Robert I. Sutton, geboren 1954 in Chicago, ist Professor für Management Science, Engineering und Organizational Behaviour an der Stanford Business School. Er ist Berater für viele weltweit tätige Unternehmen und lebt in Menlo Park, Kalifornien. Sein Buch 'Der Arschloch-Faktor' wurde weltweit zu einem Bestseller.
Autorentext
Robert I. Sutton, geboren 1954 in Chicago, ist Professor für Management Science, Engineering und Organizational Behaviour an der Stanford Business School. Er ist Berater für viele weltweit tätige Unternehmen und lebt in Menlo Park, Kalifornien. Sein Buch "Der Arschloch-Faktor" wurde weltweit zu einem Bestseller.
Leseprobe
1 8000 E-Mails
Ich habe dieses Buch geschrieben, um eine Frage zu beantworten, die mir schon viele Tausend Mal gestellt worden ist. Der Wortlaut variiert zwar, aber im Prinzip läuft es immer hinaus auf: »Ich muss mich mit einem Arschloch (oder einem ganzen Haufen davon) herumschlagen. Helfen Sie mir! Was kann ich tun?« Im Folgenden ein paar Beispiele aus meiner täglichen Dosis an Arschloch-E-Mails.
Von einem Arzt an einem »durch und durch dysfunktionalen« Krankenhaus und mit einem »Teamleiter, der so unsensibel ist, wie man es sich nur vorstellen kann«:
Was soll ein Untergebener tun? Ich kann den Kopf gesenkt halten, mich so gut es eben geht um meine Patienten kümmern und versuchen, die Gemeinheiten zu ignorieren. Aber in so einer Umgebung zu arbeiten ist unglaublich demoralisierend.
Ein lutherischer Priester aus Illinois schreibt:
Ein Großteil der Arbeit in unserer Kirche wird von unbezahlten Helfern erledigt, die hin und wieder die Gefühle anderer Freiwilliger verletzen. Haben Sie irgendeine Idee, wie man mit fiesen Leuten umgeht, die sich freiwillig engagieren?
Ein pensionierter deutscher Fabrikmanager fragt:
In meinem Berufsleben bin ich mindestens drei Mal durch das Betreiben von Arschlöchern, Arseholes, Connards de vente, Stronzi und dergleichen gefeuert worden. Welchen Rat kann ich meinem Sohn geben, damit er nicht dasselbe Schicksal erleidet?
Ein CEO aus dem Silicion Valley schreibt:
Angesichts der Vielzahl von Start-ups und so vielen Risikokapitalgebern ohne einen Funken operativer Erfahrung in den Aufsichtsräten frage ich mich, ob Sie sich jemals mit »Boardholes« (Aufsichtsratslöchern) oder ganz und gar dysfunktionalen Aufsichtsräten (vulgo »Aufsichtsidioten«) beschäftigt oder darüber geschrieben haben?
Und schließlich von einer Bibliothekarin aus Washington D. C.:
Ich bin umzingelt von russischen Arschlöchern. Hilfe!
In der einen oder anderen Form wird mir diese Frage praktisch jeden Tag gestellt. Sie erreicht mich in E-Mails und via Twitter, über LinkedIn und Facebook. Studenten, Kollegen, Kunden, Freunde, Feinde und Verwandte stellen sie bei allen möglichen Veranstaltungen, in Seminaren und bei Fakultätssitzungen, auf Hochzeiten und bei Beerdigungen. Etwa einmal pro Woche ruft jemand, den ich nicht kenne, in meinem Büro in Stanford an und stellt mir ebendiese Frage. Mich haben schon Kassierer bei Costco und Walgreens um Überlebenstipps im Umgang mit Arschlöchern gebeten, Krankenschwestern und Ärzte von der Cleveland Clinic und am Stanford Hospital, Flugbegleiter von Fluggesellschaften wie Air France und United Airlines, Bauarbeiter in San Francisco und Idaho, Uber-Fahrer in Dubai und San Francisco, Subway-Passagiere in New York City und BART-Reisende in San Francisco, U. S.-Marines in Afghanistan, ein Gefängniswärter in Texas, mehrere katholische Priester, ein jüdischer Kantor (und die Frau eines jüdischen Kantors), um die 50 Anwälte und mindestens ein Dutzend CEOs. Allein in den letzten Monaten habe ich die Frage von einem Chirurgen in New York gehört, vom Studiendekan einer kleinen geisteswissenschaftlichen Universität, einem Psychologen der US-Army, einer Gruppe von Bachelorstudenten an einer französischen Universität (via Skype), einem Polizeibeamten in Stanford, von meinem Friseur Woody und sogar von meiner Mutter.
Dass mich so viele Leute danach fragen, ist kein Wunder. Seinen Anfang nahm alles, als ich mein 2007 erschienenes Buch Der Arschloch-Faktor schrieb (und, ein paar Jahre zuvor, einen in dieselbe Richtung zielenden Essay für die Harvard Business Review).[01] Damals ging ich davon aus, dass diese Arschloch-Sache ein kurzes Intermezzo bleiben und ich nach Ablauf etwa