Geschichte ist in der Sek. I ein weitgehend mündliches Fach. Während die allgemeine Sprachkompetenz immer weiter zurückgeht, haben viele Schülerinnen und Schüler Schwierigkeiten, sich im Geschichtsunterricht fachangemessen auszudrücken, besonders im schriftlichen Bereich. Geschichtsunterricht an modernen Schulen findet in Klassen statt, deren Schüler unterschiedliche kulturelle und sprachliche Voraussetzungen haben. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, Lehrpersonen dahingehend zu schulen, dass sie die sprachlichen Voraussetzungen von anspruchsvollen Texten im Unterricht klären können. Um Schülerinnen und Schüler über die sprachlichen Voraussetzungen historischen Lernens aufklären zu können, müssen Lehrer die bildungssprachlichen Anforderungen der Gegenstände, die sie lehren, verstehen. Bildungssprache unterscheidet sich von Alltagssprache. Als Aufgabe für Seminarausbildung ergibt sich Handlungsbedarf: Lehramtsanwärter müssen in Planung- und Durchführungsebene geschult werden, im Blick auf sprachsensiblen Geschichtsunterricht fach- und sachangemessene Aufgaben zu stellen. Dem Thema Geschichtsunterricht und Sprache widmet sich der Schwerpunktteil des aktuellen gfh-Heftes.

Autorentext

Prof. Dr. Thomas Martin Buck
Professur für Geschichte und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg, Institut für Sozialwissenschaften

Katharina Grannemann, M.A.
Projektkoordination "Sprachsensibles Unterrichten fördern" an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Institut für Soziologie

Prof. Dr. Christian Kuchler
leitet seit dem Sommersemester 2012 den Lehr- und Forschungsbereich der Didaktik der Gesellschaftswissenschaften an der RWTH Aachen. Nach langjähriger Tätigkeit an verschiedenen Schulen unterrichtete er an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie an der Universität Regensburg. Seit 2015 Vorstandsvorsitzender des Lehrerbildungszentrums an der RWTH Aachen.

Kerstin Lochon-Wagner
Studiendirektorin, Fachleiterin für Geschichte und bilinguale Geschichte am Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung (Zfsl) Bochum

Nicole Stein
Mitarbeiterin des Landesinstituts für Schulentwicklung, 70191 Stuttgart, Referat 32



Zusammenfassung
Geschichte ist in der Sek I ein weitgehend mundliches Fach. Wahrend die allgemeine Sprachkompetenz immer weiter zuruckgeht, haben viele Schulerinnen und Schuler Schwierigkeiten, sich im Geschichtsunterricht fachangemessen auszudrucken, besonders im schriftlichen Bereich. Dabei haben sprachliche Quellen immer noch einen bedeutenden Anteil im Unterricht. Als Aufgabe fur Seminarausbildung ergibt sich Handlungsbedarf: Lehramtsanwarter mussen in Planung- und Durchfuhrungsebene geschult werden, im Blick auf sprachsensiblen Geschichtsunterricht fach- und sachangemessene Aufgaben zu stellen. Dies gilt nicht nur fur sprachliche Quellen, sondern auch fur Bilder, Fotos und Audioquellen. Geschichtsunterricht an modernen Schulen findet in Klassen statt, deren Schler unterschiedliche kulturelle und sprachliche Voraussetzungen haben. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, Lehrpersonen dahingehend zu schulen, dass sie die sprachlichen Voraussetzungen von anspruchsvollen Texten im Unterricht klren knnen. Die Schler werden dadurch dazu befhigt, nicht nur Geschichte, sondern auch (Fach-)Sprache zu lernen. Um Schlerinnen und Schler ber die sprachlichen Voraussetzungen historischen Lernens aufklren zu knnen, mssen Lehrer die bildungssprachlichen Anforderungen der Gegenstnde, die sie lehren, verstehen. Bildungssprache unterscheidet sich von Alltagssprache. Nicht selten haben Schler noch wenig Erfahrung mit den sprachlichen Voraussetzungen der Texte und Aufgaben, die ihnen im Geschichtsunterricht der Schule begegnen. Kurz: Es ist nicht nur wichtig zu erkennen, dass Geschichte eine sprachbasierte Disziplin ist. Geschichtslehrerinnen und Geschichtslehrer mssen bei der Klrung bildungssprachlicher Voraussetzungen historischen Lernens auch untersttzt werden. Bei vielen Lernenden, unabhngig davon, ob ein- oder mehrsprachig, besteht in Deutschland ein groes Defizit im Hinblick auf ihre Lese- und Schreibkompetenz. Dadurch entstehen hufig Verstndnisprobleme im Umgang mit Lehrbuchtexten und Quellen. Diese Kompetenzen entwickeln sich nicht automatisch, sondern bedrfen einer stetigen Einbung und professionellen Entwicklung. Syntaktische Strukturen und entsprechende Begriffe mssen eingefhrt und reflektiert werden. Schlielich gilt es, groes sprachliches Potential ebenso zu erschlieen, wie die Mglichkeit, eigene Denk- und Ausdrucksprozesse bei den Lernenden. Hierdurch wird die wichtigste Kompetenz von allen gefrdert: selbstbestimmtes, kritisches Denken.

Inhalt
Sprachsensibler Geschichtsunterricht Thomas Martin Buck Geschichte und Sprache Vom Sach- zum Sprachfach Kerstin Lochon-Wagner Praxis der Geschichtslehrerausbildung als Grundlage für den sprachsensiblen Geschichtsunterricht Katharina Grannemann, Christian Kuchler (Die) Sprache als Maß aller Dinge. Perspektiven für einen sprachsensiblen Geschichtsunterricht Nicole Stein Historisches Denken und Sprache: Integration und Empowerment durch einen sprachbewussten Geschichtsunterricht Impulse für den Geschichtsunterricht Sebastian Barsch Wem gehört die Erinnerung? Historisches Lernen in Zeiten der Digitalität Geschichte vor Ort Museum Falkensee als außerschulischer Lernort Zahlreiche Buchbesprechungen aus Fachwissenschaft und Fachdidaktik Leitrezensionen Populismus notwendiges Korrektiv oder stete Bedrohung der Demokratie? Ordnung durch massive Gewalt behaupten? Eine neue Geschichte der deutschen Revolution 1918/19
Titel
Sprachsensibler Geschichtsunterricht
Untertitel
geschichte für heute 1/2019
EAN
9783734407871
Format
E-Book (pdf)
Veröffentlichung
07.01.2019
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Anzahl Seiten
144
Lesemotiv