Autorentext
Heidemarie T. Ambros engagiert sich seit 1990 intensiv für die ehemals verfemte Musik und organisiert im Rahmen von "musica reanimata", ab 2013 "musica suprimata", Kolloquien und Konzerte in Deutschland und Rumänien. Sie leitet die Edition Hannenheim im Musikverlag Boosey & Hawkes, Berlin, sowie die Edition Herschkowitz im Hollitzer Verlag, Wien, beides mit der finanziellen Unterstützung des Musikverlags Schott, Mainz.
Alexei Lubimov gilt als einer der originellsten und mannigfaltigsten Klavierspieler von heute. Einer der letzten Schüler des großen Klavierpädagogen Heinrich Neuhaus, zeigte er schon während seines Studiums am Moskauer Konservatorium großes Interesse an der Neuen Musik. 1968 gab er wagemutig ein Premieren-Konzert mit Werken von John Cage und Terry Riley und in der Folge (1972-1976) Konzertprogramme mit Werken Schönbergs und Weberns. In diese Zeit fällt auch sein Studium der Musikanalyse bei Philip Herschkowitz. Er war Gründer des Avantgarde-Festivals "Alternativa" in Moskau 1988 sowie des Arnold-Schönberg-Festivals 1999. Alexei Lubimov unterrichtete am Moskauer Konservatorium (1997-2022) als Leiter und Professor der Fakultät für historische und zeitgenössische Aufführungspraxis und bekleidete viele Jahre eine Professur an der Universität Mozarteum in Salzburg.
Die Pianistin Elisabeth Leonskaja gehört zu den bedeutendsten Interpreten unserer Zeit. Für ihr Lebenswerk wurde ihr 2020 der International Classical Music Award (ICMA) verliehen. Einige Jahre zuvor erhielt sie von ihrem Geburtsland Georgien die höchste Auszeichnung des Landes "Priesterin der Kunst". In ihrer Wahlheimat Österreich wurde ihr das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erster Klasse für besondere Verdienste um die Kultur des Landes verliehen. 2024 bekam sie in London die Wigmore Hall Medal.
Ihre künstlerische Entwicklung verdankt sie dem legendären Pianisten Swjatoslaw Richter, der früh ihre außerordentliche Begabung erkannte und förderte. Die Partnerschaft der beiden entwickelte sich zur Freundschaft und hielt bis zu Richters Tod 1997 an. 1978 verließ Elisabeth Leonskaja die Sowjetunion in Richtung Österreich und feierte mit einem umjubelten Konzert bei den Salzburger Festspielen den Auftakt zu ihrer großen Karriere. Seither tritt sie als Solistin weltweit mit den führenden Orchestern und Dirigenten auf und gibt Solo-Rezitals in allen großen Konzertsälen Europas. Als Pianistin liegt ihr neben den solistischen Auftritten die Kammermusik am Herzen. Eine langjährige musikalische Freundschaft verband sie mit dem Alban Berg Quartett; die gemeinsamen Einspielungen gelten als legendär. Zahlreiche Preise schmücken Elisabeth Leonskajas umfangreiche Diskografie.
Alexei Grots wurde 1988 in Moskau geboren. Er studierte zunächst Musik bei Vera Khoroshina, einer Schülerin von Heinrich Neuhaus, 2007-2014 am Moskauer Konservatorium am Institut für historische Aufführungspraxis und zeitgenössische Interpretation bei Alexei Lubimov. In dieser Periode entstand sein tiefgehendes Interesse für Musik und Lehre der Neuen Wiener Schule. Sowohl als Interpret als auch in seiner schöpferischen Tätigkeit zeigt er eine Vorliebe für die Musik des 18. Jahrhunderts sowie der Moderne und der Gegenwart.
