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Leseprobe
Dämmerung
Leises Klopfen an der Zimmertür riss Ira aus ihrem Tränenfluss.
»Liebes, darf ich reinkommen?«
Sie drückte ihr Gesicht in das Kissen. Nein, bitte nicht. Nicht jetzt. Aber sie sehnte sich nach Birtas großer, weicher Brust. So schwieg sie, bis die Klinke sich senkte und Birtas rundliches Gesicht sich durch den Türspalt schob.
Mitfühlend schaute die Haushälterin auf Iras Tränen und schloss die Tür. Es ertönte ein seufzendes Geräusch, als sie sich auf das Himmelbett setzte, wobei man nicht genau sagen konnte, ob der Seufzer von Birta kam oder vom Bett.
Ira griff hastig nach einem Taschentuch, trocknete sich das Gesicht und ließ sich von Birta in die Arme ziehen.
»Lucilla hat mir von eurem ... Gespräch erzählt.«
Sie spürte den Impuls, sich zu versteifen und aufzurichten, doch im Augenblick tat die Nähe zu gut, als dass sie sich daraus lösen wollte. »Ich bin Firmeneigentum, das zum besten Preis verschachert werden soll.«
»Nicht doch! Du bist und bleibst unbezahlbar.« Birta strich ihr eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht.
Sie schnäuzte ins Taschentuch, nahm ein zweites und tupfte sich den erneuten Tränenstrom von den Wangen. »Ist es wahr? Hat Timo um meine Hand gebeten?«
»Jawohl, das hat er.«
»Aber wann?«
»Gestern Abend.«
»Warum weiß ich davon nichts?«
»Ich wollte es dir doch sagen. Wenn das mit der dummen Hand nicht passiert wäre.«
»Ach, Birta.« Ira barg den Kopf an Birtas Schulter. Sie war das Kissen, das sie auffing, wenn Lucilla sie in den Abgrund gestoßen hatte.
»Du bekommst einen guten Mann. Ich wünsche dir alles Glück dieser Welt.«
»Ich hatte befürchtet, er würde gar nicht mehr fragen.«
Birta lachte. »Ach, woher denn. Er ist verrückt nach dir!«
Sie erhob sich und ging zum Fenster, ließ den Blick in die Ferne schweifen, ohne etwas Bestimmtes zu suchen. »Was hätte mein Vater dazu gesagt?«
»Elias? Er hätte Timo noch vor dem ersten Kuss nach seinen Absichten gefragt. Und wehe, die wären nicht ehrenhaft gewesen! Er hätte Drachenfutter aus ihm gemacht.«
Sie musste lachen und wandte sich wieder um. »Ihr lasst mich heute Abend wirklich mit Timo allein?«
»Na und ob! Deine Mutter hat endlich eingesehen, dass Anstandsdamen nicht mehr in unsere Zeit passen. Dabei haben sie und Elias ...«
»Birta ...« Sie setzte sich wieder aufs Bett. »Wir sind schon manchmal allein ... im Wald und bei Timo ... und wir küssen uns auch ... aber ... wir haben noch nie ... ich meine so ...«
Birta drückte ihre Hand. »Dann wird es wohl Zeit.«
»Aber ...?«
»Kein aber! Liebes, ihr seid jung. Klar behauptet Lucilla, ein anständiges Mädchen tut so etwas nicht. Aber lass dir gesagt sein: Anständig Verliebte tun so etwas.«
Sie rang mit sich, doch dann platzte es aus ihr heraus. »Und wenn er mich gar nicht heiratet? Womöglich bekomme ich ein Kind von ihm?«
»Aber doch nicht Timo!«
Wieder traten ihr Tränen in die Augen. »Ich wurde schon einmal verlassen.«
»Ich weiß, Liebes, ich weiß. Manchmal lässt das Leben uns keine Wahl.«
Sie konnte sich nicht erinnern, überhaupt jemals eine Wahl gehabt zu haben. Nicht einmal ihre Schneiderlehre, so sehr sie das Handwerk auch liebte, hatte sie selbst gewählt. »Bin ich schwierig?«
Über Birtas Gesicht huschte ein Schatten. Sie beeilte sich zu lächeln, aber Ira hatte es gesehen.
»Nein, bist du nicht ... Aber dein Leben war schwierig. Bis jetzt. Und du bist etwas Besonderes.« Birta versuchte, sie wieder an ihre Brust ziehen.
Einen Moment herrschte Schweigen. Ira erhob sich und ging zum Spiegel. »Ich muss gut aussehen ...«
»Du siehst gut aus.«
»Am besten nehme ich ein Bad ... Lässt du mir Wasser ein? Ach, du kannst ja nicht ...«
»Immer langsam. Bis heute Abend ist noch Zeit. Ich werde euch etwas Schönes kochen. Was meinst du?«
»Aber du bist doch au