Peter Berling wurde am 20. März 1934 in Meseritz geboren, in der ehemaligen Grenzmark Brandenburgs. Seine Eltern waren die Berliner Architekten und Poelzig-Schüler Max und Asta Berling. Jugend, Krieg und Gymnasium in Osnabrück (wohin die Familie 1938 umzog) und auf dem Internat Birklehof im Schwarzwald. 1954 Beginn eines Architektur-Studiums in München, Wechsel zur Akademie der Bildenden Künste, Tätigkeiten als Werbegrafiker, Reiseleiter, Konzertveranstalter, Musikverleger. Angestoßen durch Alexander Kluge 1959 Einstieg in die Produktion von Filmen, beginnend mit Klaus Lemke, Werner Schroeter und schließlich Rainer Werner Fassbinder. In Folge zunehmender Co-Produktionen mit Italien übersiedelte Berling 1969 nach Rom. Gleichzeitig verstärktes Mitwirken als Charakterdarsteller in weit über 100 Filmen u.a. bei Werner Herzog, Jean-Jacques Annaud, Martin Scorsese, Volker Schlöndorff und R. W. Fassbinder. Sehr spät, erst 1989, begann Berling seine Karriere als Schriftsteller, als Verfasser historischer Romane. Bereits mit dem Zyklus »Die Kinder des Gral« gelang ihm ein Bestseller, übersetzt in bislang 18 Sprachen. Parallel zum Schreiben tritt Berling in der dtcp-Sendereihe »facts & fakes« bei Alexander Kluge auf. In bis heute mehr als 200 Folgen verkörpert er als Interviewter erfolgreich die verschiedensten Rollen aus grauer Vorzeit, glaubwürdig bis tief in die Wirren des 20. Jahrhunderts, vom Geheimdienstler und Opernsänger bis zum Organhändler, Tiefseeforscher und glücklosen Militärstrategen. 2011 erschien sein autobiografisch angelegter Roman »Hazard & Lieblos«, Kaleidoskop eines Lebens, Hoffmann & Campe, den er lieber »Liebfeig & Chûzpe« getitelt hätte. Demnächst wird Peter Berling 80, kein Ende in Sicht.
Autorentext
Peter Berling wurde am 20. März 1934 in Meseritz geboren, in der ehemaligen Grenzmark Brandenburgs. Seine Eltern waren die Berliner Architekten und Poelzig-Schüler Max und Asta Berling. Jugend, Krieg und Gymnasium in Osnabrück (wohin die Familie 1938 umzog) und auf dem Internat Birklehof im Schwarzwald. 1954 Beginn eines Architektur-Studiums in München, Wechsel zur Akademie der Bildenden Künste, Tätigkeiten als Werbegrafiker, Reiseleiter, Konzertveranstalter, Musikverleger. Angestoßen durch Alexander Kluge 1959 Einstieg in die Produktion von Filmen, beginnend mit Klaus Lemke, Werner Schroeter und schließlich Rainer Werner Fassbinder. In Folge zunehmender Co-Produktionen mit Italien übersiedelte Berling 1969 nach Rom. Gleichzeitig verstärktes Mitwirken als Charakterdarsteller in weit über 100 Filmen u.a. bei Werner Herzog, Jean-Jacques Annaud, Martin Scorsese, Volker Schlöndorff und R. W. Fassbinder. Sehr spät, erst 1989, begann Berling seine Karriere als Schriftsteller, als Verfasser historischer Romane. Bereits mit dem Zyklus Die Kinder des Gral gelang ihm ein Bestseller, übersetzt in bislang 18 Sprachen. Parallel zum Schreiben trat Berling in der dtcp-Sendereihe facts & fakes bei Alexander Kluge auf. In mehr als 200 Folgen verkörperte er als Interviewter erfolgreich die verschiedensten Rollen aus grauer Vorzeit, glaubwürdig bis tief in die Wirren des 20. Jahrhunderts, vom Geheimdienstler und Opernsänger bis zum Organhändler, Tiefseeforscher und glücklosen Militärstrategen. 2011 erschien sein autobiografisch angelegter Roman Hazard & Lieblos. Kaleidoskop eines Lebens, Hoffmann & Campe, den er lieber Liebfeig & Chûzpe getitelt hätte. Peter Berling verstarb am 21. November 2017 in Rom/Trastervere.
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II
IM LABYRINTH DES KALLISTOS
Der Pavillon menschlicher Irrungen
Chronik des William von Roebruk
Konstantinopel, Kallistos Palast, Sommer 1247
»Wollen die Herrschaften mir bitte folgen?«
Der Glatzkopf mit der seine Stirn so auffällig verlängernden Nase war in Begleitung Clarions oben auf das Ruderdeck der lancelotti getreten, und seine höfliche Aufforderung galt wohl mir und den Kindern. Ich sah ihn erst, als ich mich, erschöpft vom Spiel, von der Augenbinde befreit hatte.
Clarion nickte mir zu. »Yarzinth wird Euch ungesehen in den Bischofspalast bringen, vertraut ihm!« instruierte sie mehr Roç und Yeza als mich, der ich eh zu folgen hatte. Hätte sie es nicht ausdrücklich gesagt, wäre mir dieser Yarzinth ziemlich suspekt erschienen. In seinem bartlosen, flächigen Gesicht schwammen die Augen so starr und flach Fischaugen! Doch es war wohl vor allem das völlige Fehlen von Augenbrauen, das den langen Kopf so unangenehm auf mich wirken ließ.
Die Kinder turnten schnell durch das Gestänge hinauf nach achtern, kaum dass ich ihnen folgen konnte. Clarion umarmte sie, ihre psalmodierenden Nonnen winkten ihnen verstohlen zu, sie hatten alle Yeza und Roç ins Herz geschlossen.
Wir verließen die Triëre, und Yarzinth steuerte auf ein verlottertes Lagerhaus zu, das sich dem Kai gegenüber auf Stelzen erhob. Im von Abfall übersäten Hinterhof flohen etliche Ratten bei unserem Kommen und wiesen uns den Einstieg in die ungastliche Kanalisation.
Weder Yeza noch Roç schauderten zurück, nur ich hielt mir die Nase zu und fürchtete um meine nackten Zehen in den Sandalen. Yarzinth kletterte vorweg und reichte den Kindern die Hand, bis sie Halt in dem schlammigen Untergrund gefunden hatten. Roç hielt Pfeil und Bogen bereit, Yeza umklammerte ihren Dolch, doch die Ratten griffen uns nicht an, sondern entschwanden quiekend in der Tiefe der Kloake, deren gurgelnder Fluss im gemauerten Bett zu unseren Füßen dem Meer entgegeneilte. Nachdem wir uns schweigend etwa dreihundert Fuß durch den glitschigen Morast getastet hatten, bog Yarzinth seitlich ab. Klares Wasser strömte jetzt um unsere Knöchel, der Gang war enger geworden und stieg in Windungen kräftig an, bis ein dicker Mauerwall uns den Weg verbaute. Davor drehte sich rasselnd eine Gittertrommel mit messerscharfen Haken. Ein Schaufelrad trieb sie mit j…