Nach wie vor werden die Bekenntnisse der Reformationszeit in den Grundordnungen der lutherischen, der unierten und der reformierten Landeskirchen in Deutschland als Norm und Richtschnur für das Leben und die Lehre der Kirche genannt und Geistliche auf sie »verpflichtet«. Dieser grundsätzliche Geltungsanspruch ist von vielen Fragen umgeben, deren vergleichsweise einfachste die nach dem Verhältnis von Bekenntnis und Schrift ist. Es stellt sich weiter die Frage, in welchem Verhältnis Glaube und Lehre stehen. Wird hier nicht der Glaube durch eine Lehre normiert und fremdbestimmt? Können knapp 500 Jahre alte Texte gegenwärtig plausibel sein? Fixieren diese Bekenntnisse Differenzen, die in den ökumenischen Gesprächen des 19. und 20. Jahrhunderts längst überwunden sind? Und stellen sie eine theologische Einheit dar, die es erlaubt, von »der« Lehre des Luthertums, »der« Lehre der reformierten Kirchen oder sogar von »der« Lehre der reformatorischen Kirchen zu sprechen? Der bekannte Berliner Systematiker Notger Slenczka erschließt die historischen Kontexte, den Aufbau, das Selbstverständnis und den Geltungsanspruch der Bekenntnisse sowie die Einheit der in ihnen aufbewahrten, neu zu entdeckenden Einsichten. Dabei zeigt sich: Diese Texte sind faszinierend. Denn sie sind durchdacht, existenzbezogen und daher plausibel. [Theology of the Reformatory Confessions. Unity and Claim] In the constitutions of the Lutheran, United and Reformed churches, the confessions of the Reformation period are still declared standard and canon for the life and doctrine of the church, and the ministry is obliged to them. This fundamental claim of validity is surrounded by various questions, of which the one about the relation between confession and scripture is comparably simple. Furthermore, there is the question on the relation between faith and doctrine. Is faith not heteronomously determined by a doctrine, contrary to its nature? Can 500-year-old texts still be plausible today? Do these confessions reinforce differences, that are long overcome in the ecumenical discussions of the 19th and 20th century? And do these confessions represent a theological unity that allows to speak about THE doctrine of Lutheranism, THE doctrine of the Reformed churches and even about THE doctrine of the reformatory churches? The well-known Berlin Systematic theologian Notger Slenczka makes accessible the historical contexts, composition, self-conception and claim of validity of these confessions as well as the unity of the insights inherent and to be discovered anew. It shows: These texts are fascinating, because they are thought-out, lifelike and therefore plausible.
Autorentext
Notger Slenczka, Dr. theol., Jahrgang 1960, studierte Evangelische Theologie in Tübingen, München und Göttingen. Nach einer Professur in Mainz hat er seit 2006 den Lehrstuhl für Systematische Theologie/Dogmatik an der Humboldt-Universität zu Berlin inne.
Inhalt
