Die Energieversorgung der Zukunft ist unsicher. Ein radikaler Kurswechsel steht uns bevor: Noch dominieren global die fossilen Energieträger Öl, Kohle und Erdgas das Energiesystem. Doch ihr Ende ist absehbar: Sie verursachen politische und gesellschaftliche Konflikte, Preisrisiken und beeinflussen das Klima in verheerender Weise. Die Atomenergie ist keine Alternative, sie verlagert Risiken statt sie abzubauen. Dieses Buch zeigt, wie eine Energieversorgung ohne fossile Energieträger und ohne Uran gelingen kann. Es verdeutlicht, vor welchen globalen Herausforderungen die Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer stehen. Es benennt die Technologien und Instrumente, die global Energieeffizienz und erneuerbaren Energien zum Durchbruch verhelfen können. Nur so können Risiken verringert und kann der Energiehunger der Schwellen- und Entwicklungsländer nachhaltig gestillt werden. Die hier skizzierte sanfte Energierevolution ist der Schlüssel zu einem weltweit sozial- und naturverträglichen Energiesystem.

Peter Hennicke, war lange Jahre Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie. Er war Mitglied mehrerer Enquete-Kommissionen des Deutschen Bundestages zum Thema und ist einer der wichtigsten Meinungsführer der ökologisch orientierten Energieforschung in Deutschland. Susanne Bodach, Architektin, studierte am Institut für Technologie und Ressourcenmanagement der Fachhochschule Köln mit Schwerpunkt erneuerbare Energien und Energieffizienz in Schwellen- und Entwicklungsländern. Seit 2007 arbeitet sie zusammen mit dem Wuppertal Institut als Nachwuchswissenschaftlerin.

Autorentext
Peter Hennicke, war lange Jahre Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie. Er war Mitglied mehrerer Enquete-Kommissionen des Deutschen Bundestages zum Thema und ist einer der wichtigsten Meinungsführer der ökologisch orientierten Energieforschung in Deutschland. Susanne Bodach, Architektin, studierte am Institut für Technologie und Ressourcenmanagement der Fachhochschule Köln mit Schwerpunkt erneuerbare Energien und Energieffizienz in Schwellen- und Entwicklungsländern. Seit 2007 arbeitet sie zusammen mit dem Wuppertal Institut als Nachwuchswissenschaftlerin.

Leseprobe
KAPITEL 2

Die Fortschreibung heutiger Energiesysteme ist nicht nachhaltig

Die heutigen weltweit eingesetzten Energiesysteme basieren vorwiegend auf den fossilen und nicht erneuerbaren Energieträgern Öl, Kohle und Erdgas. Damit ist das Weltenergiesystem per se klimaunverträglich und angesichts endlicher Rohstoffe auch langfristig nicht versorgungssicher. Dagegen spielen moderne erneuerbare Energien noch keine dominante und die Kernenergie im weltweiten Durchschnitt nur eine untergeordnete und in armen Entwicklungsländern praktisch keine Rolle. Jeder einzelne Energieträger erfordert spezifische infrastrukturelle Voraussetzungen und besitzt deshalb auch eine andere Bedeutung für das Gesamtsystem und seine mögliche Richtungsänderung. In einigen Fällen kann ein Energieträger einfach ersetzt werden, in anderen Fällen wie zum Beispiel bei Öl im Transportsektor nicht; in manchen Fällen und Regionen ist eine unterbrechungsfreie Versorgung mit Strom problemlos möglich, in anderen Fällen stellt sie große Anforderungen an Planung und Netzverbundsysteme. Dies hängt nicht nur mit der Bereitstellungsstruktur an sich zusammen, sondern auchmit demjeweiligen Einsatzzweck des Energieträgers. Kohle als Primärenergieträger wird im Kraftwerksbereich für die Strom- und Wärmeerzeugung eingesetzt. Ebenso gilt dies für Erdgas, das auch zu einem immer größeren Teil die direkte Wärmenutzung im Gebäudebereich übernimmt. Erdöl dominiert im Transportsektor, seine Bedeutung im Kraftwerksbereich und für die direkte Wärmebereitstellung im Gebäudesektor nimmt rapide ab.

Dominanz fossiler Energieträger
2.1 Großstrukturen und Versorgungssicherheit

Im Kraftwerksbereich konnten über Jahrzehnte Größeneffekte genutzt werden, was dazu führte, dass Infrastrukturenmit großskaligen Erzeugungseinheiten sowie ebenso großmaßstäbliche Leitungs- und Verteilungseinheiten entstanden. Ein hoher Grad an technischer Zentralisierung und ökonomischer Vermachtung von Märkten war die Folge. Das führte eine Zeit lang zu spezifischen Kostensenkungen ("economies of scale"), erweist sich jedoch auf liberalisierten Märkten und angesichts der nicht nachhaltigen Primärenergiestruktur zunehmend als eine Innovationsbremse und als massive Behinderung von Wettbewerb und Strukturwandel. Hinzu kommt, dass an lokale Bedingungen angepasste dezentrale Energiesysteme häufig schon jetzt kostengünstiger sind, wenn auf großtechnische Antransport- und Verteilungsnetze sowie Reservevorhaltung verzichtet werden kann.

