Siri und Marku sind ein Paar seit Kindheitstagen und wollen heiraten. Doch der große Standesunterschied der beiden bringt große chwierigkeiten. Denn Siris Vater, der reiche Gutsbesitzer akzeptiert den Arbeitersohn Marku nicht als Schwiegersohn. Er hat einen älteren Mann von gleichem Stanf als Ehemann für seine Tochter ausersehen. Uum dieses Ziel zu verwitklichen, schreckt er vor keiner Itrige zutück, und das Glück von Siri und Marku droht zu zerbtrchen . . . Ein gefühlvoller und dramatischerLiebesroman aus einer anderen Zeit von Simone Scheffer

Leseprobe
Die Sonne erhob sich aus ihrem Wolkenbett, um einen neuen Tag zu begrüßen. Sie drängte ihre Strahlen durch leichte Nebelschleier, die träge vom Moor heraufstiegen. Das kleine Dorf duckte sich hinters Moor, die Heide dehnte sich weit und einsam aus. Der spitze Turm der Kirche stach wie ein mahnender Finger in den Himmel. Die weißen Mauern des Herrenhauses leuchteten in der Morgensonne. Sigrid von Birgenström betrat die große Halle, die mit kostbaren Möbeln und Teppichen ausgestattet war. Über dem mächtigen Kamin hing das überlebensgroße Bild ihrer schönen Mama. Sie lächelte auf die schöne junge Tochter herab. Siri hob den Blick. Es war ihr, als wenn ihre Mama aus dem Rahmen des Bildes heraustreten müsste, um sie an diesem Morgen zu trösten. Mama! Wie schwer doch das Mädchenherz war. Keiner war da, der es getröstet hätte. Ist es wahr, was mir die Ama erzählt hat? Hast du im Moor den Tod gesucht? Immer wieder diese schreckliche Vorstellung, mit der Siri nicht fertig wurde. Schmale Hände griffen nervös an die Schläfen. Marku, wo bist du? Warum kommst du nicht zurück, um mich tröstend an dein Herz zu nehmen?" Es war ein herrlicher Morgen, doch das Herz des Fräuleins von Birgenström war schwer. Siri wandte sich ab. Als sie in den Sonnenschein trat, sah sie ihren Vater hoch zu Roß. Er ritt über den Wirtschaftshof. Siri wandte sich schnell ab, denn sie wollte nicht ihrem Vater begegnen. Seit sie erfahren hatte, dass ihre schöne Mama im Moor den Tod gesucht hatte, mied Siri ihren Vater. Aber sie wanderte auch an diesem schönen Morgen, wie schon so oft, zum Moor hinaus, um darüber nachzudenken, warum ihre Mutter dort den Tod gesucht hatte. Auch an diesem Tag saß sie dort, als hinter ihr im Gebüsch eine Bewegung entstand. Als sie sich umwandte, stand ein junger Mann vor ihr. Dunkelblondes Haar und helle, unternehmungslustige Augen schauten sie erstaunt an. Aber dann huschte ein Zeichen des Erkennens über das hübsche Gesicht des Burschen. Siribimba! rief er. Und dieser merkwürdig verspielte Name klang seit vielen Jahren endlich wieder an ihr Ohr. Sie saß zuerst noch völlig regungslos im Heidekraut. Sie lächelte in sich hinein, und ihr schmaler Körper zitterte. Sie schloss die Augen und bat: Bleibe stehen, wo du bist, Marku! Bitte! Er blieb stehen. Warf der kleinen Moorelfe einen zärtlichen Blick zu. Mein Gott, wie schön sie geworden war. Marku hatte sie zum letzten Male gesehen, als Siri dreizehn Jahre alt war. Bei der Beerdigung der jungen Gutsherrin. Als er daran dachte, flog ein Schatten über sein Gesicht. Siris zärtliche Stimme erlöste ihn aus dunklen Gedanken, die in die Vergangenheit wandern wollten. Marku, Räuberchen! rief sie leise und lockend. Da ließ er sich ebenfalls ins Heidekraut fallen und fasste nach ihren Händen. Siribimba lächelte ihrem Räuberchen innig zu. Wo warst du? Wie hat es dir in der Fremde gefallen? Wirst du jetzt bei mir bleiben, Räuberchen? Werde ich wieder einen Gespielen haben, wie in unseren sorglosen Kindertagen? Ihre veilchenblauen Augen forschten in seinem Gesicht, das sehr männlich geworden war. Sie hob die Hand, ließ Marku gar nicht zu Worte kommen und streichelte ihm über die Wange. Du bist ein Mann, Marku, bist gar nicht mehr mein Räuberchen! sagte sie etwas erstaunt. Und du, Siribimba, du bist eine junge Dame geworden! lachte er. Zum Gespielen werde ich dir nicht mehr dienen dürfen. Das wird dein stolzer Vater nie und nimmer zulassen. Bin ja nur der Sohn vom alten Torfstecher Jan Köllersund. Siri riß erstaunt die Augen auf. Du sprichst eine fremde Sprache, Marku! War