Auf der stadtentwicklungspolitisch so wichtigen Ebene der Wohnquartiere gab es hinsichtlich demographischer Prozesse lange Zeit nur wenige Forschungsarbeiten. Dies ist kein Zufall, denn "das Quartier" entzieht sich einfacher Analysen. Olaf Schnur eröffnet neue inhaltliche und methodische Perspektiven: Anhand einer Untersuchung von vier deutschen Städten exploriert er demographisch und baulich unterschiedlich strukturierte Wohnquartiere in einem kreativen Methoden-Mix (u.a. Szenariotechnik, Delphi-Methode). Daraus werden Entwicklungsszenarien im Rahmen einer Wohnquartierstypologie, "Tools" für Kommunen und die Wohnungswirtschaft ("Quartiersentwicklungsmanagement") sowie ein demographisch orientiertes, zyklisches Governance-Modell der Quartiersentwicklung abgeleitet. Einzelnen Quartierstypen lassen sich damit verschiedene Zukunftskorridore zuordnen. Mit Hilfe solcher "strukturierter Zukünfte" kann die Entwicklung der Quartiere gezielter gesteuert und ein zu erwartender Quartierswandel einfacher kommuniziert werden. Das Buch wendet sich an ForscherInnen, Lehrende und Studierende der Stadtgeographie, der Stadtsoziologie, der Immobilienökonomie und verwandter Disziplinen sowie an Akteure aus der Praxis der Stadtplanung, der Kommunalpolitik und der Wohnungswirtschaft.
Entwicklungsszenarien und Handlungsoptionen Includes supplementary material: sn.pub/extras
Vorwort
Entwicklungsszenarien und Handlungsoptionen
Autorentext
Dr. Olaf Schnur ist Vertretungsprofessor für Humangeographie am Institut für Geographie der Universität Potsdam. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Stadt- und Sozialgeographie, Quartiersentwicklung in Großstädten und soziale Stadtentwicklung.
Zusammenfassung
Auch schon weit vor 1975 war klar, dass unsere Gesellschaft unweigerlich auf einen demographischen Umbruch zusteuern musste, zumal nur wenige Phä- mene so zuverlässig prognostizierbar sind wie die natürliche Bevölkerungse- wicklung. Und dennoch: Die Entwicklung wurde lange Zeit (politisch) v- drängt, obwohl Experten immer wieder warnten. Eine verstärkte Zuwanderung aus dem Ausland trug dazu bei, das Offensichtliche zu vernebeln. Die Bevöl- rung wuchs, wozu sollte man sich mit Schrumpfung befassen? Selten hat ein Thema eine so verspätete, dann aber umso stärkere Konjunktur entwickelt wie der demographische Wandel. Seit Ende der 1990er Jahre wurden in der öffe- lichen Debatte nach Kräften alle möglichen Positionen zwischen apokalyp- schen Zukunftsvorhersagen bis zu abwiegelnden Verharmlosungen vertreten und ausgelotet (vgl. Bosbach & Bingler 2009). Inzwischen hat sich eine gewisse Professionalisierung eingestellt, und insbesondere in der Wissenschaft gehen die Diskurse über den Megatrend Nr. 1 (Z_punkt 2007) mehr in die Tiefe. Auß- dem haben Schrumpfung und Alterung als Thema nun auch den Mainstream der Planung und Stadtforschung und damit den Raum erreicht, weil insbesondere in Ostdeutschland die realen Verhältnisse ein Handeln erforderlich machten. Demographischer Wandel und Quartier: Zunehmende Unsicherheiten, - nehmender Regulierungsbedarf Damit sind wir mitten im Thema: Während noch einigermaßen klar prognos- ziert werden kann, welche Regionen bis wann wachsen werden, ist dies auf der kommunalen Ebene bereits äußerst unsicher (siehe Kapitel 2. 3. 2, vgl. u. a. - cher & Schlömer 2003), auf der Quartiersebene praktisch unmöglich.
Inhalt
Einleitung: Von nebulösen Demographiedebatten und unsicheren Quartierszukünften.- Fakten: Demographischer Wandel und Quartiersentwicklung.- Theorie: Quartierswandel und demographische Entwicklung.- Konzeptualisierung: Theoretische Einbettung, Methoden und Untersuchungsdesign der vorliegenden Studie.- Szenarioentwicklung.- Fazit.