Seit 30 Jahren verschickt Angela Gillespie eine Weihnachtsbotschaft, in der sie von ihrer Familie und dem Leben auf der Errigal Farm im australischen Outback berichtet. Jedes Jahr ist der Brief voll Lob und Liebe. Doch dieses Jahr schreibt sich Angela all ihren Frust von der Seele - sagt zum ersten Mal die Wahrheit: Sie ist sicher, ihr Mann hat eine Affäre, ihre drei Töchter bekommen einfach nichts gebacken, und ihr kleiner Sohn spricht irritierenderweise nur noch mit seinem imaginären Freund. Durch einen dummen Zufall wird die E-Mail an Angelas gesamten Verteiler geschickt, und das Chaos bricht aus ...

Monica McInerney ist mit ihren sechs Geschwistern in Clare Valley in Australien aufgewachsen. Ihre Romane stehen sowohl dort als auch in ihrer neuen Heimat Irland immer wieder auf den Bestsellerlisten. Für "Die Töchter der Familie Faraday" wurde ihr in Australien die Auszeichnung "General Fiction Book of the Year" verliehen, und auch für "Die Frauen von Clare Valley" und "Das Haus am Hyde Park" war sie wieder nominiert. Zurzeit lebt sie mit ihrem Mann in Dublin.

Autorentext
Monica McInerney ist mit ihren sechs Geschwistern in Clare Valley in Australien aufgewachsen. Ihre Romane stehen sowohl dort als auch in ihrer neuen Heimat Irland immer wieder auf den Bestsellerlisten. Für »Die Töchter der Familie Faraday« wurde ihr in Australien die Auszeichnung »General Fiction Book of the Year« verliehen, und auch für »Die Frauen von Clare Valley« und »Das Haus am Hyde Park« war sie wieder nominiert. Zurzeit lebt sie mit ihrem Mann in Dublin.

Leseprobe

Kapitel 2

Grüße von den Gillespies!

Hallo, ich bin es schon wieder, Angela! Sollen seit meinem letzten Brief wirklich zwölf Monate verstrichen sein? Ich hoffe, für Sie und Euch alle war es ein großartiges Jahr, das mit einem wundervollen Weihnachten im Kreise der Familie endet.

Für uns Gillespies war es ein fürchterliches Jahr. Irgendwie ist bei uns alles schiefgegangen.

Ich fange bei den Kindern an.

Genevieve: Ich habe Sorge, dass sie schon zu lange in den Staaten ist, sich schon zu lange in der Scheinwelt des Fernsehens mit ihren Scheinweltbewohnern bewegt. Genevieve fand Klatsch schon immer toll, und ich habe mir ihre Storys immer gerne angehört, aber neuerdings geht das weit über harmlose Tratscherei hinaus. Sie ist von Promi-News regelrecht besessen, und ich finde, sie äußert sich auch viel zu indiskret über all die Menschen aus ihrem beruflichen Umfeld. Ich habe mich an mahnenden Worten versucht, doch sie nimmt mich ja nicht ernst, sie nimmt gar nichts ernst. Und wenn sie anruft (was selten genug vorkommt - meist schickt sie uns Nachrichten über Facebook oder Instamatic oder wie dieses Internetzeug auch immer heißt), redet sie in so einem komischen australisch-amerikanischen Singsang. Sie ist als Friseurin so begabt, es erstaunt mich überhaupt nicht, dass sie für große Hollywoodproduktionen und Fernsehstars arbeitet, aber ich habe Sorge, dass sie sich in all dem Tratsch und Flitter verliert und vergisst, wer sie wirklich ist.

Genevieve kommt Weihnachten nach Hause, das erste Mal seit drei Jahren, aber nur für zehn Tage. Länger kann sie sich angeblich nicht freinehmen. Offenbar haben die Amerikaner nur sehr wenig Urlaub. Aber sie ist doch aus Australien und nicht den USA, und am liebsten wäre mir, sie käme endgültig zurück. Sie muss ja nicht bei uns auf der Farm leben, aber wenigstens im selben Land. Außerdem gibt es hier mittlerweile reichlich Jobs in der Film- und Fernsehindustrie. Selbst hier bei uns, mitten im Niemandsland, hören wir ständig von einem Filmteam, das in Hawker einen Horrorfilm oder ein Weltuntergangsszenario dreht. (Hier ist es eben wunderschön und menschenleer, weit und breit kein Haus, kein Strommast - der Traum eines jeden Regisseurs.) Aber ich kann Genevieve ja nicht drängen, nach Hause zu kommen, oder? Ich will keine von den Müttern sein, die Druck auf ihre Kinder ausüben, erst recht nicht bei jemandem, der so temperamentvoll und unabhängig ist wie Genevieve. Obwohl es mein aufrichtiger Wunsch ist und ich fest davon überzeugt bin, dass es ihr guttäte.

An der Stelle machte Angela eine Pause. Sie fühlte sich erschöpft, aber auch auf eine seltsame Weise beschwingt. Joan hatte recht. Es tat wirklich gut, sich einmal die Sorgen von der Seele zu schreiben. Es war, wie sollte sie das nennen? Befreiend. Ja, genau das war es. Sie fühlte sich befreit. Angela begann erneut zu tippen. Ihre Finger flogen über die Tastatur.

Victoria: Auch um sie mache ich mir Sorgen. Ich hatte gehofft, mein mütterlicher Instinkt hätte mich getrogen, doch dann sind Genevieve (aus Versehen? mit Absicht?) ein paar Details entschlüpft, und da hatte ich Gewissheit. Victoria und dieser (sehr bekannte) Radiomoderator aus Sydney, für den sie als Produzentin gearbeitet hat, hatten eine Affäre. Victoria und dieser verheiratete, sehr bekannte Moderator. Dieser verheiratete, sehr bekannte Moderator, der im letzten Monat aus all den falschen Gründen in der Presse war. Die Australier unter Euch haben ganz bestimmt davon gehört. Victoria hat mir zwar immer versichert, dass sein rüpelhaftes Benehmen nur der Quote dienen würde, dass er in Wahrheit ein totaler Softie sei, aber ich habe mir trotzdem immer Sorgen gemacht, dass sie auf dem Gebiet ein wenig naiv ist, vor allem, da sie von einem ländlichen Radiosender kommt und nicht wirklich weiß, wie das Medienvolk in der Großstadt operiert. Und was wirklich schrecklich ist, ich hatte rec
Titel
Das Schönste kommt zum Schluss
Untertitel
Roman
Übersetzer
EAN
9783641171155
ISBN
978-3-641-17115-5
Format
E-Book (epub)
Hersteller
Herausgeber
Veröffentlichung
16.11.2015
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Dateigrösse
0.88 MB
Anzahl Seiten
608
Jahr
2015
Untertitel
Deutsch
Lesemotiv