dein Vater nicht immer der beste Freund von meinem Vater? Mit wem hat er sich am liebsten unterhalten? Mit dem alten Jan! Der so klug zu schnaken versteht, wie Papa immer sagte. Warum redest du so mit mir? Sie war jetzt zornig, und das stand ihr allerliebst: Marku saß ganz still an ihrer Seite. Er betrachtete sie. Und je länger er sie anschaute, um so zärtlicher klopfte sein Herz. Er war immer schon der Beschützer der zarten Siri Birgenström gewesen. Vier Jahre älter als sie, war er ihr immer stark, groß und zuverlässig erschienen. Quälte sie in den Kindertagen ein Leid, dann ging sie damit nicht zu ihren Eltern, sondern ins Haus des Torfstechers Jan Köllersund. Dort klagte sie ihr Leid, und Frau Senta gab ihr Trost. Und bei Marku suchte sie Schutz! So waren die beiden schon von Kindheit an innig miteinander verbunden. Nun hatten sie sich seit fünf Jahren nicht mehr gesehen. Siri Birgenström war eine junge Dame und Marku Köllersund ein Mann geworden. Warum schaust du mich so an, Marku? Bin ich dir so fremd geworden? Ihre Stimme klang ängstlich. Nein, du bist mir nicht fremd geworden, Siri. Aber ich frage mich, ob es überhaupt Sinn gehabt hat, mir in der Fremde immer wieder zu sagen: ,Du musst die kleine Moorelfe vergessen, Marku! Lache dir ein anderes Mädchen an, das zu dir passt! Da sprang Siri auf die Füße. Ihre Augen konnten Blitze sprühen. So stand sie vor Marku und blitzte ihn an. Marku! So etwas darfst du nie wieder sagen. Du weißt, wir beide gehören zusammen. Er fühlte sich seltsam angerührt von diesen Worten. Auch er erhob sich. Da standen sie voreinander. Siribimba, ich mödite nicgt, dass dir aus deiner Liebe Leid erwächst, sagte er innig. Da hoben sich ihre Arme und legten sich um seinen Hals. Ihr blühender Rosenmund war ihm so nahe, dass er gar nicht anders konnte, als ihn zu küssen. Und sie versanken in diesem Kuss, dass sie nicht bemerkten, wie Gunne Lördal, die hübsdie Angestellte aus dem Herrenhaus, hinter einem Birkenbusch hervortrat und das zärtliche Bild mit hasserfülltem Blick betrachtete. Sie hatte ein Auge auf Marku geworfen. Sie wollte ihn für sich haben, und jetzt stand er umschlungen mit Siri Birgenström da. Sie zog sich zurück, ehe die beiden sie bemerkten. Mir erwächst kein Leid aus deiner Liebe, Marku. Aber das, Räuberchen, mit den anderen Mädchen, das war ein schlechter Scherz von dir! Es sollte eine Maßregelung sein. Aber in ihren Augen stand eine bange Frage. Marku kannte sein Moorelfchen zu gut, als dass er diese bange Frage in ihren Augen nicht erkannt hätte. Er küsste Siri noch einmal sehr zärtlich und strich ihr übers Haar. Du bist mein Glück, Siri, sagte er. Hast du es noch nie gefühlt? Seit du mich unters Joch zwangest, damals warst du erst fünf Jahre alt, bin ich dein mit Leib und Seele! Das ist gut, Räuberchen, lächelte Siri glücklich. Sie zog ihn wieder neben sich ins Heidekraut. Erzähle, Marku. Ich brenne darauf, wie es dir in der Fremde ergangen ist. Siri, ich muss in vier Wochen wieder fort. Ich habe Ferien. Aber im nächsten Jahr mache ich mein Examen, dann ist alles vorbei. Aber ich fürchte, dass ich nicht nach Birgenhain zurückkehren kann. Mein Beruf wird mich in die Welt führen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Du hast eben gesagt, dass du mein bist mit Leib und Seele, Marku. Nun zerstörst du meinen wunderbaren Besitz mit unüberlegten Worten. Bin nicht so verträumt, dass ich nicht weiß, dass ein Mann nicht nur von der Liebe einer Frau leben kann. Natürlich muss er arbeiten. Wenn du mein bist, wie ich dein bin, dann bist du bald der Herr von Birgenström. Von unserem Gut, Marku! Du hast früher einmal zu mir gesagt, dass du dich auf dem Gut wohlfühlst. Ist das jetzt anders geworden? Marku senkte den Kopf. Siri, lass Zeit vergehen, bat er. Mit deinem Vater müssen wir erst einen Ausweg suchen. Dem werde ich als Schwiegersohn nicht recht sein. Er i…
Titel
Das Mädchen vom Moor
Untertitel
Sabrina - Band 6
EAN
9783961273577
Format
E-Book (epub)
Altersempfehlung
ab 14 Jahre
Hersteller
Veröffentlichung
17.12.2023
Digitaler Kopierschutz
frei
Anzahl Seiten
97
Auflage
1. Auflage
Lesemotiv