INHALT Prolog 29 Bekenntnisse und ihre Attraktivität 29 Ein Bekenntnis zur Endlichkeit Sekundärliteratur 35 Technisches Ausgabenundübersetzungen 37 §1 Einführung 39 1. Melanchthon: Lehre und Glaube 41 2. Das Interesse der gläubigen Subjektivität: Dogmenkritik bei Adolf v. Harnack 44 2.1 Das Zentrum der Reformation nach Harnack 45 2.2 Das Dogma als Produkt und als Gefährdung der Authentizität des religiösen Erlebens 46 2.3 Das Programm des »Lehrbuchs der Dogmengeschichte« 47 2.4 Das Wesen des Protestantismus 48 2.5 Dogmengeschichte als Anleitung zum Verstehen der Gegenwart 50 3. Folgen für eine »Theologie der Bekenntnisschriften« 51 3.1 Zusammenfassend 51 3.2 These 51 4. Eine »Theologie der Bekenntnisschriften« als »systematisch-theologisches« Projekt 54 4.1 Die Bekenntnisschriften zwischen historischer und systematischer Theologie 54 4.2 Kriterien der Wahrheit 58 4.3 Zusammenfassung 60 5. »Theologie der reformatorischen Bekenntnisschriften«? 61 5.1 Die innerprotestantische Differenz 61 5.2 Die Frage nach der differenzierten Einheit 62 5.3 Die lutherischen Bekenntnisse als Leitperspektive 64 5.4 Die Auswahl der Texte 65 6. »Eine Theologie« der reformatorischen Bekenntnisschriften? 66 6.1 Der Ansatz Edmund Schlinks 66 6.2 Holsten Fagerberg 67 6.3 Jan Rohls 68 6.4 Das Problem und die Leitthese 68 6.5 Zusammenfassung 69 7. Ökumenische Fragen 70 8. Die Normativität der Bekenntnisschriften 73 9. Kontextualisierung 77 9.1 Vorgängerentwürfe 79 9.2 Theologien der reformierten Bekenntnisschriften 80 9.3 Theologien der lutherischen Bekenntnisschriften 83 9.3.1 Johann Benedikt Carpzov d.Ä. 83 9.3.2 Franz Hermann Reinhold von Frank 84 9.3.3 Friedrich Brunstäd 85 9.3.4 Horst Georg Pöhlmann, Torleif Austad und Friedhelm Krüger 86 9.3.5 Günter Gassmann und Scott Hendrix 87 9.3.6 Friedrich Mildenberger 87 9.3.7 Gunther Wenz 88 9.4 Folgerungen 89 10. Thesen und Vorgehen 90 §2 Historische Hintergründe 95 1. Hinführung und methodische Einleitung 95 1.1 Bekenntnis und Geschichte 95 1.2 Vorgreifender Umriss 96 1.3 Aufbau 97 2. Übersicht bis 1519: Die großen Einflussmächte der Reformationszeit 98 2.1 Burgund 99 2.1.1 DasGebiet 99 2.1.2 Konsolidierung unter Karl dem Kühnen 100 2.1.3 Habsburgisches Erbe 101 2.2 Spanien: 102 2.2.1 Die Territorien und die Konzentrationsbewegung 102 2.2.2 Reconquista, Conquista und die Interessen Spaniens in Italien 103 2.2.3 Habsburgisches Erbe 104 2.3 Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation 104 2.3.1 Die Zentralgewalt: König und Kaiser 104 2.3.2 Die relative Schwäche der Zentralgewalt 107 2.3.3 Die reichsunmittelbaren Gewalten 107 2.3.4 Die beiden Sachsen 108 2.4 Frankreich 108 2.4.1 Die Zentralgewalt und der 100 jährige Krieg 109 2.4.2 Die italienischen Interessen 109 2.4.3 FranzI. 110 2.5 Eidgenossenschaft 110 2.6 Osmanisches Reich 111 2.7 Papsttum 112 2.8 Zusammenfassung 113 3. Der geschichtliche Ort der Bekenntnisse der Reformationszeit und deren Funktion 114 3.1 Der Ablas sals Auslöser der Reformation 116 3.1.1 Der Ablass 116 3.1.2 Ablasspraxis und der reformatorische Konflikt 117 3.2 Der theologische Konflikt vor dem Hintergrund politischer Auseinandersetzungen 118 3.2.1 Bann und Acht Worms und der martyriologische Aspekt des Bekenntnisses 118 3.2.2 Bedrohungen des Reiches von außen 119 3.2.2 Auseinandersetzungen im Inneren 120 3.2.3 Die Aussetzung des Wormser Edikts 121 3.2.4 Erfolge der Reformation der kirchenordnende Aspekt der Bekenntnisse 121 3.3 Der Weg zum Augsburger Reichstag1 530 123 3.3.1 Politische Entwicklungen der Sieg über Frankreich 123 3.3.2 Verhandlungen über ein politisches Bündnis die Bekenntnisse als Formulierung einer religiösen Grundlage 123 3.3.3 Die Lehre als Ausweis der Zugehörigkeit zur einen Kirche 124 3.3.4 Die Bekenntnisse als Ersatz der Amtskontinuität: die Lehre als Grund der Einheit der Kirche 125 3.3.5 Das Ergebnis des Reichstags 126 3.3.6 Der