Zentralität und großmaßstäbliche Strukturen

Moderne Energiesysteme müssen eine unterbrechungsfreie Rund-um-die-Uhr-Versorgung liefern, d.h. Versorgungssicherheit garantieren. Eine unvorhergesehene Unterbrechung kann für moderne Wirtschaften katastrophale Auswirkungen haben. Das gilt vor allem beim Strom, von dessen unterbrechungsfreier Versorgung z.B. alle weltweiten Informations- und Kommunikationssysteme wie etwa das Internet abhängen. Anders als bei den Primärenergieträgern Kohle oder Erdöl ist die Speicherung von Strom ein weit schwierigeres Problem. Effiziente Technologien für die großmaßstäbliche Stromspeicherung sind derzeit noch nicht im ausreichenden Umfang marktreif. Deswegen müssen Kraftwerke ständig bereitstehen, umden schwankenden Strombedarf ausgleichen zu können oder bei Ausfall größerer Kraftwerkseinheiten Reserven vorzuhalten. Dies macht ein Großkraftwerkssystemprinzipiell verwundbarer als eine Vielzahl miteinander verbundener Kleinkraftwerke. Die Speicherung von Stromzum Beispiel durch sogenannte Pumpspeicherkraftwerke kann zur Problemlösung beitragen, wenn die regionalen Bedingungen vorliegen. An weiteren Speichertechniken für Strom, aber auch für Wärme wird intensiv gearbeitet.

Bedarf nach konstanter und ausfallsicherer Versorgung

Die Notwendigkeit, eine konstante Verso

Inhalt
1;EnergieREVOLUTION;1
2;Inhalt;7
3;KAPITEL 1. Transformation in eine "postkarbone Gesellschaft";11
4;KAPITEL 2. Die Fortschreibung heutiger Energiesysteme ist nicht nachhaltig;21
4.1;2.1 Großstrukturen und Versorgungssicherheit;22
4.2;2.2 Fossile Energieträger;25
4.3;2.3 Energiestrukturen in Entwicklungs-und Schwellenländern;28
4.4;2.4 Risiken heutiger Energiesysteme;33
5;KAPITEL 3. Was ein modernes Energiesystem ausmacht;45
5.1;3.1 Gerechtigkeit im Ressourcen- und Umweltraum;46
5.2;3.2 Die Modelle der Zukunft;54
5.3;3.3 Wie lassen sich die richtigen Wege finden?;60
6;KAPITEL 4. Technologien für Nachhaltigkeit;69
6.1;4.1 Solarstrahlung;71
6.2;4.2 Windenergie;80
6.3;4.3 Geothermie;84
6.4;4.4 Biomasse;86
6.5;4.5 Wasserkraft;91
6.6;4.6 Meeresenergie;94
6.7;4.7 Nutzungsstand der erneuerbaren Energien;94
6.8;4.8 Potenziale der Erneuerbaren;101
6.9;4.9 Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und ihre Potenziale;103
7;KAPITEL 5. Das Energieproblem in Entwicklungsländern;109
7.1;5.1 Subventionen - wirksames, aber gefährliches Politikinstrument;111
7.2;5.2 Energieproduktivität;115
7.3;5.3 Externe Kosten;117
7.4;5.4 Energie und Entwicklung;120
7.5;5.5 Energie und Armut;123
7.6;5.6 Energie und Gesundheit;128
7.7;5.7 Landflucht und Ballungsräume;130
7.8;5.8 Bildungs- und Entwicklungschancen für Frauen und Kinder;131
7.9;5.9 Entwicklung ermöglichen;132
8;KAPITEL 6. Lösungsansätze für Entwicklungsländer;135
8.1;6.1 Anforderungen an die Energieversorgung der Zukunft;136
8.2;6.2 Erneuerbare Energien und Energieeffizienz;144
8.3;6.3 Dezentrale Versorgung und zentrale Stromerzeugung auf Basis der Erneuerbaren;149
8.4;6.4 Umsetzungsoptionen;153
8.5;6.5 Impulse für nachhaltige Entwick…
Titel
Energierevolution
Untertitel
Effizienzsteigerung und erneuerbare Energien als neue globale Herausforderung
EAN
9783865816399
ISBN
978-3-86581-639-9
Format
E-Book (pdf)
Hersteller
Herausgeber
Veröffentlichung
08.04.2010
Digitaler Kopierschutz
frei
Anzahl Seiten
160
Jahr
2010
Untertitel
Deutsch
Auflage
1., Aufl.
Lesemotiv