Der Begriff der Kreativität steht hoch im Kurs, das Schöpferische wird als bedeutender Wert angesehen. In Erziehung, Ausbildung, Berufstätigkeit und alltäglicher Lebensführung finden kreative Prozesse zunehmend Beachtung. Dabei herrscht eine bemerkenswerte Unklarheit, was Kreativität eigentlich bedeutet. Neurobiologen meinen, dass sie durch Geschwindigkeit und Komplexität der Informationsverarbeitung bedingt sei. Psychologen haben den Flow entdeckt, der kreative Tätigkeiten begleitet und der mit der Freisetzung von Glückshormonen einhergeht. Kulturwissenschaftler beschäftigen sich mit dem geheimnisvollen »Kuss der Musen« und beschreiben vielfältig schöpferische Prozesse. Doch es fehlt eine kohärente Theorie des Kreativen, die als Grundlage für die Förderung von Kreativität in Erziehung und beruflicher sowie persönlicher Lebensgestaltung dienen kann. Das neue Buch von Rainer M. Holm-Hadulla bietet eine Synthese von kulturellen, psychologischen und neurobiologischen Kreativitätsvorstellungen. Dabei bildet das Wechselspiel zwischen Schöpfung und Zerstörung, Ordnung und Chaos, Konstruktion und Destruktion den roten Faden. Daraus ergeben sich praktische Konsequenzen für die alltägliche wie auch außergewöhnliche Kreativität. Künstlerpersönlichkeiten wie Goethe und Jim Morrison geben Beispiele ab für Umgang und Nutzung der ambivalenten schöpferischen Kraft eines Menschen.
Autorentext
Prof. Dr. Rainer M. Holm-Hadulla lehrt an der Universität Heidelberg und hat sich auch international als Kreativitätsforscher einen Namen gemacht. Gastprofessuren führten ihn nach Südamerika und China. 2009 wurde er an das Internationale Kolleg »Morphomata« der Universität zu Köln berufen und 2010 an das Marsilius Kolleg der Universität Heidelberg. Er ist als Berater, Coach und Psychotherapeut von Studierenden, Wissenschaftlern, Künstlern, Unternehmern und Politikern sowie als Lehranalytiker tätig.
Zusammenfassung
The idea of creativity enjoys great popularity: Everywhere inventiveness is perceived as something of high value. Whether in education, training, professional activities or everyday life, creative processes are considered important and valuable. Yet there is a considerable ambiguity as to what creativity actually means. Neurobiologists, for example, think creativity is determined by the speed and complexity of one's information processing. Psychologists, on the other hand, point to the "flow" accompanying all creative activities and the parallel release of endorphines. Cultural scientists concern themselves with the "kiss of the muse" and describe complex processes of creation. Throughout there is a lack of a coherent theory describing creative processes which could serve to further creativity in both the educational milieu and in professional and personal life.This volume by Rainer M. Holm-Hadulla provides a synthesis of cultural, psychological and neurobiological perceptions of creativity. He emphasizes the interplay between creation and destruction, order and chaos, construction and deconstruction. This results in many practical consequences for both ordinary and extraordinary forms of creativity. Artistic personalities such as Goethe and Jim Morrison provide examples of how humans display and use their ambivalent creative powers.