Er nahm teil an Meisterkursen und Workshops von prominenten Cembalisten wie Pierre Hantaï und Skip Sempé. Nach den Meisterkursen im Arnold Schoenberg Center in Wien gab es eine Mehrzahl von Konzerten und Forschungsaufträgen. 2011 führte er beim Kammermusikfestival in Jerusalem sein Arrangement der Oper Wozzeck von Alban Berg für Streichquartett, Kontrabass und Klavier auf (2010 bei Universal Edition erschienen). 2012-2022 vervollständigte er seine pianistische Ausbildung an der Universität Mozarteum Salzburg unter Jacques Rouvier sowie in Orgelspiel unter Hannfried Lucke. Seit 2015 ist er Senior Lecturer an seiner österreichischen Alma mater.
Inhalt
Geleitwort Alexei Lubimov "Wenn Beethoven Du zu mir sagt " Leonid Hoffman BIOGRAFISCHES Der Komponist Philip Herschkowitz Biografie Margarete Buch Ein Gast von einem unbekannten Planeten oder Musik mit den Augen von Philip Herschkowitz Dmitri Smirnov Erinnerungen an Alban Berg Briefe an Alban Berg in Auswahl Some Thoughts on Lulu Brief an Robert Merkin Briefe an George Perle Brief an Heinrich Böll Über eine Zeit, in der Gott war Brief an Pierre Boulez Brief an Alfred Schlee Brief an Elisabeth Leonskaja Brief an Alexei Lubimov Landwirtschaftliche Ideen Aperçus Bonmots: Herschkowitz paradox, ironisch und satirisch DAS MUSIKTHEORETISCHE WERK Die tonalen Quellen des schönbergschen Zwölftonsystems Weberns Formenlehre Einiges zum Hauptthementyp der Sonatenform: Klaviersonate Nr. 15 D-Dur, op. 28 (Pastorale) Anatomie des dritten Satzes der 1. Klaviersonate Beethovens (op. 2 Nr. 1) Beethoven, Sonate Nr. 3, C-Dur, op. 2 Nr. 3 Zum Problem der Klaviersonate Nr. 21 C-Dur, op. 53 "Waldstein" Der 1. Satz der 22. Klaviersonate F-Dur, op. 54 Klaviersonate Nr. 26 in Es-Dur op. 81a ("Les Adieux") Ludwig van Beethoven, 28. Klaviersonate, A-Dur op. 101 (Materialien) "N.B." Bemerkenswerte beethovensche Phänomene Verschiedenes zum Superzyklus Fragment zum Streichquartett Nr. 7 F-Dur, op. 59 No. 1 Erster Satz des 12. Streichquartetts op. 127, Es-Dur: Versuch einer Darlegung der Strukturessenz Streichquartett Nr. 15 a-Moll, op. 132 Formale und harmonische Inversionen im Finale der 3. Symphonie von Beethoven Beethovensche Paradoxe Notizen zur Kreutzer-Sonate Mozart und Beethoven Mozart, 18. Klaviersonate (D-Dur, KV 576) Über ein Lied des jungen Mahler Vorbemerkungen zum Schaffen Mahlers Der erste Satz seiner 1. Symphonie 3. Symphonie von G. Mahler, erster Satz: Versuch einer Forschung der Harmonie, Form und Schreibart Mahlers Bemerkungen zum Schaffen G. Mahlers G. Mahler. 1. Symphonie. Erster Satz Dritter Satz der 1. Symphonie Mahlers Einzelne Notizen zur 4. Symphonie von Mahler (erster Satz) Über Mahler im Allgemeinen Was ist "Unsterblichkeit"? On an Invention of Johann Sebastian Bach: About the Problem of the Genesis of Viennese Classical Sonata Form Dodekaphonie und Tonalität DAS KOMPOSITORISCHE WERK Margarete Buch Einleitung Forschungsstand und Quellenlage Details zum Werkverzeichnis Der "Wiener Komponist" Nachwort Anhang 1: Thematisch-systematisches Werkverzeichnis Anhang 2: Chronologische Übersicht der Werke Anhang 3: Bezüge zwischen den Werken Anhang 4: Aufführungen Anhang 5: Liedtexte Analysen einiger Aufführungen von Herschkowitz' Werken Laura Manolache, Gabriel Iranyi, Jörg Siepermann Verzeichnis Studierender bei Herschkowitz Personenverzeichnis Bibliografie Biografien der Herausgeber:innen Danksagung