Oliver Marusczyk und Natascha Müller bewerten in einer vergleichenden sozialwissenschaftlichen Untersuchung das analytische Potential zeitgenössischer marxistischer Rezeptionen des Nationalsozialismus. Im Zentrum steht dabei die Frage, welche der dargestellten Theorien orthodoxer und undogmatischer Marxisten die massenintegrative Kraft der antisemitischen Ideologie hinreichend reflektiert, und damit ein spezifisches Verständnis der historischen Singularität des Nationalsozialismus gewinnt. Mit den Kategorien der politischen Ökonomie Karl Marx lässt sich das Wesen des nationalsozialistischen Herrschaftssystems begreifen, ohne dabei das sinnstiftende Moment des rassistisch-völkischen Gemeinschaftskults zu negieren. Fehlt ein solcher Ideologiebegriff, der die Judenvernichtung zumindest erklärbar macht, muss jeder Ansatz marxistischer Deutung des nazistischen Unwesens scheitern. Nicht zuletzt deswegen plädieren die Autoren für eine fruchtbare Verknüpfung einzelner Theoreme.
Zusammenfassung
Oliver Marusczyk und Natascha Muller bewerten in einer vergleichenden sozialwissenschaftlichen Untersuchung das analytische Potential zeitgenossischer marxistischer Rezeptionen des Nationalsozialismus. Im Zentrum steht dabei die Frage, welche der dargestellten Theorien orthodoxer und undogmatischer Marxisten die massenintegrative Kraft der antisemitischen Ideologie hinreichend reflektiert, und damit ein spezifisches Verstandnis der historischen Singularitat des Nationalsozialismus gewinnt. Mit den Kategorien der politischen Okonomie Karl Marx lasst sich das Wesen des nationalsozialistischen Herrschaftssystems begreifen, ohne dabei das sinnstiftende Moment des rassistisch-volkischen Gemeinschaftskults zu negieren. Fehlt ein solcher Ideologiebegriff, der die Judenvernichtung zumindest erklarbar macht, muss jeder Ansatz marxistischer Deutung des nazistischen Unwesens scheitern. Nicht zuletzt deswegen pladieren die Autoren fur eine fruchtbare Verknupfung einzelner Theoreme.