Die Industrialisierung des Druckwesens und die Entwicklung der Zeitschriftenpresse in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts veränderten die Rahmenbedingungen für literarisches Schreiben grundlegend. Diese Veränderungen sind vielfach unter Stichworten wie dem Verlust ästhetischer Autonomie und den Zwängen des Medienmarktes aufgefasst worden. Petra S. McGillens erstmals auf Deutsch vorliegende Studie zu Theodor Fontanes Medien und Verfahren der Textproduktion zeigt, wie es auch anders geht: Anhand von Fontanes Notizbüchern und anderen Papierwerkzeugen wie Kästen, Mappen und Zeitungsumschlägen arbeitet sie heraus, wie Fontane auf die Industrialisierung der Druckmaschinen mit einer neuen Form von Kreativität antwortete. Journalistische Texte und Prosa-Arbeiten setzte er in einem Workshop aus Versatzstücken zusammen und benutzte dazu einen Materialvorrat, den er mit Unterstützung vieler Helferinnen und Helfer aus der massenmedialen Zirkulation zog, umarbeitete und wieder in die Zirkulation einspeiste. In McGillens Studie wird Fontane somit zum zentralen Vertreter einer Textproduktionspraxis, die sich zwischen frühneuzeitlicher Kompilation und postmodernem Remix aufspannt und die zur Neubewertung der Epoche des bürgerlichen Realismus auffordert.

Autorentext

Petra S. McGillen ist Associate Professor of German Studies am Dartmouth College in New Hampshire. Für The Fontane Workshop wurde sie 2020 mit dem Aldo and Jeanne Scaglione Prize for Studies in Germanic Languages and Literatures der Modern Language Association of America ausgezeichnet. Joe Paul Kroll ist promovierter Historiker und freier Übersetzer.

Titel
Der Fontane Workshop
Untertitel
Realismus-Manufaktur im Zeitalter der Druckmaschinen
Übersetzer
EAN
9783826084331
Format
E-Book (pdf)
Veröffentlichung
06.11.2023
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Anzahl Seiten
320
Lesemotiv