Qualität als wissenschaftliche Superidee und als generalisierbares Ideal der Medizin ist theoretisch und praktisch unhaltbar und unfruchtbar, weil Qualität nicht letztgültig ableitbar oder legitimierbar und daher auch alles andere als kritikresistent ist. Das schmerzt gerade im Fall der Medizin, die uns wie kaum eine andere Disziplin und menschliche Tätigkeit existenziell betrifft und wo Willkür und Beliebigkeit keinen Platz haben dürfen und doch in diesem oder jenem Fall immer wieder unterstellt werden können. Der Ruf nach Qualität in der Medizin ist daher vielleicht auch ein nostalgischer Reflex auf die zunehmende Komplexität der Gesellschaft, in der wir leben. Dennoch, als Effekt einer praktisch-systematisch waltenden medizinischen Vernunft für das Gemeinwesen und für den Einzelnen, als das, was bei uns als Gut und gut ankommt, bleibt sie fundamental. Sie ist das Movens der Medizin, was sie treibt und was unverzichtbar ist für die glückliche Entwicklung regionaler und globaler Gesellschaftsneuordnungen. Wider den vorherrschenden Wirtschafts-, Markt-, Medien- und Politikdruck zählt und bleibt das, was beim Menschen fraglos als dessen ureigener Gesundheitserhalt, gewissermaßen als Gesundheitszugewinn oder Gesundheitswiedergewinn der Fall ist. Dafür, um dies für unsere Zeit deutlicher zu sehen, dieser Band.
Qualität ist im gestörten Markt des Gesundheitswesens als wettbewerbliches Differenzierungsmerkmal gegenüber allen übrigen Kriterien, aller Mehrdeutigkeit zum Trotz, höchst privilegiert: Jede Form von Wettbewerb, die in den vergangenen Jahrzehnten politisch initiiert wurde, wurde über Qualitätszuwächse gerechtfertigt; so zum Beispiel der Wettbewerb zwischen den Kassen sowohl bei Seehofer als auch bei Schmidt und bis heute. Es ist unvorstellbar, dass ein Politiker, ganz gleich welcher Couleur, argumentierte: Wir möchten in Deutschland die preiswertesten Krankenhäuser der Welt schaffen. Dieser Band beleuchtet daher Geschichte und Gegenwart des Qualitätsbegriffes in der Medizin; er fragt, was von Qualität messbar, was lediglich als soziales Konstrukt kommuniziert werden kann (zum Beispiel der ärztliche Habitus); er erläutert die Entwicklung von Qualitätskultur und Qualitätssicherung in vergleichbaren modernen Industrien; er zeichnet das Spannungsverhältnis von normativem Rahmen und öffentlichem Anspruch (angemessene vs. maximale Versorgung) auf; er lässt Experten wie Laien zu Wort kommen letztere in einer Synthese aus bereits vorliegenden Bevölkerungsbefragungen.
Vorwort
So erfüllen Ärzte und Kliniken die Erwartungen von Patienten und Öffentlichkeit
Autorentext
Dr. Ralph Kray ist Executive Scholar-in-Residence in Healthcare Management und Mitglied der Fakultät der Carey Business School an der Johns Hopkins University, Baltimore/USA. Außerdem ist er Gastforscher und Programmkoordinator an der Medizinischen Universität Wien.
Christoph Koch, MBA, ist Ressortleiter Wissenschaft und Medizin beim Magazin stern, Hamburg.
Professor Dr. Peter T. Sawicki forscht und lehrt am Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE) der Universität zu Köln und arbeitet als niedergelassener Internist in Duisburg.
Klappentext
Qualität in der Medizin dynamisch denken
Qualität als wissenschaftliche "Superidee" und als generalisierbares Ideal der Medizin ist theoretisch und praktisch unhaltbar und unfruchtbar, weil Qualität nicht letztgültig ableitbar oder legitimierbar und daher auch alles andere als kritikresistent ist. Das schmerzt gerade im Fall der Medizin, die uns wie kaum eine andere Disziplin und menschliche Tätigkeit existenziell betrifft und wo Willkür und Beliebigkeit keinen Platz haben dürfen und doch in diesem oder jenem Fall immer wieder unterstellt werden können. Der Ruf nach Qualität in der Medizin ist daher vielleicht auch ein nostalgischer Reflex auf die zunehmende Komplexität der Gesellschaft, in der wir leben. Dennoch, als Effekt einer praktisch-systematisch waltenden medizinischen Vernunft für das Gemeinwesen und für den Einzelnen, als das, was bei uns als "Gut" und "gut" ankommt, bleibt sie fundamental. Sie ist das Movens der Medizin, was sie treibt und was unverzichtbar ist für die glückliche Entwicklung regionaler und globaler Gesellschaftsneuordnungen. Wider den vorherrschenden Wirtschafts-, Markt-, Medien- und Politikdruck zählt und bleibt das, was beim Menschen fraglos als dessen ureigener Gesundheitserhalt, gewissermaßen als Gesundheitszugewinn oder Gesundheitswiedergewinn der Fall ist. Dafür, um dies für unsere Zeit deutlicher zu sehen, dieser Band.
Der Inhalt
- Dimensionen des Qualitätsbegriffs
- Die Dynamik der Qualität und ihre Widerstände
- Die Dynamik der Qualität und ihre Treiber
Die Herausgeber
Dr. Ralph Kray ist Executive Scholar-in-Residence in Healthcare Management und Mitglied der Fakultät der Carey Business School an der Johns Hopkins University, Baltimore/USA. Außerdem ist er Gastforscher und Programmkoordinator an der Medizinischen Universität Wien.
Christoph Koch, MBA, ist Ressortleiter Wissenschaft undMedizin beim Magazin stern, Hamburg.
Professor Dr. Peter T. Sawicki forscht und lehrt am Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemologie (IGKE) der Universität zu Köln.
Inhalt
Qualität im Gesundheitswesen: Begriffsgeschichte, institutioneller Rahmen, rechtliche Voraussetzungen.-Qualitätsnormen, Standards, Messbarkeit und Wirtschaftlichkeit.-Case Studies, Praxis des Qualitätsmanagements.-Wettbewerbliche Nutzung von Qualität.