dieser Erzählung zufolge eine massive Reduktion der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen, was ein radikales Umsteuern nötig macht. Wenn es zum Aufprall kommt, also der Klimawandel in großen Teilen der Welt zuschlägt, dann kann man lediglich die knappen Plätze auf den Rettungsbooten verteilen, die dann einigen eine Zuflucht in jene Teile der Welt ermöglichen, in denen ein einigermaßen auskömmliches Leben noch möglich ist. Garrett Hardins viel zitierte, düstere Erzählung der "Tragik der Allmende" prophezeit, dass die Reichen die Plätze in den Booten fast ausschließlich für sich beanspruchen werden. Die wenigen Boote bieten überdies nicht Platz für alle; wer hier moralische Bedenken erhebe, könne seinen sicheren Sitz im Boot ja gerne aufgeben. 3 Diese düstere Parabel vergegenwärtigt, dass das scheinbar "goldene Zeitalter der Industrialisierung" vorüber ist – jenes Zeitalter also, in dem die Menschheit noch von der Sparbüchse der Natur lebte 4 und fossile Energieträger bedenkenlos nutzen konnte, um Wohlstand zu mehren und der Armutsfalle zu entrinnen. Diese Bedenkenlosigkeit ist verflogen und unsere Gegenwart scheint bestimmt von Knappheit und Eigennutz – mit den tragischen Konsequenzen, wie sie Hardin beschreibt. Das vorliegende Buch von Mike Hulme will uns nun darauf aufmerksam machen, dass niemand genau weiß, ob wirüberhaupt auf dieser Titanic sind, was tatsächlich passieren wird und was die besten Handlungsoptionen sind. Es gibt keine gemeinsame Wahrnehmung der sozialen Situation. Viele teilen das eingangs geschilderte Narrativ von der drohenden großen Klimaapokalypse und der Notwendigkeit einer fundamentalen gesellschaftlichen Umsteuerung nicht, manche bezweifeln auch die von Hardin prophezeite Tragödie bezüglich der Rettungsboote. Manche orakeln gar, es könnte einen gesellschaftlichen Fortschritt bedeuten, wenn die Menschheit durch den ung

Inhalt
1;Streitfall Klimawandel;1
2;Inhaltsverzeichnis;5
3;Danksagung;9
4;Vorwort zur deutschen Ausgabe von Mike Hulme;11
5;Geleitwort zur deutschen Ausgabe von Ottmar Edenhofer;14
6;Geleitwort zum englischen Original von Steve Rayner;19
7;Einführung;23
8;KAPITEL 1 Was verstehen wir unter Klima?;37
8.1;Was ist Klima?;38
8.2;Die physikalische Dimension von Klima;41
8.3;Die kulturelle Dimension von Klima;46
8.4;Klima als Ideologie;51
8.5;Klima in der Geschichtsschreibung;59
8.6;Zusammenfassung;619;KAPITEL 2 Die Entdeckung von Klimawandel;67
9.1;Einleitung;67
9.2;Die Genealogie von Klimawandel;69
9.3;Natürlicher Klimawandel;71
9.4;Anthropogener Klimawandel;73
9.5;Klimawandel heute;87
9.6;Zusammenfassung;92
10;KAPITEL 3 Was leistet Wissenschaft?;97
10.1;Einleitung;97
10.2;Was sind wissenschaftliche Erkenntnisse?;100
10.3;Wie robust sind wissenschaftliche Erkenntnisse?;105
10.4;Wie wird Wissenschaft gesteuert?;113
10.5;Wie wird wissenschaftliche Erkenntnis in der Gesellschaft genutzt?;119
10.6;Zusammenfassung;124
11;KAPITEL 4 Welchen Wert haben Werte?;129
11.1;Einleitung;129
11.2;Beispiele für die Anwendung ökonomischer Schlüsselkonzepte;132
11.3;Der Stern-Report und seine Kritiker;141
11.4;Das Offenlegen von Werten in der Ökonomie;148
11.5;Zusammenfassung;153
12;KAPITEL 5 Woran wir glauben;157
12.1;Einleitung;157
12.2;Wo ist das Problem mit dem Klimawandel?;160
12.3;Theologien der Schuld;168
12.4;Gerechte Lösungen;172
12.5;Persönliche Transformation;178
12.6;Zusammenfassung;182
13;KAPITEL 6 Wovor wir uns fürchten;187
13.1;Einleitung;187
13.2;Risikokulturen;190
13.3;Welche Klimaveränderungen sind gefährlich und woher wissen wir das?;198
13.4;Wahrnehmung von Klimarisiken;201
13.5;Die soziale Verstärkung von Risiko;206
13.6;Zusammenfassung;210
14;KAPITEL 7 Wie kommunizieren wir Risiken?;215
14.1;Einleitung;215
14.2;Modelle der Wissenschaftskommunikation;219
14.3;Keine Aussage ist neutral;226
14.4;Sprachliche Repertoires;229
14.5;Die Bildsprache von Klimawandel;234
14.6;Zusammenfassung;240
15;KAPITEL 8 Was ist Fortsch…
Titel
Streitfall Klimawandel
Untertitel
Warum wir uns in Kontroversen verlieren und dabei versäumen, das Klima zu retten
EAN
9783865816351
ISBN
978-3-86581-635-1
Format
E-Book (pdf)
Hersteller
Herausgeber
Veröffentlichung
17.03.2014
Digitaler Kopierschutz
frei
Anzahl Seiten
384
Jahr
2014
Untertitel
Deutsch