Schmalkaldische Bund und die Einheit der Kirche in der Lehre als Voraussetzung eines politischen Bündnisses 127 3.4 Theologie und Bekenntnis: die individuelle theologische Leistung und das Bekenntnis der Kirche 128 3.5 Die Funktion der Bekenntnisse vor dem Hintergrund der Hoffnungen auf ein Konzil 129 3.6 Die Politik der Zugeständnisse und ihr Ende 131 3.6.1 Wiedergewinnung der Handlungsfreiheit für Karl V. 131 3.6.2 Der Schmalkaldische Krieg 131 3.7 Das Interim, die Niederlage des Kaisers und der »Augsburger Religionsfrieden« 132 3.7.1 Das Interim 132 3.7.2 Die Niederlage des Kaisers 133 3.7.3 Der Augsburger Religionsfrieden 133 3.8 Ergebnis 134 3.9 Die Ausweitung des Religionsfriedens auf reformierte Kirchentämer 135 3.10 Die Vielfalt der Funktionsaspekte des Bekenntnisses 136 4. Nachinterimistische Streitigkeiten zwischen Philippisten und »Gnesiolutheranern« 137 4.1 Nachinterimistische Streitigkeiten 138 4.1.1 Der Adiaphoristische Streit 138 4.1.2 Der Majoristische Streit 140 4.1.3 Der Antinomistische Streit 140 4.1.4 Der Synergistische Streit 141 4.1.5 Der Streit um die Erbsünde und deren Auswirkung auf den Menschen 141 4.1.6 Der Osiand…
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Notger Slenczka, Dr. theol., Jahrgang 1960, studierte Evangelische Theologie in Tübingen, München und Göttingen. Nach einer Professur in Mainz hat er seit 2006 den Lehrstuhl für Systematische Theologie/Dogmatik an der Humboldt-Universität zu Berlin inne.
Inhalt
INHALT Prolog 29 Bekenntnisse und ihre Attraktivität 29 Ein Bekenntnis zur Endlichkeit Sekundärliteratur 35 Technisches Ausgabenundübersetzungen 37 §1 Einführung 39 1. Melanchthon: Lehre und Glaube 41 2. Das Interesse der gläubigen Subjektivität: Dogmenkritik bei Adolf v. Harnack 44 2.1 Das Zentrum der Reformation nach Harnack 45 2.2 Das Dogma als Produkt und als Gefährdung der Authentizität des religiösen Erlebens 46 2.3 Das Programm des »Lehrbuchs der Dogmengeschichte« 47 2.4 Das Wesen des Protestantismus 48 2.5 Dogmengeschichte als Anleitung zum Verstehen der Gegenwart 50 3. Folgen für eine »Theologie der Bekenntnisschriften« 51 3.1 Zusammenfassend 51 3.2 These 51 4. Eine »Theologie der Bekenntnisschriften« als »systematisch-theologisches« Projekt 54 4.1 Die Bekenntnisschriften zwischen historischer und systematischer Theologie 54 4.2 Kriterien der Wahrheit 58 4.3 Zusammenfassung 60 5. »Theologie der reformatorischen Bekenntnisschriften«? 61 5.1 Die innerprotestantische Differenz 61 5.2 Die Frage nach der differenzierten Einheit 62 5.3 Die lutherischen Bekenntnisse als Leitperspektive 64 5.4 Die Auswahl der Texte 65 6. »Eine Theologie« der reformatorischen Bekenntnisschriften? 66 6.1 Der Ansatz Edmund Schlinks 66 6.2 Holsten Fagerberg 67 6.3 Jan Rohls 68 6.4 Das Problem und die Leitthese 68 6.5 Zusammenfassung 69 7. Ökumenische Fragen 70 8. Die Normativität der Bekenntnisschriften 73 9. Kontextualisierung 77 9.1 Vorgängerentwürfe 79 9.2 Theologien der reformierten Bekenntnisschriften 80 9.3 Theologien der lutherischen Bekenntnisschriften 83 9.3.1 Johann Benedikt Carpzov d.