In der Entwicklung der Infotainmentsysteme der Audi AG soll neben der Klangqualitt, anhand derer die Infotainmentsysteme vorrangig fr die Musikwiedergabe optimiert werden, die Sprachverstndlichkeit bei der Qualittsbewertung in den Fokus rcken. Dieser Anspruch entwickelt sich daraus, dass zunehmend sprachliche Inhalte in den Fahrzeugen genutzt werden. Die Literatur zur Qualitt von Sprache zeigte auf, dass die Sprachverstndlichkeit nur ein Merkmal des mehrdimensionalen Konstrukts Sprachqualitt ist, aber ein sehr wichtiges. Ist die Sprachverstndlichkeit schlecht, dominiert sie die Sprachqualitt. Erst wenn ein hohes Ma an Sprachverstndlichkeit erreicht ist, gewinnen andere Qualittsmerkmale an Einfluss. Der Vorteil der Sprachverstndlichkeit ist, dass sie im Unterschied zu anderen Qualittsdimensionen als nahezu objektives Kriterium bezeichnet werden kann. Der Nachteil der Sprachverstndlichkeit ist ihre schnelle Sttigung mit zunehmendem Sprachsignal-Rausch-Abstand (SNR). In diesem Bereich spiegeln subjektive Qualittsmerkmale noch Unterschiede in den akustischen Bedingungen wider. Ein weiterer Vorteil der Sprachverstndlichkeit ist, dass fr einige akustische Bedingungen gut evaluierte, objektive Messinstrumente zu deren Vorhersage existieren - die Sprachindizes, wie der Sprachverstndlichkeitsindex (SII) und der Sprachbertragungsindex (STI). Jedoch liegen kaum Untersuchungen zur Vorhersagegte der Sprachindizes unter den speziellen akustischen Bedingungen im Fahrzeug vor. Somit war eine Aufgabe dieser Arbeit, die Gte verschiedener Sprachindizes bei deren Anwendung im Fahrzeug systematisch zu untersuchen. Anhand der theoretischen Darstellungen konnte auerdem abgeleitet werden, dass die Sprachverstndlichkeit zwar ein notwendiges aber nicht hinreichendes Merkmal einer guten Hrsituation darstellt. Deshalb wurde weiterhin der Beitrag der Sprachindizes zur Bestimmung der Kommunikationsqualitt im Fahrzeug untersucht. Dazu wurde im ersten Teil der Arbeit verschiedenste akustische Bedingungen im Fahrzeug aufgezeichnet und anschlieend analysiert. Im Ergebnis zeigte sich, dass in den Fahrzeugen sowohl bzgl. der Strgeruschsituation als auch der Sprachbertragungswege eine sehr komplexe akustische Situation herrscht. Ein Teil dieser Aufnahmen wurde anschlieend in den Experimenten zur Erhebung der Sprachverstndlichkeit (Experiment 1 und 2) und der Kommunikationsqualitt (Experiment 3) eingesetzt. Fr die empirische Erhebung der Sprachverstndlichkeit in den Experimenten 1 und 2 bekamen die Versuchspersonen die im Fahrzeug aufgezeichneten Signale per Kopfhrer prsentiert. Unter den dargebotenen Sprachsignal-Strgerusch-Bedingungen wurde mit den Versuchspersonen ein Sprachverstndlichkeitstest durchgefhrt. Genauer gesagt, wurde fr jede dieser Bedingungen der Speech Reception Threshold (SRT) erhoben, indem adaptiv der Sprachpegel bestimmt wurde, der bei gleichbleibendem Strgeruschpegel zu einer Sprachverstndlichkeit von 50\% fhrte. Auerdem wurde der SRT wurde durch die Sprachindizes modelliert und zwar auf Basis der Sprachsignal- und Strgeruschspektren der Bedingungen und der Hrschwelle der Versuchspersonen. Der Vergleich der empirischen SRTs mit den durch die Sprachindizes berechneten SRTs fhrte zur Bestimmung der Modellgte der Sprachindizes im Fahrzeug. Im Experiment 1 wurde die Sprachverstndlichkeit in verschiedenen Fahrzeugbedingungen mit dem Fokus auf unterschiedliche Strgerusche untersucht, im Experiment 2 lag der Schwerpunkt auf den Sprachbertragungswegen im Fahrzeug. Im Ergebnis konnte gezeigt werden, dass die Modelle nach einer Erweiterung im Tieftonbereich die SRTs unter den verschiedenen Fahrbedingungen sehr gut vorhersagen knnen. Dies galt sowohl fr die normalhrenden als auch fr die hrgeschdigten Versuchspersonen. Die Modellgte unterschied sich aber zwischen den verschiedenen Sprachindizes und den untersuchten Bedingungen. Die insgesamt beste Vorhersage wurde mit einem binauralen Ansatz erzielt. Dieser zeigte sowohl die hchste absolute Modellgte als auch die hchste Korrelation mit den empirischen SRTs ber die untersuchten Bedingungen hinweg. Die Ursachen fr die Schwankungen der Modellgte konnten aufgrund der Komplexitt der akustischen Bedingungen im Fahrzeug nicht klar zugeordnet werden. Anhand der vorliegenden Daten konnten aber Vorschlge zur Verbesserung der Modelle in einzelnen Situationen abgeleitet werden. Fr die Untersuchung der Kommunikationsqualitt im Experiment 3 wurden in Anlehnung an die Arbeiten verschiedener Autoren die Items Konzentration (Hranstrengung), Belstigung, Lautstrke der Stze und subjektive Sprachverstndlichkeit unter dem Konstrukt Kommunikationsqualitt untersucht. Da bereits andere Autoren zeigen konnten, dass einer der Sprachindizes einen hohen Zusammenhang mit der subjektiven Qualittsdimension Hranstrengung aufwies, sollte in diesem Teil der Arbeit der Beitrag der Sprachindizes zur objektiven Bestimmung der Kommunikationsqualitt untersucht werden. Entsprechend lag der Schwerpunkt der Untersuchungen im Experiment 3 auf dem Zusammenhang zwischen den Sprachindizes und der Sprachverstndlichkeit bzw. der Kommunikationsqualitt oberhalb des SRT. Im Ergebnis zeigte sich sowohl fr die Normalhrenden als auch die Hrgeschdigten, dass die Kommunikationsqualitt oberhalb des SRT sensitiver fr Unterschiede in den akustischen Bedingungen ist als die objektive Sprachverstndlichkeit. Darber hinaus konnte gezeigt werden, dass die Sprachindizes in diesem Bereich einen hheren Zusammenhang mit der Kommunikationsqualitt aufweisen als mit der Sprachverstndlichkeit. Deshalb kann in bereinstimmung mit den Ergebnissen aus der Literatur davon ausgegangen werden, dass die Sprachindizes oberhalb des SRT subjektive Mae, wie die hier untersuchte Kommunikationsqualitt, vorhersagen und nicht die Sprachverstndlichkeit.

Titel
Sprachverständlichkeitsbasierte Modellierung der Kommunikationsqualität im Kfz
EAN
9783736938205
ISBN
978-3-7369-3820-5
Format
E-Book (pdf)
Herausgeber
Veröffentlichung
29.07.2011
Digitaler Kopierschutz
frei
Dateigrösse
6.82 MB
Anzahl Seiten
196
Jahr
2011
Untertitel
Deutsch