Autorentext
Nora Reich, Jg. 1982, Diplom-Geographin, studierte Geographie, Volkswirtschaftslehre und Städtebau an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. In allen drei Studienfächern setzte sie sich speziell mit demographischen Fragestellungen auseinander. Im Jahr 2007 schloss sie das Studium mit einer interdisziplinären Diplomarbeit in den Fächern Geographie und Volkswirtschaftslehre zur potenziellen Wirkung des Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetzes auf die Fertilitätsrate und -struktur in Deutschland erfolgreich ab. Seit September 2008 ist sie als Junior Researcher am Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut gGmbH tätig. Des Weiteren promoviert sie an der Universität Hamburg im Bereich Arbeitsmarkt- und Familienökonomie.
Klappentext
Im ersten Jahr nach der Einführung des Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetzes (BEEG) am 1. Januar 2007 wurden in Deutschland mehr Kinder geboren. Diese Tatsache wird als familienpolitischer Erfolg gefeiert. In der vorliegenden Studie wird daher der Frage nachgegangen, ob das BEEG die Geburtenzahl dauerhaft erhöhen kann, oder ob es nur einen temporären Effekt auf das Timing von Geburten hat. Hinweise darauf geben mikroökonomische Modelle und Erfahrungen anderer Länder mit der Wirkung von Familienpolitik. Die in dieser Arbeit vorgestellten mikroökonomischen Modelle zeigen, dass familienpolitische Maßnahmen die Geburtenrate positiv beeinflussen können. Denn nach der ökonomischen Kosten-Nutzen-Rechnung geht die Entscheidung einer Frau für die Berufstätigkeit nur dann mit einer niedrigen Fertilität einher, wenn die Geburt zu wesentlichen Einkommens- und Humankapitalverlusten führt. Sind diese Opportunitätskosten aber durch Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf gering, steigt die "Nachfrage nach Kindern". Zur Beantwortung der Frage, ob dieser theoretische Zusammenhang empirisch bestätigt werden kann, werden empirische Analysen aus Ländern in den drei Regionen Skandinavien, Südeuropa und Mitteleuropa evaluiert. Der Länder- bzw. Regionenvergleich zeigt, dass sich kurze Elternzeiten mit einer Einkommensersatzleistung, ein adäquates Angebot an Kindertagesstätten, bestimmte steuerliche Regelungen sowie Anreize für Väter, sich stärker bei der Erziehungsarbeit zu beteiligen, als familienpolitische Instrumente bewährt haben und die Geburtenrate positiv beeinflussen können. Aber auch die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und die Erwartungshaltung diesbezüglich sowie die Arbeitsmarktbedingungen speziell für Frauen haben einen Einfluss auf die Familiengründung und -erweiterung. In dieser Studie wird daher die Schlussfolgerung gezogen, dass das BEEG insgesamt einen institutionellen Schritt in Richtung des skandinavischen Modells der Familienpolitik darstellt, es tendenziell die Opportunitätskosten der Familiengründung senkt und dem gesellschaftlichen Gleichstellungsanspruch hinsichtlich der Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit folgt. Bei einer optimistischen Betrachtung ist dadurch ein Anstieg der Geburtenzahl, vor allem bei Akademikerinnen, zu erwarten. Um die Gesamtfertilitätsrate in Deutschland langfristig zu erhöhen, bedarf es aber eines Zusammenspiels von Familien-, Arbeitsmarkt- und Gleichstellungspolitik.
Zusammenfassung
Im ersten Jahr nach der Einfuhrung des Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetzes (BEEG) am 1. Januar 2007 wurden in Deutschland mehr Kinder geboren. Diese Tatsache wird als familienpolitischer Erfolg gefeiert. In der vorliegenden Studie wird daher der Frage nachgegangen, ob das BEEG die Geburtenzahl dauerhaft erhohen kann, oder ob es nur einen temporaren Effekt auf das Timing von Geburten hat. Hinweise darauf geben mikrookonomische Modelle und Erfahrungen anderer Lander mit der Wirkung von Familienpolitik. Die in dieser Arbeit vorgestellten mikrokonomischen Modelle zeigen, dass familienpolitische Manahmen die Geburtenrate positiv beeinflussen knnen. Denn nach der konomischen Kosten-Nutzen-Rechnung geht die Entscheidung einer Frau fr die Berufsttigkeit nur dann mit einer niedrigen Fertilitt einher, wenn die Geburt zu wesentlichen Einkommens- und Humankapitalverlusten fhrt. Sind diese Opportunittskosten aber durch Mglichkeiten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf gering, steigt die "e;Nachfrage nach Kindern"e;. Zur Beantwortung der Frage, ob dieser theoretische Zusammenhang empirisch besttigt werden kann, werden empirische Analysen aus Lndern in den drei Regionen Skandinavien, Sdeuropa und Mitteleuropa evaluiert. Der Lnder- bzw. Regionenvergleich zeigt, dass sich kurze Elternzeiten mit einer Einkommensersatzleistung, ein adquates Angebot an Kindertagessttten, bestimmte steuerliche Regelungen sowie Anreize fr Vter, sich strker bei der Erziehungsarbeit zu beteiligen, als familienpolitische Instrumente bewhrt haben und die Geburtenrate positiv beeinflussen knnen. Aber auch die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und die Erwartungshaltung diesbezglich sowie die Arbeitsmarktbedingungen speziell fr Frauen haben einen Einfluss auf die Familiengrndung und -erweiterung. In dieser Studie wird daher die Schlussfolgerung gezogen, dass das BEEG insgesamt einen institutionellen Schritt in Richtung des skandinavischen Modells der Familienpolitik darstellt, es tendenziell die Opportunittskosten der Familiengrndung senkt und dem gesellschaftli…