Ä. 83 9.3.2 Franz Hermann Reinhold von Frank 84 9.3.3 Friedrich Brunstäd 85 9.3.4 Horst Georg Pöhlmann, Torleif Austad und Friedhelm Krüger 86 9.3.5 Günter Gassmann und Scott Hendrix 87 9.3.6 Friedrich Mildenberger 87 9.3.7 Gunther Wenz 88 9.4 Folgerungen 89 10. Thesen und Vorgehen 90 §2 Historische Hintergründe 95 1. Hinführung und methodische Einleitung 95 1.1 Bekenntnis und Geschichte 95 1.2 Vorgreifender Umriss 96 1.3 Aufbau 97 2. Übersicht bis 1519: Die großen Einflussmächte der Reformationszeit 98 2.1 Burgund 99 2.1.1 DasGebiet 99 2.1.2 Konsolidierung unter Karl dem Kühnen 100 2.1.3 Habsburgisches Erbe 101 2.2 Spanien: 102 2.2.1 Die Territorien und die Konzentrationsbewegung 102 2.2.2 Reconquista, Conquista und die Interessen Spaniens in Italien 103 2.2.3 Habsburgisches Erbe 104 2.3 Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation 104 2.3.1 Die Zentralgewalt: König und Kaiser 104 2.3.2 Die relative Schwäche der Zentralgewalt 107 2.3.3 Die reichsunmittelbaren Gewalten 107 2.3.4 Die beiden Sachsen 108 2.4 Frankreich 108 2.4.1 Die Zentralgewalt und der 100 jährige Krieg 109 2.4.2 Die italienischen Interessen 109 2.4.3 FranzI. 110 2.5 Eidgenossenschaft 110 2.6 Osmanisches Reich 111 2.7 Papsttum 112 2.8 Zusammenfassung 113 3. Der geschichtliche Ort der Bekenntnisse der Reformationszeit und deren Funktion 114 3.1 Der Ablas sals Auslöser der Reformation 116 3.1.1 Der Ablass 116 3.1.2 Ablasspraxis und der reformatorische Konflikt 117 3.2 Der theologische Konflikt vor dem Hintergrund politischer Auseinandersetzungen 118 3.2.1 Bann und Acht Worms und der martyriologische Aspekt des Bekenntnisses 118 3.2.2 Bedrohungen des Reiches von außen 119 3.2.2 Auseinandersetzungen im Inneren 120 3.2.3 Die Aussetzung des Wormser Edikts 121 3.2.4 Erfolge der Reformation der kirchenordnende Aspekt der Bekenntnisse 121 3.3 Der Weg zum Augsburger Reichstag1 530 123 3.3.1 Politische Entwicklungen der Sieg über Frankreich 123 3.3.2 Verhandlungen über ein politisches Bündnis die Bekenntnisse als Formulierung einer religiösen Grundlage 123 3.3.3 Die Lehre als Ausweis der Zugehörigkeit zur einen Kirche 124 3.3.4 Die Bekenntnisse als Ersatz der Amtskontinuität: die Lehre als Grund der Einheit der Kirche 125 3.3.5 Das Ergebnis des Reichstags 126 3.3.6 Der Schmalkaldische Bund und die Einheit der Kirche in der Lehre als Voraussetzung eines politischen Bündnisses 127 3.4 Theologie und Bekenntnis: die individuelle theologische Leistung und das Bekenntnis der Kirche 128 3.5 Die Funktion der Bekenntnisse vor dem Hintergrund der Hoffnungen auf ein Konzil 129 3.6 Die Politik der Zugeständnisse und ihr Ende 131 3.6.1 Wiedergewinnung der Handlungsfreiheit für Karl V. 131 3.6.2 Der Schmalkaldische Krieg 131 3.7 Das Interim, die Niederlage des Kaisers und der »Augsburger Religionsfrieden« 132 3.7.1 Das Interim 132 3.7.2 Die Niederlage des Kaisers 133 3.7.3 Der Augsburger Religionsfrieden 133 3.8 Ergebnis 134 3.9 Die Ausweitung des Religionsfriedens auf reformierte Kirchentämer 135 3.10 Die Vielfalt der Funktionsaspekte des Bekenntnisses 136 4. Nachinterimistische Streitigkeiten zwischen Philippisten und »Gnesiolutheranern« 137 4.1 Nachinterimistische Streitigkeiten 138 4.1.1 Der Adiaphoristische Streit 138 4.1.2 Der Majoristische Streit 140 4.1.3 Der Antinomistische Streit 140 4.1.4 Der Synergistische Streit 141 4.1.5 Der Streit um die Erbsünde und deren Auswirkung auf den Menschen 141 4.1.6 Der Osiand…
Titel
Theologie der reformatorischen Bekenntnisschriften
Untertitel
Einheit und Anspruch
Autor
EAN
9783374065325
Format
E-Book (pdf)
Hersteller
Genre
Veröffentlichung
01.09.2020
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Anzahl Seiten
736
Lesemotiv
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