Die Bedeutung von Evaluation für die Qualitätsentwicklung in Schulen ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Mit verschiedensten Ansätzen wird versucht, Strukturen, Prozesse und Ergebnisse pädagogisch-organisationalen Handelns zu verbessern. Sebastian Boller untersucht die kooperative schulinterne Evaluation, in der Lehrkräfte mit externen Evaluatoren in interdisziplinären Teams zusammenarbeiten und gemeinsam Schulentwicklung betreiben. Er zeigt, wie die Akteure ihre jeweiligen Kompetenzen in die Kooperation einbringen und die Interdisziplinarität für Team- und Unterrichtsentwicklung nutzen können. Unterschiedliche Handlungslogiken, Wertmaßstäbe und Sprachformen von Schul- und Wissenschaftssystem führen zwar gelegentlich zu Dilemmata, die qualitativen Mikroanalysen der Studie verweisen jedoch auf Erfolgsbedingungen für Kooperation und zeigen die Potenziale dieser Evaluationsform für schulische Innovationsprozesse auf.
Die Studie behandelt strukturelle, soziale und prozessbezogene Bedingungen kooperativer schulinterner Evaluation, einer Sonderform schulinterner Evaluation, bei der Lehrkräfte mit externen Evaluatoren in interdisziplinären Schulentwicklungsteams zusammenarbeiten. Untersucht werden die Möglichkeiten und Grenzen dieser Evaluationsform vor dem Hintergrund der Debatte
um Schulentwicklung durch das Instrument der Evaluation. Es werden Ergebnisse für die entwicklungsbegleitende Tätigkeit von Evaluationsberatern in schulischen Innovationsprozessen, die evaluationsbezogene Professionalisierung von Lehrkräften und die aktuelle Debatte um Rollenkonstellationen im Kontext von Schulinspektionen geliefert.
Vorwort
Evaluation zur Steigerung der Qualitätsentwicklung in Schulen
Autorentext
Dr. Sebastian Boller ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Wissenschaftlichen Einrichtung Oberstufen-Kolleg / Fakultät für Erziehungswissenschaft (Arbeitsgruppe Schulentwicklung und Schulforschung) der Universität Bielefeld.
Zusammenfassung
Die Zahl der Veröffentlichungen zu den Themen Evaluation und Schulentwi- lung und zur Bedeutung schulischer Kooperation für Innovationsprozesse ist in den vergangenen Jahren sprunghaft angestiegen. Die mittlerweile große Ba- breite unterschiedlicher Konzepte, Verfahren, Projekte und Erkenntnisse sowie die mit diesem Themenfeld verbundene bildungspolitische Dynamik machen den Versuch, sich einen Überblick über den Stand der Diskussion zu verschaffen, zu einem aufwändigen Unternehmen. Ein wenig klarer stellt sich die Situation dar, wenn man den Fokus auf den Bereich schulischer Spezialkontexte richtet: Innerhalb des Schulsystems haben Einrichtungen mit Versuchsauftrag vielfältige Erfahrungen mit der eigenen - novationsfähigkeit. Einen Teil dieses Erfahrungsschatzes zu heben und ihn für den schulpädagogischen und schulpraktischen Diskurs nutzbar zu machen ist Ziel dieser Arbeit: Am Oberstufen-Kolleg Bielefeld, einer Versuchsschule des Landes Nordrhein-Westfalen, standen Lehrkräfte im Zuge einer umfassenden Neuausrichtung des versuchsschulischen Profils vor der Aufgabe, curriculare Innovationen zu entwickeln, in den schulinternen Schulentwicklungsprozess einzubringen und prozessbegleitend zu evaluieren. Unterstützt wurden sie dabei von forschungsmethodisch speziell ausgebildeten Personen, die mit ihnen in Teams zusammenarbeiteten. Die Perspektiven beider Akteursgruppen wurden in einer Organisationsform zusammengebracht, die hier als kooperative schulint- ne Evaluation bezeichnet wird und eine Sonderform schulischer Evaluation d- stellt. Die vorliegende Untersuchung nimmt die Erfahrungen der mehrjährigen Entwicklungs- und Evaluationstätigkeit der beteiligten Akteure zum Anlass, um nach den Verläufen, Problembereichen und Gelingensbedingungen kooperativer schulinterner Evaluation zu fragen und diese Erkenntnisse in die Debatte um künftige Wege in der Schulentwicklung einzubringen.
Inhalt
Theoretische Rahmung im Kontext von Evaluation, Kooperation und Schulentwicklung.- Schulinterne Evaluation. Theoretische und konzeptionelle Perspektiven.- Organisationstheoretische Überlegungen zur Struktur von Schule als lernende Organisation.- Kooperation in der Organisation Schule. Eine Problemperspektive.- Zwischenresümee und Konkretisierung der Untersuchungsfragen.- Empirische Analyse der Rahmenbedingungen, Prozesse und Strukturprobleme kooperativer schulinterner Evaluation.- Das Oberstufen-Kolleg als Gegenstand der Untersuchung.- Methodologische Planung und methodische Durchführung der Untersuchung.- Kooperative schulinterne Evaluation. Die Fälle.- Resümee und Perspektiven. Kooperative schulinterne Evaluation zwischen Anspruch und Wirklichkeit.- Struktur- und Handlungsprobleme kooperativer schulinterner Evaluation.- Gelingensbedingungen kooperativer schulinterner Evaluation.- Das Verhältnis von schulinterner Evaluation, Kooperation und Schulentwicklung. Schlussfolgerungen und Konsequenzen.